Blut, Krebs und Infektionen

Vitamin D senkt Krebssterberate: Nicht nur Knochenschutz

Quelle: apotheken.de | 27.01.2025 | FotoHelin/shutterstock.com
 Sonne und Supplemente sorgen beide für einen ausreichend hohen Vitamin-D-Spiegel im Blut.Vitamin D schützt nicht nur vor Osteoporose. Es verhindert auch Krebstodesfälle. Wieviele das bei einer Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D wären, hat das Deutsche Krebsforschungszentrum vorgerechnet.

Krebssterberate um 13 % gesenkt
Große Studien konnten zeigen, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten die Sterberaten an Krebs um etwa 13 % senkt. Der Effekt zeigt sich zum Beispiel in Ländern, die ihre Lebensmittel mit Vitamin D anreichern. Anhand der Daten von 34 europäischen Ländern haben Wissenschaftler*innen vom Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ nun errechnet, wie sich eine generelle Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D auswirkt.

Die Forscher*innen kamen zu dem Ergebnis: In den Ländern, in denen dies erlaubt ist, werden pro Jahr 27.000 Krebstodesfälle vermieden. Würden alle 34 Länder Lebensmittel mit ausreichend Vitamin D versehen, ließen sich pro Jahr sogar 130.000 krebsbedingte Todesfälle verhindern, rechnen die Wissenschaftler*innen vom DKFZ vor.

Anreicherung in Deutschland nur mit Ausnahmegenehmigung
Nach EU-Recht ist die Zugabe von Vitamin D zu Lebensmitteln (z. B. Joghurt oder Streichfett) seit 2006 erlaubt. In Deutschland findet man nur relativ wenige angereicherte Produkte in den Regalen der Supermärkte. Das liegt daran, dass die D-Anreicherung hier grundsätzlich verboten ist – es sei denn, die Produkte haben eine Ausnahmegenehmigung (oder der Hersteller setzt sich darüber aufgrund des EU-Rechts hinweg).

Um die Vorteile einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung zu genießen, braucht es zum Glück keine angereicherten Lebensmittel. Ein großer Teil des Vitamin D wird durch Einfluss von Sonnenlicht in der Haut gebildet. Dafür genügt es, Hände, Arme und Gesicht zwei bis dreimal die Woche für etwa zwölf Minuten ungeschützt der Sonne auszusetzen. 10 bis 20% der nötigen Menge wird bei normaler Mischkost über die Nahrung aufgenommen (Eier, Speisepilze, Innereien, fetter Seefisch).

Beim Mangel helfen Supplemente
Im Winter hingegen gelingt es vielen Menschen nicht, ihren Vitamin-D-Bedarf zu decken. Auch alte Menschen und Personen, die selten im Freien sind oder sich einseitig ernähren, haben häufig einen Vitamin-D-Mangel. In diesem Fall helfen Nahrungsergänzungsmittel. Präparate mit Tagesdosen zwischen 10 bis 25 Mikrogramm sind apothekenpflichtig, solche mit einer Tagesdosis sogar verschreibungspflichtig. Wieviel man Vitamin D man einnehmen sollte, bespricht man aber sowieso am besten mit der Hausärzt*in. Denn Überdosierungen sind gefährlich, sie können zu Herzrhythmusstörungen oder Nierensteinen führen.

Quellen: DKFZ, RKI, SWR

Blutarmut

Quelle: apotheken.de | 20.12.2024 |
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Blutarmut (Anämie): Mangel an rotem Blutfarbstoff, dem |Hämoglobin und meist auch an roten Blutkörperchen(Erythrozyten). Die Blutarmut ist die häufigste Bluterkrankung überhaupt, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Es gibt drei Ursachen für den Mangel an roten Blutkörperchen: eine zu geringe Bildung, einen zu starken Abbau oder einen Verlust durch eine Blutung. Die geringe Bildung ist der häufigste Grund, meist bedingt durch einen Eisenmangel (80 % der Fälle). Diese Eisenmangelanämie lässt sich leicht durch die Einnahme von Eisentabletten beheben. Für die restlichen 20 % der Fälle kommen zahlreiche Ursachen in Frage: von chronischen Erkrankungen über Hormonstörungen oder Vitaminmangel bis hin zu erblichen Erkrankungen, Vergiftungen, Autoimmunerkrankungen und Blutungen. Die Therapie und Prognose variieren je nach der auslösenden Ursache.

Symptome und Leitbeschwerden

Müdigkeit, Leistungsknick, Schwindel Blässe der Haut und Schleimhäute Herzklopfen und Atemnot bei körperlicher Anstrengung Zusätzliche Begleiterscheinungen je nach Grunderkrankung, z. B. starke Regelblutungen

Wann in die Arztpraxis
In den nächsten zwei Wochen bei uncharakteristischen Beschwerden, die zur Blutarmut passen

In den nächsten Tagen, wenn zusätzlich schon bei leichter körperlicher Anstrengung Herzklopfen, Atemnot oder sehr häufiges Schwindelgefühl auftreten

Die Erkrankung
Vorkommen
In Deutschland haben etwa 10 % der Bevölkerung eine Blutarmut, bei den Über-85-Jährigen sogar mehr als 20 %. Weltweit betrifft die Blutarmut ca. 1,9 Milliarden Menschen, besonders häufig Kinder und Frauen in Afrika.

Einteilung
Abhängig von der Grunderkrankung wird die Blutarmut in drei Gruppen unterteilt:

Blutarmut durch eine verminderte Bildung funktionstüchtiger roter Blutkörperchen Blutarmut durch einen gesteigerten Abbau roter Blutkörperchen Blutarmut durch einen Blutverlust

Verminderte Bildung funktionstüchtiger roter Blutkörperchen
Diese Gruppe macht den Löwenanteil aus. Die roten Blutkörperchen werden in ausreichender Menge im Knochenmark gebildet - vorausgesetzt, es sind genügend Baustoffe vorhanden. Wenn es an einem dieser Ausgangsstoffe (z. B. Eisen, Vitamin B12) mangelt, werden zu wenig oder funktionsgestörte Blutkörperchen gebildet. Man spricht von einer Anämie durch Erythropoesestörung (Bildungsstörung roter Blutkörperchen). Dahinter stecken:

Mangel an Eisen. Meist liegt der Engpass beim Eisen, das für die Bildung des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) unverzichtbar ist. Diese Eisenmangelanämie macht allein 80 % aller Fälle von Blutarmut aus. Der Eisenmangel ist im Erwachsenenalter oft Folge von chronischen Blutverlusten, etwa durch zu starke Regelblutungen bei Frauen oder ständige Sickerblutungen aus Magen oder Darm bei Magen-Darm-Geschwüren bzw. -tumoren. Auch wer zu wenig Eisen mit der Nahrung aufnimmt, kann eine Eisenmangelanämie bekommen. Frauen sind dabei besonders gefährdet, denn sie verlieren jeden Monat durch die Periode Blut. Bei schwangeren Frauen kann sich der Eisenbedarf sogar verdoppeln. Auch Blutspender*innen benötigen mehr Eisen. Seltener sind Darmerkrankungen oder Darmoperationen der Grund für einen Eisenmangel. Dann ist nicht die Zufuhr, sondern die ungenügende Eisenaufnahme aus dem Darm das Problem. Auch bei vielen langanhaltenden Entzündungen oder Tumoren ist der Eisenhaushalt gestört. Bei dieser Anämie der chronischen Erkrankung besteht allerdings kein Eisenmangel, sondern das ausreichend vorhandene Eisen wird nicht richtig in die roten Blutkörperchen eingebaut (Eisenverwertungsstörung). Da der Eisenmangel so viele Auslöser haben kann, ist er keine Diagnose, mit der man sich zufriedengeben darf, sondern ein Symptom, dessen Ursache geklärt werden muss.

2711_ASM_Eisenhaushalt_Eisenmangelanaemie.png|Wie die Abbildung zeigt, entspricht die tägliche Eisenaufnahme in etwa der täglichen Eisenausscheidung – eine allzu große Reserve gibt es im Eisenhaushalt also nicht. Daher führt bereits eine verhältnismäßig geringe Steigerung des Eisenverlusts oder des Eisenbedarfs bei längerem Bestehen zu einer Eisenmangelanämie.|[ASM 2711]

Vitaminmangelanämie. Eine weitere Ursache für die zu geringe Bildung von roten Blutkörperchen ist der Vitaminmangel. Bei einem Vitamin-B12- und/oder Vitamin-B9-Mangel (Folsäuremangel) reifen die Vorstufen der roten Blutkörperchen im Knochenmark nicht richtig heran. In der Folge funktionieren viele der roten Blutkörperchen nicht richtig. Weil die roten Blutkörperchen dann auch ungewöhnlich groß sind, heißen diese Formen der Blutarmut auch megaloblastäre Anämien (mega = groß; Blast = Vorstufe einer Zelle). Die Ursache für eine Folsäuremangelanämie ist eine zu geringe Aufnahme von Folsäure. Das passiert zum Beispiel, wenn man sich nicht ausgewogen ernährt. Besonders oft davon betroffen sind Menschen, die viel Alkohol trinken. Ein erhöhter Folsäurebedarf besteht auch in der Schwangerschaft, bei älteren Menschen und bei der Einnahme bestimmter Medikamente, z. B. von Sulfonamiden. Die Vitamin-B12-Mangelanämie wird am häufigsten durch eine ungenügende Aufnahme des Vitamins über die Magenschleimhaut verursacht. Bei älteren Patient*innen liegt das meist an einer zu geringen Magensäuresekretion. Weitere Gründe sind chronische Entzündungen des Magens und/oder Darms, übermäßiges Bakterienwachstum oder Parasiteninfektionen, seltener Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Magenoperationen oder bestimmte Arzneimittel. Die Vitamin-B12-Mangelanämie wird oft - nicht ganz korrekt - verallgemeinernd perniziöse Anämie genannt. Eine unzureichende Zufuhr des Vitamins verursacht eher selten eine Vitamin-B12-Mangelanämie. Möglich ist das bei Menschen, die sich vegan ernähren, insbesondere bei stillenden veganen Müttern und deren Säuglingen. Weitere Ursachen für Erythropoesestörungen. Die Bildung der roten Blutkörperchen wird normalerweise durch das in den Nieren gebildete Hormon Erythropoetin stimuliert. Bei fortgeschrittenen Nierenfunktionsstörungen (chronisches Nierenversagen) ist zu wenig Hormon vorhanden, und eine renale Anämie (nierenbedingte Blutarmut) ist die Folge.

Selten, aber ernst ist eine Blutarmut durch eine Schädigung der Blutstammzellen im Knochenmark: die aplastische Anämie. Nur manchmal lässt sich eine Ursache finden wie etwa bestimmte Medikamente, Gifte, Strahlen oder Viren. Häufig sind rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen vermindert, was in der Medizin dann als Panzytopenie bezeichnet wird.

Blutarmut durch gesteigerten Abbau roter Blutkörperchen
Ist der Abbau der roten Blutkörperchen (Hämolyse) nur mäßig bis leicht beschleunigt, kann das Knochenmark den Verlust durch eine gesteigerte Bildung noch ausgleichen. Wenn aber massenweise rote Blutkörperchen vorzeitig zugrunde gehen und dieser Verlust höher ist als die Nachproduktion im Knochenmark, bildet sich eine hämolytische Anämie aus. In schweren Fällen haben die Betroffenen eine gelbliche Hautfarbe, da sich durch den gesteigerten Abbau der roten Blutkörperchen der gelbliche Gallenfarbstoff Bilirubin anhäuft. Zusätzlich besteht eine Milzvergrößerung.

Angeborene hämolytische Anämien. Am häufigsten sind hämolytische Anämien angeboren und zeigen sich dann bereits im Kindesalter. Es gibt zahlreiche verschiedene Formen, beispielsweise Enzymdefekte wie den Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel und den Pyruvatkinase-Mangel, Störungen des roten Blutfarbstoffs wie die Sichelzellanämie und die Thalassämie und Defekte der Membranhülle wie die Kugelzellanämie und die anfallsweise nächtliche Hämoglobinurie. Insgesamt sind diese Erkrankungen aber selten.

Erworbene hämolytische Anämien. Entstehen hämolytische Anämien erst im Erwachsenenalter, sind meist |Autoimmunerkrankungen, Medikamente, Infektionen oder Krebs, vor allem |Lymphome, die Ursache.

Blutarmut durch Blutverlust
Die dritte Gruppe der Anämien ist die Blutarmut durch Blutverlust (Blutungsanämien). Der Blutverlust kann akut auftreten, z. B. nach einer schweren Geburt, nach einem Unfall oder nach einer Operation, wenn mehr als 1–2 Liter Blut verloren wurden. Es gibt aber auch einen chronischen und verdeckten (okkulten) Blutverlust, z. B. bei Blutungen im Magen-Darm-Trakt. Damit die Blutgefäße, etwa nach einer Verletzung, „gefüllt“ bleiben, fließt Gewebewasser ein und verdünnt das Blut, sodass der Gehalt des roten Blutfarbstoffs und der roten Blutkörperchen im Blut sinkt – eine Blutarmut entsteht. In der Folge wird die Produktion der roten Blutkörperchen angekurbelt, um für Ersatz zu sorgen.

Klinik, Verlauf und Komplikationen
Entwickelt sich die Blutarmut nur sehr langsam, bemerken die Patient*innen zunächst keine oder nur minimale Beschwerden. Erst bei einer ausgeprägten Anämie machen sich zunehmende Müdigkeit, nachlassende körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und gelegentliche Schwindelanfälle bemerkbar. Die Haut und Schleimhäute erscheinen blass, wobei die Beurteilung der Schleimhäute zuverlässiger ist, insbesondere bei dunkleren Hauttypen oder starker Sonnenbräune.

Die Hautbeschaffenheit kann einen ersten Hinweis auf die Ursache der Blutarmut geben. Kaltschweißige wächserne Haut spricht für einen akuten Blutverlust, während bei einer chronischen Anämie die Haut eher fahl und auffallend trocken wirkt. Eine gelbliche Haut kann auf einen Vitamin-B-Mangel oder einen übermäßigen Abbau der roten Blutkörperchen hindeuten.

Bei körperlicher Anstrengung kommt es immer häufiger zu Herzklopfen und Atemnot. Die Patient*innen fühlen sich immer weniger belastbar. In Innenräumen empfinden sie die Luft häufig als "stickig" und haben das Bedürfnis, ein Fenster zu öffnen.

Hinzukommen können je nach der Grunderkrankung weitere Symptome, z. B. starke, lange und/oder häufige Regelblutungen oder schwarzer Stuhlgang. Bei einem Eisenmangel als Auslöser zeigen die Betroffenen häufig brüchige Nägel und glanzloses Haar und klagen über ein brennendes Gefühl auf der Zunge.

Bei einem plötzlichen starken Blutverlust stehen eher die Symptome eines Kreislaufschocks im Vordergrund. Das Herz rast, die Atmung wird schnell und schwer, die Haut ist fleckig und von kaltem, klebrigem Schweiß überzogen. Die Patient*innen werden zunächst unruhig und ängstlich, schließlich fällt der Blutdruck aber so weit ab, dass sie immer teilnahmsloser und dann bewusstlos werden.

2710_GTVADM_Blutarmut_Test_Augenlid.jpg|Ob jemand eine Blutarmut hat, lässt sich oft schon mit bloßem Auge erkennen: Ganz links ein Patient mit Blutarmut, zum Vergleich in der Mitte ein Mann ohne Blutarmut. Rechts eine Methode eine mögliche Blutarmut zu erkennen: Zieht man das Augenlid nach unten, werden die vielen kleinen Blutgefäße auf der Innenseite des Lids sichtbar. Sind diese kräftig rot, so liegt höchstwahrscheinlich keine Blutarmut vor.|[GTVA 2710]

Das macht die Ärzt*in
Diagnosesicherung

Weitere Blutuntersuchungen helfen, der Ursache näher auf den Grund zu gehen, z. B. durch

Bestimmung der |Retikulozyten (ganz junge rote Blutkörperchen) zur Einschätzung der Bildungsrate der roten Blutkörperchen |Ferritin- und Transferrinbestimmung zur Einschätzung des Eisenhaushalts |Vitaminspiegelbestimmung (Folsäure; |Vitamin B12) Antikörpersuche.

Im weiteren Verlauf können zusätzliche Untersuchungen erforderlich werden. Das kann etwa eine Magen- und/oder Darmspiegelung sein, um eine Blutungsquelle aufzuspüren. Oder die Ärzt*in empfiehlt eine Magenspiegelung wegen einer möglichen Magenschleimhautentzündung oder eine Knochenmarkpunktion bei Verdacht auf eine Blutbildungsstörung.

Differenzialdiagnosen. Eine Blutarmut kann durch Blutuntersuchungen meistens recht sicher diagnostiziert werden. Manchmal haben sich die roten Blutkörperchen aber auch einfach nur in der Milz "versteckt". Man spricht dann von einer Verteilungsstörung, dem „Pooling“, der Blutzellen. Ursache hierfür ist eine Milzvergrößerung (Splenomegalie).

Manchmal ist das Volumen des Blutplasmas insgesamt erhöht, z. B. in der Schwangerschaft, bei Ausdauersportler*innen (Sportleranämie) oder nach vielen Infusionsbehandlungen. Dann kommt es zu einer Pseudoanämie, auch relative Anämie genannt. Hierbei ist die Hämoglobinmenge und Anzahl der roten Blutkörperchen eigentlich normal, erscheint im Verhältnis zum hohen Blutvolumen aber vermindert.

Behandlung

Bei einer Eisenmangelanämie wird das fehlende Eisen durch Eisentabletten zugeführt. Gegebenenfalls müssen zugrunde liegende Ursachen wie Magen-Darm-Erkrankungen oder Blutungsquelle behandelt werden.

Eisentabletten wirken am besten, wenn sie morgens auf nüchternen Magen geschluckt werden. Viele Patient*innen vertragen dies aber nicht, sie sollten die Tabletten dann besser zum Frühstück einnehmen. Die Eisentabletten unbedingt mit viel Flüssigkeit und möglichst mit aufrechtem Oberkörper einnehmen, damit sie sich nicht an Engstellen der Speiseröhre festsetzen und dort zu Geschwüren führen. Eine gute Alternative sind Brausetabletten. Zu anderen Medikamenten ist ein zeitlicher Abstand von zwei Stunden einzuhalten, weil Eisen dazu führt, dass andere Medikamente nicht richtig vom Darm aufgenommen werden. Ebenso sollten in zeitlicher Nähe zur Tabletteneinnahme keine größeren Mengen an Nahrungsmitteln verzehrt werden, die die Eisenaufnahme hemmen. Dazu zählen etwa Milch und Milchprodukte, Tee und Hülsenfrüchte. Orangensaft hingegen fördert die Aufnahme des Eisens.

Präparate erster Wahl sind Eisen(II)-sulfate, da diese direkt resorbierbar sind. Bei Unverträglichkeit kann auf dreiwertige Eisen(III)-Präparate umgestiegen werden, die jedoch vom Körper vor der Resorption erst zu zweiwertigen reduziert werden müssen. Um die Eisenspeicher wieder aufzufüllen, muss die Behandlung mehrere Monate lang durchgeführt werden (Faustregel: nach Normalisierung des Blutbilds noch einmal die gleiche Zeit). Nicht erschrecken, wenn der Stuhlgang schwarz wird – das kommt von den Eisentabletten. Bei einer Unverträglichkeit trotz Präparatwechsel kann Eisen auch in die Vene gespritzt oder als Kurzinfusion gegeben werden, was in der Hausarztpraxis problemlos durchführbar ist.

Auch Vitamin B12 und Folsäure können medikamentös ersetzt werden. Manchmal sind Spritzen erforderlich, da Vitamin B12 aus Tabletten nicht ausreichend aufgenommen wird, um den Mangel auszugleichen. Die ursächliche Magenschleimhautentzündung bedarf wegen des erhöhten Magenkrebsrisikos jährlicher Kontrollen durch eine |Magenspiegelung. Bei der Anämie der chronischen Erkrankung ist die Behandlung der Grundkrankheit vorrangig. Wird z. B. die Entzündung besser, verschwindet die Blutarmut von selbst. Eine Eisengabe ist zwecklos, da das Eisen nicht verwertet wird. Die renale Anämie ist heute durch gentechnisch hergestelltes Erythropoetin gut behandelbar. Es wird unter die Haut gespritzt. Bei den hämolytischen Anämien hängt die Behandlung von der Ursache ab. Bei vielen angeborenen Formen bessert eine Milzentfernung die Beschwerden – sie ändert zwar nichts an dem "Baufehler" in den roten Blutkörperchen, verlängert aber deren Überlebenszeit und bessert so die Symptome der Blutarmut. Bei einigen hämolytischen Anämien des Erwachsenen und der aplastischen Anämie kann die Behandlung sehr schwierig sein. Dann ist vielleicht eine Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems) notwendig oder in Extremfällen sogar eine Blutstammzelltransplantation. Bluttransfusionen sind nur bei sehr ausgeprägter Blutarmut erforderlich.

Komplementärmedizin
Die Pflanzenheilkunde bietet viele Saft- oder Teekuren, gebraut aus eisenhaltigen Pflanzen wie Brennnessel, Löwenzahn, Tausendgüldenkraut, Quecke, Brombeere (Blätter) oder Ackerschachtelhalmkraut. Diese können einen Eisenmangel jedoch meist nicht ausgleichen. Es spricht aber nichts dagegen, sie unterstützend zur medikamentösen Behandlung einzusetzen.

Prävention

Eisen. Eine ausreichende Versorgung mit Eisen setzt eine ausgewogene Ernährung voraus. Dazu ist es nicht unbedingt nötig, Fleisch zu essen, wenn die Nahrung sorgfältig zusammengestellt wird.

Schwangere hingegen müssen häufig Eisentabletten einnehmen, da der erhöhte Eisenbedarf über die Ernährung oft nicht ausreichend gedeckt wird. Obwohl es medizinisch umstritten ist, erhalten Schwangere meist eine routinemäßige Eisenversorgung, um einer Eisenmangelanämie vorzubeugen. Eine Blutuntersuchung zur Bestimmung des Hämoglobins, Eisen- und Ferritin-Spiegels ist immer vorzuziehen. Dann kann das Eisendefizit berechnet und die Eisenversorgung entsprechend angepasst werden. Bei etwa 20 % der Schwangeren zeigt sich dann auch, dass auf Eisenspritzen umgestiegen werden muss.

Folsäure. Ein Folsäuremangel steigert das Risiko einer Rückenmarkfehlbildung (Spina bifida) beim Ungeborenen. Frauen mit Kinderwunsch sollten möglichst schon vor der Empfängnis, spätestens aber vom Erkennen der Schwangerschaft mindestens bis zum Ende des dritten Monats Folsäuretabletten einnehmen, da diese das Fehlbildungsrisiko erwiesenermaßen senken.

Folsäure spielt auch eine Rolle bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die zusätzliche Gabe von Folsäure senkt nämlich die Aminosäure Homozystein im Blut, die ein Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können
Eisen. Eine wichtige Eisenquelle ist (rotes) Fleisch, aber auch Eier, Geflügel und Fisch liefern den wichtigen Mineralstoff. In puncto Eisen allzu einseitig auf Fleisch zu bauen ist jedoch nicht gesund und daher nicht empfehlenswert. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und grüne Gemüse enthalten ebenfalls viel Eisen. Um die Eisenaufnahme aus der Nahrung zu verbessern, können pflanzliche Eisenträger zusammen mit Vitamin C gegessen werden (z. B. Erbsen mit Kartoffeln oder Vollkornprodukte mit frischem Orangensaft oder Paprika). Damit erreichen Sie zweierlei: Die Eisenaufnahme wird gesteigert und einem Vitamin-C-Mangel wird vorgebeugt, der ebenfalls zu einer Blutarmut führen kann (auch wenn dies hierzulande sehr selten ist).

Folsäure. Für eine ausreichende Versorgung mit Folsäure ist eine ausgewogene Ernährung nötig. So enthalten zum Beispiel grüne Gemüse, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Vollkornprodukte, Milch, Hefe, Innereien wie Leber und Niere, Ei und Soja viel Folsäure. Allerdings geht beim Kochen auch einiges davon verloren, denn Folsäure ist hitze- und lichtempfindlich. Wer seinen Bedarf nicht decken kann und deswegen Mangelerscheinungen hat, sollte zusätzlich Folsäure-Präparate einnehmen.

Vitamin B12 kommt in Fleisch, Fisch, Eiern, Milch sowie in geringen Mengen in Sauerkraut, Hülsenfrüchten und Wurzelgemüsen vor. Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, sollten ihren Vitamin-B12-Spiegel regelmäßig kontrollieren lassen oder vorsorglich ein Ergänzungspräparat einnehmen.

Blutungsneigung und Blutgerinnungsstörungen

Quelle: apotheken.de | 20.12.2024 |
 Nimmt Nasenbluten überhand, sollte untersucht werden, ob nicht eine Blutungsneigung dahintersteckt.2

Krankhafte Blutungsneigung (hämorrhagische Diathese): Im Verhältnis zur vorliegenden Verletzung zu starke oder zu langanhaltende Blutung oder eine Spontanblutung ohne erkennbaren Anlass. Milde Formen sind relativ häufig und werden oft nur durch Zufall bei routinemäßigen Blutuntersuchungen erkannt. Schwere Formen sind selten, können aber lebensbedrohlich sein. Oft bemerken die Betroffenen zuerst ungewöhnlich viele blaue Flecken auf der Haut oder häufiges Nasen- oder Zahnfleischbluten. Bei Frauen kann auch die Menstruationsblutung verstärkt und verlängert sein. Die Ursachen einer Blutungsneigung sind vielfältig. Bei den meisten Betroffenen (etwas 90 %) ist die Blutungsneigung erworben, v. a. durch die Einnahme blutgerinnungshemmender Medikamente. Zu den deutlich selteneren angeborenen Blutungsneigungen zählen z. B. das von-Willebrand-Jürgens-Syndrom und die Hämophilie. Die Behandlung und Prognose variieren je nach der zugrundeliegenden Ursache.

Symptome und Leitbeschwerden
Auffällig viele blaue Flecken (Hauteinblutungen) verschiedener Größe: stecknadelkopfgroße (Petechien), viele kleine wie ein Ausschlag (Purpura), ungefähr münzgroße (Sugillationen) oder flächenhafte (Suffusionen) Häufiges Nasen- oder Zahnfleischbluten Verlängerte oder verstärkte Menstruationsblutung Nach Verletzungen oder einer Zahnentfernung zu starke oder zu lang anhaltende Blutungen oder erneut auftretende Blutungen nach bereits erfolgtem Stillstand.

2714_GTV_Einblutung_Haut_Unterschenkel_Gerinnungsfaktoren.jpg|Einblutungen in die Haut des gesamten Unterschenkels bei einem 39-jährigen Patienten mit angeborenem Mangel an Gerinnungsfaktoren. |[GTV 2714]

Wann in die Arztpraxis
In den nächsten Tagen, wenn
sich auf einmal stecknadelkopfgroße Flecke auf der Haut bilden plötzlich auffällig viele blaue Flecke oder kleine Blutungen auftreten.

Sofort bei jeder Blutung, die sich nicht stillen lässt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung
Wird ein Blutgefäß verletzt, kommt es zu einer Blutung. Im gesunden Körper sorgt die Blutgerinnung dafür, dass die Blutung wieder stoppt. Daran sind unterschiedliche Zellen und Gerinnungsfaktoren beteiligt. Bei manchen Menschen funktioniert die Blutgerinnung nicht – sie haben eine Blutungsneigung oder Gerinnungsstörung. Die Blutungsneigungen werden je nach der Ursache in 3 Gruppen unterteilt:

Plättchenbedingte Blutungsneigungen
Am häufigsten sind die Blutplättchen (Thrombozyten) für eine krankhafte Blutungsneigung verantwortlich (plättchenbedingte Blutungsneigung). Die Blutplättchen sind Zellen im Blut, die den 1. Schritt der Blutstillung einleiten. Sie lagern sich um die Verletzung herum aneinander an und dichten mit einem Blutgerinnsel die offene Stelle ab.

Bei der plättchenbedingten Blutungsneigung sind am häufigsten zu wenige Blutplättchen vorhanden (Thrombozytopenie). Hierfür gibt es zahlreiche Ursachen: Entweder es werden zu wenige Blutplättchen gebildet (etwa durch Vitamin-B12- oder B9-Mangel, Alkoholmissbrauch oder Knochenmarkkrebs), oder die Blutplättchen überleben zu kurz, z. B. durch vermehrten Verbrauch oder Zerstörung. Geschädigt werden sie beispielsweise durch Abwehrstoffe (Antikörper), die bei allergischen Reaktionen oder Autoimmunkrankheiten gebildet werden oder mechanisch durch künstliche Herzklappen.

Die zweite Möglichkeit der plättchenbedingten Blutungsneigung ist eine Funktionsstörung der Blutplättchen (Thrombozytopathie). Die Zahl der Blutplättchen ist dabei normal. Auch hier gibt es wieder vielfältige Ursachen. Neben seltenen angeborenen Defekten beeinträchtigen vor allem Arzneimittel die Funktion der Blutplättchen. Dazu zählen Thrombozytenaggregationshemmer, Schmerzmittel und bestimmte Antibiotika. Auch Erkrankungen können die Ursache sein, etwa eine chronische Leber- oder Nierenschwäche.

Gerinnungsstörungen
Gerinnungsfaktoren sind die Bestandteile im Blut, die nach den Blutplättchen die nächste Stufe der Blutstillung einleiten. Sie stabilisieren und verfestigen die von den Blutplättchen gebildeten Blutgerinnsel. Fehlen Gerinnungsfaktoren oder ist deren Funktion beeinträchtigt, spricht man von einer Gerinnungsstörung.

Die häufigste Ursache für eine Gerinnungsstörung ist die Einnahme von Arzneimitteln, die die Gerinnungsfaktoren unterdrücken (gerinnungshemmende Medikamente) Hierzu zählen z. B. die Cumarine und die Heparine.

Ein Grund für das Fehlen von Gerinnungsfaktoren ist, dass zu wenige gebildet werden:

Die meisten Gerinnungsfaktoren werden in der Leber gebildet, weshalb jede ausgeprägte Leberfunktionsstörung zu Gerinnungsstörungen führt. Für die Bildung benötigt die Leber Vitamin K. Auch ein Vitamin-K-Mangel verursacht also Gerinnungsstörungen. Bei den angeborenen Gerinnungsstörungen kommt das Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom am häufigsten vor, bei dem nicht ein Gerinnungsfaktor selbst, sondern ein unterstützendes Eiweiß fehlt. Schwere Formen sind selten. Seltener, aber bekannter ist die Bluterkrankheit (Hämophilie), bei der aufgrund eines genetischen Defekts der Gerinnungsfaktor VIII (bei Hämophilie A) oder IX (bei Hämophilie B) nicht gebildet werden kann. Da die Hämophilie über das X-Chromosom vererbt wird, erkranken fast nur Jungen. Frauen können das Gen in sich tragen und sind dann selbst beschwerdefrei, übertragen die Erkrankung aber auf ihre Kinder.

Ein anderer Grund für das Fehlen von Gerinnungsfaktoren ist der erhöhte Verbrauch. Das ist der Fall bei der Verbrauchskoagulopathie. Hier ist die Gerinnung zunächst krankhaft gesteigert und es kommt im gesamten Körper zur Gerinnung des Blutes in den Blutgefäßen (disseminierte intravasale Gerinnung, DIC). Durch den erhöhten Verbrauch bricht anschließend die Blutgerinnung zusammen. Diese schweren Störungen treten im Rahmen lebensbedrohlicher Zustände auf, z. B. bei schwerem Schock, einer Blutvergiftung (Sepsis), massiven Blutungen, wenn es bei einer Bluttransfusion zu Komplikationen kommt (Transfusionszwischenfall) oder wenn ein Fetus im Mutterleib stirbt (Dead-Fetus-Syndrom).

Eine zwar seltene, aber gefürchtete Gerinnungsstörung ist die Hyperfibrinolyse. Hierbei wird vermehrt das Enzym Plasmin freigesetzt und dadurch das für die Blutungsstillung nötige Fibrin aufgelöst. Zu einer Hyperfibrinolyse kommt es z. B. nach größeren Operationen oder bei geburtshilflichen Komplikationen wie vorzeitiger Plazentaablösung oder Fruchtwasserembolie.

Gefäßbedingte Blutungsneigungen
Eine Blutungsneigung kann auch auftreten, wenn mit der Blutstillung selbst alles in Ordnung ist. Es kommt dann einfach immer wieder zu Blutungen, weil die Gefäße „undicht“ sind (gefäßbedingte Blutungsneigung).

Dahinter können Erkrankung stecken wie der angeborene Morbus Osler (Rendu-Osler-Weber-Krankheit). Bei dieser Erkrankung bilden sich wenige Millimeter kleine, rötliche Knötchen (Gefäßerweiterungen) v. a. in Haut und Schleimhäuten, aber auch in den inneren Organen. Diese Gefäßerweiterungen neigen zu Blutungen. Nur leichtes Berühren, etwa beim Rasieren, genügt, um eine Blutung auszulösen. Schleimhaut- und Nasenblutungen sowie Blut in Urin oder Stuhl sind weitere Symptome. Auch autoimmune Gefäßentzündungen wie die klassische |Panarteriitis nodosa sowie infektiös-allergische Gefäßentzündungen wie die Purpura Schoenlein-Henoch bei Kindern führen zu gefäßbedingten Blutungen.

Bei älteren Menschen tritt häufig die harmlose senile Purpura auf. Infolge der normalen Hautalterung werden die kleinsten Gefäße in der Haut brüchig und lassen Blut hindurch. Vor allem an Handrücken, Unterarmen und Unterschenkelstreckseiten blutet es dann geringfügig in die Unterhaut ein. Die Blutungen hören von alleine wieder auf, hinterlassen aber möglicherweise dunkler pigmentierte Stellen.

Auch Medikamente können eine gefäßbedingte Blutungsneigung verursachen, etwa eine Langzeitbehandlung mit Kortison, bei der die Haut ebenfalls dünner und verletzlicher wird.

Klinik, Verlauf und Komplikationen
Auch wenn der Begriff „Blutungsneigung“ erst einmal dramatisch klingt: Oft ist die Blutungsneigung nur mild ausgeprägt. Sie wird dann vielleicht durch Zufall bei Blutuntersuchungen (z. B. vor einer Operation) oder bei Zahnentfernungen entdeckt. Schwere Formen der Blutungsneigung mit lebensbedrohlich starken Blutungen sind eher selten und kommen zum Beispiel bei angeborenen Blutungsneigungen wie der Hämophilie vor.

Eine Blutungsneigung fällt oft auf, weil Betroffene ungewöhnlich viele blaue Flecken auf der Haut haben. Die Größe der Flecken kann schon erste Hinweise auf die Blutungsursache geben.

Typisch für die plättchenbedingten Blutungsneigungen sind viele stecknadelkopfgroße Blutungen der Haut und der Schleimhäute. Häufig zeigt sich außerdem Nasenbluten, Zahnfleischbluten oder eine besonders starke und lange Menstruationsblutung.

Für Gerinnungsstörungen typisch sind eher größere blaue Flecke bis hin zu ausgedehnten Muskel- und Weichteilblutungen.

Gefäßbedingte Blutungsneigungen zeigen sich meist durch Hautblutungen unterschiedlicher Größe. Ernsthafte Blutungen sind selten.

Die Verbrauchskoagulopathie zeigt sich sowohl mit kleinflächigen als auch mit großflächigen Blutungen, weil hier sowohl die Blutplättchen als ich die Gerinnungsfaktoren übermäßig stark verbraucht werden.

Diagnosesicherung

Besteht der Verdacht auf eine Blutungsneigung, kann die Ärzt*in zunächst einen ganz einfachen Test durchführen: Dazu legt sie eine Blutdruckmanschette am Arm an und pumpt diese auf. Zeigen sich nach fünf Minuten stecknadelkopfgroße Hautflecke, ist dies ein Zeichen für eine erhöhte Gefäßbrüchigkeit oder für eine Störung der Blutplättchen.

Eine einfache Blutuntersuchung liefert weitere Hinweise: Die Plättchenzählung aus dem Blutbild sowie die Gerinnungstests INR, PTT und PTZ sind in jedem Labor problemlos möglich. Bei Funktionsstörungen der Blutplättchen oder einem Mangel einzelner Gerinnungsfaktoren sind Blutuntersuchungen im Speziallabor nötig. Zudem können weitere Untersuchungen erforderlich sein, um die Ursache der Störung herauszufinden, etwa eine Knochenmarkuntersuchung bei Verdacht auf eine Blutplättchenbildungsstörung oder molekulargenetische Untersuchungen zum Nachweis angeborener Gendefekte.

Differenzialdiagnosen. Ob eine Blutungsneigung vorliegt, kann durch die beschriebenen Laboruntersuchungen recht einfach diagnostiziert werden. Die Schwierigkeit liegt hierbei weniger in der Diagnosesicherung als vielmehr in der nachfolgenden Ursachensuche.

Behandlung


Die Behandlung der Blutungsneigung richtet sich nach der Ursache.

Steckt zum Beispiel ein Medikament dahinter, wird dieses abgesetzt.

Bei Hämophilie wird der fehlende Gerinnungsfaktor regelmäßig in die Vene gespritzt. Nach entsprechender Schulung kann dies der Patient selbst ausführen. Für beide Formen der Hämophilie steht inzwischen auch eine Gentherapie zur Verfügung, durch die die Leber angeregt wird, selbst die fehlenden Gerinnungsfaktoren zu produzieren.

Einige Formen der Blutungsneigung benötigen gar keine Therapie, sondern müssen nur regelmäßig kontrolliert werden. Das ist z. B. so bei leicht verlaufenden chronischen Formen der Immunthrombozytopenie. Hier gilt das Prinzip "watch and wait".

Stärker eingreifen müssen Ärzt*innen vor allem, wenn Gerinnungsfaktoren oder Blutplättchen sehr niedrig sind, die Blutungen bedrohlich stark werden oder Operationen anstehen. Dann gibt es Medikamente, die die Blutstillung unterstützen. Man versucht dann zum Beispiel, die Bildung der Blutplättchen kurzfristig anzuheben.

Bei schweren, lebensgefährlichen Blutungen werden fehlende Blutplättchen oder Gerinnungsfaktoren durch Blutplättchen- oder Gerinnungsfaktorkonzentrate ersetzt. Diese erhält die Patient*in als Transfusion direkt in die Vene.

Selbsthilfe
Die meisten Blutungsneigungen bestehen nur zeitweilig. Die Betroffenen sollten sich bis zur Besserung vor Verletzungen schützen und auf Warnzeichen einer bedrohlichen Blutung achten.

Auch die meisten Patient*innen mit einem Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom sind im Alltag nicht beeinträchtigt. Sie müssen aber vor Operationen auf ihre Erkrankung hinweisen, damit vorbeugend Medikamente oder ein von-Willebrand-Konzentrat gegeben werden.

Anders verhält es sich bei der Bluterkrankheit: Hier ist die Blutungsneigung meist so hoch, dass schon bei kleineren Verletzungen oder sogar vorbeugend Gerinnungsfaktoren gespritzt werden müssen. Zudem muss lebenslang Rücksicht auf die Erkrankung genommen werden, z. B. durch das Meiden bestimmter Sportarten. Die meisten Betroffenen haben sich seit ihrer Kindheit einen angepassten Lebensstil angewöhnt und schon früh das Spritzen erlernt. Zu den empfohlenen Maßnahmen im Umgang mit der Krankheit zählt die sorgfältige Zahnpflege, um z. B. umfangreichere Zahnsanierungen zu verhindern. Ein spezielles Geschicklichkeitstraining hilft oft, Verletzungen vorzubeugen. Rat und Hilfe bezüglich der vielen praktischen Fragen erhalten Betroffene z. B. bei Selbsthilfegruppen.

Stillung lebensbedrohlicher Blutungen
Ab einem Verlust von 1 Liter Blut besteht beim Erwachsenen Schockgefahr. Bei starkem Blutverlust ist also Eile geboten. Fast jede Blutung ist durch genügend starken Druck von außen zum Stillstand zu bringen, am besten durch einen Druckverband und durch Hochlagern des betroffenen Körperteils.

Bei lebensbedrohlichen Blutungen reicht ein Druckverband allerdings nicht aus. Das Blutgefäß muss gezielt mit der Hand zusammengedrückt werden. Hierzu wird gegebenenfalls direkt in die Wunde hineingedrückt. Dazu verwendet man eine sterile Mullkompresse oder notfalls saubere Tücher. Der Druck muss aufrecht erhalten werden, bis ärztliche Hilfe eintrifft.

Prognose

Die Heilungsaussichten bei Blutungsneigungen variieren stark je nach der auslösenden Ursache oder Grunderkrankung.

Angeborene Formen der Blutungsneigung sind nicht heilbar, lassen sich bei fachgerechter Betreuung in spezialisierten medizinischen Zentren aber gut managen.

Viele Formen der Immunthromboyztopenie heilen oft spontan von selbst, insbesondere bei Kindern.

Ist ein Medikament der Auslöser, verschwindet die Blutungsneigung nach Absetzen des Präparates von selbst. Kann eine gerinnungshemmende Behandlung nicht abgesetzt werden, bessert sich die Blutungsneigung oft, wenn die Dosierung angepasst oder auf einen anderen Wirkstoff umgestiegen wird.

Liegt der Blutungsneigung eine Krebserkrankung zugrunde, ist die Prognose eher vorsichtig zu stellen, da sie von der Krebsart abhängt.

Bei einer Verbrauchskoagulopathie ist die Prognose zweifelhaft, da sie meist im Rahmen lebensbedrohlicher Zustände auftritt.

Bei der Leberzirrhose ist die Prognose langfristig eher schlecht.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können
Verletzungsrisiko minimieren. Verzichten Sie auf alle Tätigkeiten, die ein erhöhtes Risiko für Verletzungen bergen. Hierzu zählen zum Beispiel Kontaktsportarten oder Sportarten, die wie das Rennradfahren mit hohen Geschwindigkeiten einhergehen. Auch bestimme Arbeiten im Haushalt oder Garten haben hohe Verletzungsrisiken.

Sturzprophylaxe. Entfernen sie alle Stolperfallen in ihrem Wohnumfeld. Ein gezieltes Gleichgewichts- und Geschicklichkeitstraining hilft zusätzlich, Unfälle und Verletzungen zu vermeiden. Fragen Sie hierzu Ihre Krankenkasse oder holen Sie sich Rat bei einer Selbsthilfegruppe.

Körperpflege. Achten sie bei der Zahnpflege auf einen sanften Umgang mit dem Zahnfleisch. Benutzen Sie sehr weiche Zahnbürsten oder Schwammzahnbürsten, verzichten Sie auf Zahnseide und putzen sie das Zahnfleisch nicht mit. Die Trockenrasur ist der Nassrasur vorzuziehen. Lassen Sie sich bei der Nagelpflege durch geschultes Personal unterstützen, z. B. in einer podologischen Praxis.

Ernährung. Vermeiden Sie harte, scharfkantige Speisen, z. B. hartes Brot oder Brötchen. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, um einem Vitaminmangel vorzubeugen. Essen Sie ballaststoffreich und trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, um einer Verstopfung und starkem Pressen beim Stuhlgang entgegenzuwirken.

Komplementärmedizin
Über naturheilkundliche Behandlungen gegen Blutungsneigung liegen keine wissenschaftlichen Nachweise vor. Wenn Sie Ihre Gesundheit durch komplementärmedizinische Behandlungen unterstützen möchten, ist dagegen jedoch nichts einzuwenden. Einige Verfahren sind für Patient*innen mit einer Blutungsneigung jedoch weniger geeignet. Hierzu zählen Maßnahmen, die zu Blutungen oder Blutergüssen führen können wie das Schröpfen. Auch bei Massagen, osteopathischen Behandlungen und manuellen Therapien, sollte die Therapeut*in auf die Blutungsneigung hingewiesen werden.

Weiterführende Informationen

http://www.dhg.de|www.dhg.de|Deutsche Hämophilie-Gesellschaft, Hamburg http://www.igh-ev.de|www.igh.info|Interessengemeinschaft Hämophiler e. V., Bonn

Hannibal hilft Kindern mit Krebs: Streicheln, spielen, anschauen

Quelle: apotheken.de | 04.12.2024 | mauritius images / Emiko King / Alamy / Alamy Stock Photos
 Labradore sind freundlich und sehr gelehrig und lassen sich gut zu Therapehunden ausbilden.Therapiehunde kommen inzwischen bei vielen kranken Menschen zum Einsatz. In der Essener Kinderonkologie konnte ein Labrador Retriever zeigen, dass Hundebesuche den Stress krebskranker Kinder senken - und das offenbar ohne gesteigerte Infektionsgefahr.

Fellnasen an allen Fronten tätig
Hunde haben sich in der Medizin zu echten Allroundern gemausert. Sie erschnüffeln Krebs und Unterzucker, ersetzen beeinträchtigten Menschen die Augen oder die Hände und lindern Depressionen und Angstattacken. Ob sich die Fellnasen auch in der Kinderonkologie einen Platz erobern können, hat eine Arbeitsgruppe von der Universität Duisburg-Essen geprüft.

Hannibal, der Besuchshund
Ausgewählt wurde dafür der Labrador Retriever Hannibal. Er war zu Beginn der Studie sieben Jahre alt und als Rettungs- und Therapiehund ausgebildet. Mit seinem Trainer kam Hannibal innerhalb der vier Untersuchungsjahre 100 Mal auf die Kinderonkologie im Universitätsklinikum Essen. Die Kinder (und die Eltern) konnten sich dabei aussuchen, ob sie aktiv mit dem Hund spielen wollten oder ob Hannibal einfach nur neben ihnen sitzen oder liegen sollte.

Vor Beginn der Studie gab es jedoch Vorbehalte bezüglich der Hygiene. Könnte Hannibal womöglich Krankheitserreger auf die Station einschleppen und die krebskranken Kinder anstecken? Um Infektionen auszuschließen, wurden sowohl der Hund als auch die Patient*innen regelmäßig mikrobiologisch getestet. Das Ergebnis: Die Hundebesuche ließen die Infektionsrate nicht ansteigen. Zudem waren sämtliche Screeningtests von Hannibal negativ.

Deutlich weniger gestresst
Infektionsgefahr und Sicherheit waren nicht das Einzige, was die Forschenden bei dieser Studie interessierte. Genauso wichtig war die Frage, ob der Hundebesuch den kranken Kindern nutzte. Das war in der Tat so. Durch regelmäßige Befragungen und Messungen stellte sich heraus, dass die Kinder nach Hannibals Besuch weniger gestresst waren. Außerdem fiel es ihnen dadurch leichter, ihren Krankenhausaufenthalt zu akzeptieren.

Nach dieser Studie scheint es durchaus machbar zu sein, Therapiehunde auch bei krebskranken Kindern einzusetzen, sagen die Verantwortlichen. Trotzdem müsse jetzt in größerem Maße getestet werden, wie effektiv der therapeutische Effekt sei. Dazu will die Arbeitsgruppe jetzt eine neue Studie starten.

Quelle: World Journal of Pediatrics

Handystrahlung macht keinen Krebs: Falscher Alarm

Quelle: apotheken.de | 16.10.2024 | mauritius images / Angela Hampton Picture Library / Alamy / Alamy Stock Photos
 Entwarnung: Die elektromagnetische Strahlung von Handys hat offenbar keine krebsauslösende Wirkung.Immer wieder heißt es, Handys könnten Krebs auslösen. Vor allem Hirntumoren werden damit in Zusammenhang gebracht. Die bisher größte Studie zu diesem Thema gibt Entwarnung.

2011 Warnung durch die WHO
In den 1990er-Jahren, als Handys populär wurden, kamen die ersten Bedenken bezüglich einer schädlichen Wirkung ihrer elektromagnetischen Strahlung auf. Echte Beweise gab es allerdings nicht. Trotzdem stufte die WHO 2011 Handystrahlung als „möglicherweise krebserregend“ ein. Und immer wieder gehen neue Meldungen durch die Presse, in denen Studien einen Zusammenhang zwischen Krebsrisiko und Handystrahlung gefunden haben wollen.

Doch diese Studien waren meist nicht wirklich aussagekräftig. Um jetzt endlich Gewissheit zu erlangen, hat die WHO eine weltweite Untersuchung in Auftrag gegeben. Dabei wurden von einer internationalen Expertengruppe – zu der auch Forschende des deutschen Bundesamtes für Strahlenschutz gehörten – 5000 Studien zum Thema Krebsentstehung und Strahlung durchforstet. 63 davon waren von hoher Qualität und gingen in eine Metaanalyse ein.

Keine Gefahr durch Handys, Sendemasten oder kabellose Telefone
Das Ergebnis: Handys zu benutzen erhöht das Krebsrisiko nicht. Auch das Leben in der Nähe von Mobilfunksendemasten oder Rundfunkantennen hat auf die Entwicklung von Tumoren keinen Einfluss. Gleiches gilt für kabellose Festnetztelefone.

Besonderes Augenmerk haben die Wissenschaftler*innen auf Hirntumoren, Hypophysentumoren, Speicheldrüsentumoren und Leukämien bei Kindern gelegt. Auch hier gab es keinerlei Hinweise, dass diese bei Handynutzenden vermehrt auftraten.

5G ist ähnlich wie Radar
Ein Manko hat die Analyse jedoch: Weil die Daten bis Ende 2022 gesammelt wurden, fehlen Studien mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G. Doch hier geben die Forschenden ebenfalls Entwarnung. Denn 5G hat eine ähnliche Frequenz wie Radar, und auch diesen beurteilen die Forschenden als harmlos.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob elektromagnetische Wellen überhaupt einen Einfluss auf Körperzellen haben können. Untersucht wird dies im Labor. Aus wissenschaftlicher Sicht wurde bisher kein Wirkmechanismus gefunden, durch den hochfrequente elektromagnetische Felder Krebs auslösen könnten, erklärt das Bundesamt für Strahlenschutz.

Quelle: Ärztezeitung

HIV-Infektion und AIDS

Quelle: apotheken.de | 25.09.2024 | mauritius images / Valerio Rosati / Alamy / Alamy Stock Photos
 Kondome schützen vor der Ansteckung mit dem HI-Virus.2

AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome, erworbenes Immunschwächesyndrom): Durch das HIV (Humanes-Immundefizienz-Virus, HI-Virus) hervorgerufene, bislang unheilbare Infektionskrankheit mit vorwiegendem Befall der Abwehrzellen. Infizierte leiden an zunehmender Abwehrschwäche und immer häufigeren, immer schwerer verlaufenden Infektionen, auch durch eigentlich harmlose Erreger. In Deutschland infizieren sich ca. 2500 Menschen jährlich, vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Weltweit sind fast 40 Millionen Menschen mit HIV infiziert, davon sterben jedes Jahr etwa 650.000. Am stärksten betroffen ist die Bevölkerung Afrikas südlich der Sahara. Durch die Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten haben HIV-Infizierte in Industrieländern heute eine fast normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität. Weltweit bekommt jedoch ca. ein Viertel der Betroffenen keine ausreichende Behandlung, insbesondere Kinder in Entwicklungsländern.

Symptome und Leitbeschwerden

Leitbeschwerden
6 Tage bis 6 Wochen nach der Ansteckung möglicherweise kurzzeitige grippeartige Symptome wie Fieber, Lymphknotenschwellung, Schluckbeschwerden, eventuell auch Mundgeschwüre, Hautausschlag und Durchfall Danach meist über Jahre keine Beschwerden Erst nach Jahren langsam zunehmende allgemeine Beschwerden, anfangs v. a. Schwächegefühl, Gewichtsverlust, erhöhte Körpertemperatur, Lymphknotenschwellung, später immer häufigere Infektionen wie Pilzinfektionen (vorwiegend von Mund, Rachen und Genitalien) und länger anhaltende Durchfälle. im fortgeschrittenen Verlauf schwere Infektionen wie Lungenentzündung und Gehirnentzündung sowie Tumorerkrankungen.

Wann in die Arztpraxis

Sofort nach ungeschütztem Sex oder einem Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten auf verletzter Haut oder Schleimhaut, z. B. durch Schnitt- oder Nadelstichverletzungen.

Am selben Tag, wenn die oben beschriebenen grippeartigen Symptome nach ungeschütztem Sex auftreten.

Innerhalb der nächsten Tage, wenn zunehmend unklare Beschwerden wie Gewichtsverlust, Schwächegefühl und Lymphknotenschwellungen bemerkt werden oder Erkältungen und Durchfallerkrankungen auftreten, die lange nicht ausheilen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung
Die zu Beginn der 1980er Jahre erstmals beschriebene, erworbene Immunschwächekrankheit AIDS wird durch eine Infektion mit dem HI-Virus verursacht. Das Virus vermehrt sich schon bald nach der Infektion stark und zerstört dann bestimmte Abwehrzellen. Hierzu gehören besonders die |T-Helferzellen, eine Untergruppe der | T-Lymphozyten, die andere Abwehrzellen aktiviert. Das Immunsystem funktioniert immer schlechter, sodass Betroffene kaum noch vor Krankheitserregern geschützt sind.

Übertragungswege und Risikofaktoren
Das HI-Virus wird prinzipiell mit allen Körperflüssigkeiten ausgeschieden, vor allem aber mit Blut, Sperma, Scheidensekret und Muttermilch. Durch kleine Haut- und Schleimhautverletzungen dringt das Virus in den Körper ein. Der Hauptübertragungsweg des HI-Virus ist ungeschützter Sex. Das höchste Infektionsrisiko besteht beim Analverkehr, daher sind vor allem Männer betroffen, die Sex mit Männern haben.

Zweiter Hauptübertragungsweg ist der Kontakt mit Blut. 1500–2000 Bluterkranke haben sich beispielsweise in Deutschland in den 1980er Jahren durch Bluttransfusionen mit HIV infiziert. Heute ist das Risiko, sich durch Blutprodukte zu infizieren minimal, weil es strenge Sicherheitsvorschriften für Bluttransfusionen gibt. In ärmeren Ländern ist das Risiko nach wie vor hoch.

In Deutschland haben vor allem Drogensüchtige ein hohes Ansteckungsrisiko über Blut – nämlich immer dann, wenn diese ihr Spritzenbesteck mit anderen Drogensüchtigen teilen.

Aber auch medizinisches Personal kann sich nach wie vor über Blut infizieren. Das passiert zum Beispiel, wenn sich eine Pflegekraft nach der Blutentnahme versehentlich selbst mit der Injektionsnadel sticht oder eine Ärzt*in sich selbst mit einem benutzten Skalpell schneidet.

Eine dritte Ansteckungsquelle ist die Übertragung von der Mutter auf das Kind, entweder bei der Geburt oder durch die Muttermilch.

Wo man sich nicht mit HIV ansteckt
Dass von Türklinken, Lichtschaltern, Händeschütteln, Umarmen und öffentlichen Schwimmbädern keine Gefahr ausgeht, ist mittlerweile wohl den meisten bekannt. Bei der Frage nach der gemeinsamen Benutzung von Besteck, Geschirr, Wäsche und Toiletten fühlen sich viele Menschen aber schon unsicherer. Auch hier droht aber definitiv keine Infektionsgefahr. Und wenn der Sitznachbar in der Bahn hustet und niest, fängt man sich vielleicht eine Grippe ein, aber nicht HIV.

Eine Infektion durch reinen Hautkontakt zu virushaltigen Körperflüssigkeiten wie Speichel, Schweiß und Tränen ist ausgeschlossen. Diese Körperflüssigkeiten enthalten zu wenige HI-Viren für eine Ansteckung. Ob Schweißtropfen in der Sauna oder Tränen im Kindergarten – panikartiges Zur-Seite-Springen oder der Griff nach einem Desinfektionsmittel sind überflüssig. Küsse auf die Wange und den geschlossenen Mund sind ebenfalls noch ungefährlich. Intimere Handlungen sind schon eher ein Risiko: Denn obwohl erst eine (!) Übertragung durch einen Zungenkuss gesichert ist, raten Mediziner*innen und Selbsthilfegruppen bei einer HIV-infizierten Partner*in zum Beispiel von Zungenküssen ab Das liegt daran, dass kleine Verletzungen im Mund nie auszuschließen sind.

Klinik und Erkrankungsverlauf
In der ersten Erkrankungsphase spricht man von HIV-Infektion. Zu Beginn der Erkrankung merken Betroffene meist nichts von der Infektion, weil sich die Immunschwäche erst nach und nach entwickelt. Nur bei ungefähr der Hälfte der Infizierten zeigen sich 1–6 Wochen nach der Infektion kurzzeitige Beschwerden, die denen einer Grippe, einer Halsentzündung oder eines Pfeifferschen Drüsenfiebers ähneln. Sie haben dann Fieber, dicke Lymphknoten, Schluckbeschwerden, eventuell auch Mundgeschwüre, Hautausschlag und Durchfall. Man spricht dann von der akuten HIV-Infektion.

Dann folgt eine Phase, in der die Erkrankten völlig symptomfrei sind oder lediglich hin und wieder dicke Lymphknoten haben. Diese Phase kann Monate, aber auch Jahre andauern. In dieser Phase sind die Betroffenen schon ansteckend.

Schreitet die Immunschwäche fort, sind die Lymphknoten dauerhaft geschwollen. Es folgen uncharakteristische Beschwerden wie allgemeine Schwäche, eine immer wieder erhöhte Körpertemperatur oder häufige und länger anhaltende Durchfälle.

Schließlich kommt es immer öfter zu immer schwereren Infektionen, beispielswiese Lungenentzündungen mit Reizhusten, Fieber und Atemnot. Da auch die Abwehr von Tumorzellen beeinträchtigt ist, steigt das Risiko für Krebs, vor allem für |maligne Lymphome und Kaposi-Sarkome. Letztere zeigen sich meist als rotbraune Flecke und Knoten auf der Haut und den Schleimhäuten. Viele Kranke magern immer mehr ab. Sie verlieren dabei mehr als 10 Prozent ihres ursprünglichen Körpergewichtes. Man bezeichnet das als Wasting-Syndrom. Letztendlich kann das HI-Virus auch das Gehirn befallen. Dann leiden die Betroffenen an Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, vielleicht auch an Depressionen und später an Demenz und Sprachstörungen. Außerdem kann es sein, dass Bewegungen gestört sind und die Erkrankten irgendwann inkontinent sind. Erst wenn solche typischen Erkrankungen vorliegen, spricht man von AIDS.

Komplikationen
Besondere Infektionen. Infolge der hochgradigen Abwehrschwäche können bei AIDS-Patienten auch Krankheitserreger Beschwerden auslösen, die für Gesunde keine Gefahr sind.

Eine gutes Beispiel ist die Toxoplasmose-Infektion. Toxoplasmen befinden sich häufig in Katzenkot und rohem Fleisch. Sehr viele Gesunde infizieren sich mit Toxoplasmen, ohne dass sie Symptome habe. Infiziert sich aber eine HIV-positive Person, kommt es je nach Abwehrlage zu zahlreichen Beschwerden bis hin zur gefährlichen Hirnhaut- und Gehirnentzündung.

Das ist genauso der Fall bei

einer Infektion mit Pneumocystis jiroveci (früher Pneumocystis carnii), einen weit verbreiteten Einzeller, der zu den Pilzen gehört. Er kann bei HIV-Infizierten schwere Lungenentzündungen verursachen. Zytomegalie-Erkrankungen, die bei HIV-Infizierten schwere Schäden an Augen und Gehirn verursachen können.

Man bezeichnet diese Erkrankungen auch als AIDS-definierende Infektionen, weil sie typisch für AIDS-Patient*innen sind und ein fortgeschrittenes Stadium der HIV-Erkrankung anzeigen.

Das macht der Arzt
Diagnosesicherung

Ab 3 Wochen bis 3 Monate nach der Infektion bildet der Organismus HIV-Antikörper, also Abwehrstoffe gegen das HI-Virus. Diese Antikörper werden durch die gängigen AIDS-Tests nachgewiesen. Die Antikörperbildung im Körper braucht allerdings etwas Zeit. Nach einem möglicherweise gefährlichen Kontakt ist erst nach einem Vierteljahr eine sichere Diagnose möglich. Trotzdem sollte man sofort nach einem Risikokontakt in die Arztpraxis gehen. Dann kann gegebenenfalls sofort mit einer antiretroviralen Therapie begonnen werden, um die Vermehrung des eventuell eingedrungenen HI-Virus direkt zu unterdrücken.

Ist der erste AIDS-Tests positiv, folgt ein Bestätigungstest. Bei diesem wird dann oft direkt das virale Erbgut, also das Virus selbst, nachgewiesen.

AIDS-Tests dürfen in Deutschland nur mit Einverständnis des Betroffenen durchgeführt und nicht "heimlich" von der Ärzt*in angeordnet werden. Bei der Frage der Anonymität ist die Sachlage unterschiedlich: In Praxen und Krankenhäusern bzw. ihren Ambulanzen sind anonyme Tests nicht möglich, das Personal unterliegt aber der ärztlichen Schweigepflicht. In Gesundheitsämtern und in Beratungsstellen wie der Deutschen Aidshilfe e.V. können AIDS-Tests auch anonym durchgeführt werden.

Wird eine HIV-Infektion diagnostiziert, meldet das die Arztpraxis ohne Namensnennung des Betroffenen an das Robert Koch-Institut. Dann folgen Blutuntersuchungen, durch die zum einen die Anzahl der Abwehrzellen, zum anderen die sogenannte Viruslast bestimmt werden – also wie stark der Körper bereits vom Virus befallen ist. Weitere Blutuntersuchungen sollen zudem andere Infektionen wie Virushepatitis und sexuell übertragbare Erkrankungen wie Syphilis und Gonorrhö ausschließen.

Differenzialdiagnosen
Eine geschwächte Immunabwehr kann viele Ursachen haben. Und auch die eher allgemeinen Beschwerden wie Gewichtsverlust, Schwächegefühl und erhöhte Körpertemperatur können auch durch viele andere Erkrankungen ausgelöst werden. Hierzu zählen vor allem Krebserkrankungen sowie zahlreiche Autoimmunerkrankungen und Stoffwechselerkrankungen. Infrage kommen auch andere Infektionskrankheiten wie z. B. Tuberkulose.

Behandlung

Eine HIV-Infektion wird mit einer antiretroviralen Therapie (ART) behandelt. Hierbei werden verschiedene Medikamente eingenommen, die die Vermehrung des Virus unterdrücken. So ist das Virus für andere Menschen weniger ansteckend und die HIV-Erkrankung schreitet langsamer oder gar nicht fort. Die antiretrovirale Therapie muss bei Nachweis einer HIV-Infektion sofort begonnen werden und lebenslang durchgeführt werden. Das HI-Virus wird so nämlich nur "in Schach gehalten", jedoch nicht eliminiert. Wichtig ist auch, dass die Therapie nicht unterbrochen werden darf, da das Virus sonst resistent werden kann. Das bedeutet, dass die Medikamente dann nicht mehr wirken.

In die Behandlung werden auch die Sexualpartner*innen der Betroffenen einbezogen, um diese bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen (siehe Prävention).

Die behandelnde Ärzt*in wird in regelmäßigen Folgeuntersuchungen die Anzahl der Abwehrzellen und die Viruslast kontrollieren und die Medikamente der antiretroviralen Therapie gegebenenfalls anpassen. Bei einer deutlich erniedrigten Anzahl der Abwehrzellen im Blut ist auch die prophylaktische Einnahme von Antibiotika erforderlich, um bakteriellen Infektionen vorzubeugen.

Wenn zur HIV-Infektion weitere Infektionen durch Pilze, Parasiten, Viren oder Bakterien hinzukommen, müssen diese ebenfalls sofort und gezielt behandelt werden – denn jede Infektion kann bei HIV-Patient*innen mit geringer Immunabwehr schnell lebensgefährlich werden. Außerdem lässt sich so eine weitere Schwächung des Körpers und Immunsystems vermeiden.

Prognose

In den Industrieländern haben HIV-Infizierte heute eine fast normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität. Die antiretrovirale Therapie kann den Verlauf der Erkrankung verzögern und oft auch ganz verhindern. Unbehandelt verläuft die Erkrankung jedoch immer tödlich. Dann sind 10 Jahre nach der Infektion die Hälfte der Infizierten bereits im AIDS-Stadium angekommen.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können
Kondom benutzen. Einer der Hauptübertragungswege des HI-Virus sind sexuelle Kontakte. Entsprechend ist eine der wichtigsten Vorsorgemöglichkeiten die Benutzung eines Kondoms, das zudem vor Hepatitis B und C sowie vor Geschlechtskrankheiten schützt.

Achtung bei erster Hilfe. Bei der Ersten-Hilfe-Versorgung von Verletzten kann man eine HIV-Infektion nie ausschließen. Weil sich ein Kontakt zu Körperflüssigkeiten nicht ganz vermeiden lässt, sollte man immer zuerst sich selbst schützen. Eine Möglichkeit ist es, die in den Erste-Hilfe-Kästen enthaltenen Einmalhandschuhe zu tragen. Denn kleine Verletzungen an den Händen, über die das Virus eindringen könnte, kann man nie ganz ausschließen. Für die Mund zu Mund-Beatmung gibt es Tücher, die man zwischen sich und die verletzte Person legen kann.

Selbsttest. Manche Menschen scheuen sich, nach einem Risikokontakt in die Arztpraxis oder ins Gesundheitsamt zu gehen. Eine Alternative sind rezeptfreie HIV-Selbsttests aus de Apotheke. Diese können einfach und diskret zuhause durchgeführt werden. Erforderlich ist nur ein Tropfen Blut aus der Fingerkuppe. Erhältlich ist auch ein HIV-Speicheltest, der schmerzfrei ohne Blutentnahme funktioniert und ebenso wie der Bluttest ein zuverlässiges Testergebnis liefert. Zu beachten ist, dass die HIV-Selbsttests erst 3 Monate nach der Ansteckung eine HIV-Infektion erkennen, da die HIV-Antikörper erst in ausreichender Menge vom Körper gebildet werden müssen. Ist der HIV-Test 3 Monate nach dem Risikokontakt negativ, kann man eine Infektion sicher ausschließen. Ein positiver Test muss erst durch einen Bestätigungstest gesichert werden. Dafür müssen die Betroffenen dann aber auf jeden Fall eine Arztpraxis aufsuchen.

Geschlechtskrankheiten. Durch ungeschützten Sexualkontakt werden nicht nur das HI-Virus, sondern auch Geschlechtskrankheiten wie Syphilis, Chlamydien und Gonorrhö (Tripper) übertragen. Ebenso Hepatitis C. In der Apotheke sind kombinierte Testkits erhältlich, mit denen diese 5 Erkrankungen gleichzeitig in einem Test nachweisbar sind.

Nach der Diagnosestellung. Da die Diagnose einer HIV-Infektion eine erhebliche Belastung für Betroffene und deren Angehörige darstellt, kann begleitend zur Therapie eine psychosoziale Beratung hilfreich sein. Hierfür stehen zum Beispiel Pro Familia Beratungsstellen und die sozialpsychiatrischen Dienste der Gesundheitsämter zur Verfügung. Auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann Sie bei der Krankheitsbewältigung unterstützen.

Prävention
Vorsorge
Den wichtigsten Schutz vor HIV bieten nach wie vor Kondome, insbesondere bei häufig wechselnden Sexualpartner*innen. Das gilt auch bei heterosexuellem Kontakt. Denn von HIV-Infektionen sind keinesfalls nur homosexuelle Männer betroffen.

Kommt es doch einmal zu ungeschütztem Sex oder reißt das Kondom, sollte zügig eine Arztpraxis aufgesucht werden. Die Ärzt*in wird dann einige Fragen stellen, um das Ansteckungsrisiko einzuschätzen. Sie kann dann eventuell vorsorglich antiretrovirale Medikamente verordnen, die auch einen Schutz vor Ansteckung bieten. Diese sog. Postexpositionsprophylaxe wird z. T. auch nach dem Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten auf geschädigter Haut eingesetzt, z. B. im Falle der oben beschriebenen Stich- oder Schnittverletzung bei medizinischem Personal.

In Deutschland ist die Übertragung über Blut nur ein sehr geringes Risiko, mit Ausnahme des intravenösen Drogenkonsums. Bei Reisen in ärmere Länder empfiehlt es sich aber, Einmalspritzen mitzunehmen, um im Fall einer notwendigen medizinischen Behandlung absolut sicher zu gehen.

Auch die Sexualpartner*innen von HIV-Infizierten müssen immer besonders geschützt werden. Hier spricht man von Präexpositionsprophylaxe, weil die Ansteckung schon vor dem stattgefundenen Kontakt verhindert wird. Das bedeutet, dass die HIV-negativen Partner*innen ebenfalls kontinuierlich antiretrovirale Medikamente einnehmen müssen, um einer Ansteckung bei ihrem HIV-positivem Partner bestmöglich vorzubeugen.

Weiterführende Informationen

Private Internetseite mit kommerzieller Unterstützung, die sich primär an Mediziner richtet, aber über weite Teile auch für Laien verständliche Informationen zur HIV-Infektion und zu AIDS bietet, u. a. mit einem kompletten, jährlich aktualisierten Lehrbuch. Internetseite der Deutschen AIDS-Hilfe e. V., Berlin: Umfangreich, mit seriösen Informationen und Broschüren zum Bestellen (Rubrik Materialien) und zum Herunterladen (Suchbegriff Download).

Bewegung bremst nicht nur Krebs aus: Auf die Plätze, fertig, los

Quelle: apotheken.de | 17.07.2024 | mauritius images / Image Source / RUSS ROHDE
 Jeden Tag eine halbe Stunde gemütlich Joggen – damit ist das Bewegungsziel der WHO schon erreicht.Die einen sind von Natur aus sportlich, andere sind einfach gern im Freien und deshalb viel auf den Beinen. Doch es gibt auch Menschen, die an körperlicher Aktivität wenig Freude haben. Vielleicht lassen sie sich mit den vielen gesundheitlichen Vorteilen zu mehr Bewegung motivieren.

Bewegungsziel wird nicht erreicht
Wie eine Seuche greift der Bewegungsmangel weltweit um sich. Neben Brasilien, Bulgarien und den Philippinen verzeichnet Deutschland den größten Anstieg der körperlichen Inaktivität bei Erwachsenen. Mit 42,5% Bewegungsmuffeln ist es neben Zypern und Portugal Spitzenreiter in Europa. Und auch der deutsche Nachwuchs ist keinesfalls in Schwung: Die Bewegungsempfehlung der WHO (eine Stunde Aktivität am Tag) erreicht nur etwa ein Drittel der Kinder und Jugendlichen.

Dabei ist Bewegungsmangel für über 650 000 Todesfälle im Jahr verantwortlich. Das sind doppelt so viele, wie die Fettsucht verschuldet (337 000). Expert*innen haben berechnet, dass durch mehr körperliche Aktivität etwa 7,3% aller vorzeitigen Todesfälle verhindert werden könnten. Denn Bewegung hat einen großen Einfluss auf den gesamten Organismus und kann das Risiko für zahlreiche Erkrankungen reduzieren:

Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zahlreiche Studien haben nachgewiesen, dass körperliche Aktivität das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall drastisch reduziert. Stoffwechselerkrankungen. Ebenfalls günstig beeinflusst wird der gesamte Stoffwechsel. Bewegung bessert die Zusammensetzung der Blutfette, schützt vor Gewichtszunahme (und damit vor der Fettsucht) und mindert die Gefahr, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Knochenbrüche durch Stürze. Aktivität und Bewegung fördern auch die körperliche Fitness, die Koordination und das Gleichgewichtsgefühl. Das verhindert Stürze – ein Thema, dass vor allem für Ältere und Alte entscheidend ist. In der Folge wird auch das Risiko für Schenkelhalsbrüche verringert.Krebs. Ähnlich wie das Nichtrauchen und eine ballaststoffreiche Ernährung ist körperliche Aktivität wichtig für die Vorbeugung von Krebs. Nachgewiesen ist der schützende Effekt insbesondere für Brustkrebs und für Darmkrebs, aber auch für Lungenkrebs und Gebärmutterkrebs soll das Risiko reduziert werden. Demenz und Depression. Bewegung nützt auch Gehirn und Geist. So werden dadurch bei älteren Menschen die kognitiven Funktionen gebessert. Außerdem soll körperliches Training Depressionen vorbeugen.

30 Minuten Radfahren täglich
Jedes bisschen mehr Bewegung hilft, heißt es in den Richtlinien der WHO. Ziel ist, mindestens 150 Minuten in der Woche moderat körperlich aktiv zu sein – also etwa eine halbe Stunde täglich. Moderat aktiv ist man zum Beispiel beim Tanzen, zügigem Spaziergehen oder entspanntem Radfahren. Wer intensiv trainiert, braucht sich nur 75 bis 150 Minuten pro Woche zu fordern. Intensiv bedeutet, dass man beim Training aus der Puste kommt und sich nebenher nicht unterhalten oder singen kann.

Quelle: Springer Medizin

MCS-Syndrom

Quelle: apotheken.de | 15.05.2024 |
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MCS-Syndrom (Multiple Chemical Sensitivity, Multiple Chemikalienunverträglichkeit, vielfache Chemikalienüberempfindlichkeit, idiopathische Umwelt-Unverträglichkeit): Chronisches Krankheitsbild unbekannter Ursache mit vielfältigen Beschwerden, die von den Betroffenen auf schädigende Substanzen wie Lösungsmittel, Abgase, Zigarettenrauch oder Duftstoffe in der Umwelt zurückgeführt werden. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Behandelt wird durch das Meiden der Auslöser und psychotherapeutische Unterstützung. Die Prognose ist ungünstig, die Beschwerden können meist nur gelindert, aber nicht geheilt werden.

Leitbeschwerden

Augenbrennen, laufende Nase, Juckreiz Müdigkeit, Erschöpfung, Schwäche Kopf- und Gliederschmerzen Kreislaufbeschwerden, z. B. Schwindel Magen-Darm-Störungen wie Übelkeit Atemnot.

Wann in die Arztpraxis

Sofort bei plötzlich auftretender starker Atemnot oder sehr starken Kopfschmerzen mit Schwindel.

In den nächsten Tagen, wenn die beschriebenen Beschwerden sich nach Meidung des vermuteten Auslösers nicht bessern.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung
Auch wenn das öffentliche Interesse zunimmt und inzwischen einige Studien zum MCS-Syndrom veröffentlicht wurden – gesicherte Erkenntnisse über seine Ursachen gibt es bisher kaum. Tendenziell lassen sich alle Theorien dazu einem oder mehreren der folgenden drei Grundfaktoren zuordnen:

Expositionstheorie. Eine erhöhte Belastung mit einem oder mehreren Schadstoffen (Initialexposition), die sich nachfolgend über Jahre zur Überempfindlichkeit gegenüber (vielen) weiteren Substanzen auswächst. Vulnerabilitätstheorie. Eine erhöhte Gefährdung für das MCS, die Forschende vor allem bei vorbestehenden anderen chronischen Erkrankungen vermuten. Dazu zählen eine allergische Disposition, Stress-Überempfindlichkeit, N:4659|Depressionen, N:4669|Angststörungen und N:4664|posttraumatische Belastungsstörungen. Dass Frauen hiervon häufiger betroffen sind als Männer, würde ihre deutlich höhere Erkrankungsrate an MCS gegenüber Männern erklären. Psychosomatische Störung. Viele Mediziner sehen das MCS als Ausdruck einer N:4683|somatoformen Störung. Diese These wird heute zunehmend hinterfragt, MCS-Selbsthilfeorganisationen etwa interpretieren die häufig zu beobachtenden psychischen Auffälligkeiten von MCS-Betroffenen als Folge der MCS, nicht als Ursache. Unbestritten ist aber, dass es eine ausgeprägte Komorbidität von MCS mit psychosomatischen Belastungen gibt.

Die Betroffenen selbst führen ihre Beschwerden auf unterschiedliche Einflussfaktoren aus der Umwelt zurück, etwa

Umweltchemikalien (v. a. leichtflüchtige Substanzen, z. B. in Lösungsmitteln, wie Formaldehyd aus Kunststoffen oder Lacken) Schwermetalle (z. B. Amalgamfüllungen) Zusatzstoffe von Nahrungsmitteln eine Besiedlung des Darms mit Hefepilzen (Candida-Infektion) elektromagnetische Felder. Rund ein Fünftel der Betroffenen gibt mehr als 10 beschwerdeauslösende Stoffe an. Diagnosesicherung Eine Diagnose im eigentlichen Sinne ist schwierig, weil das Krankheitsbild noch so wenig untersucht ist. Bei den Untersuchungen geht es also auch darum, andere (vielleicht gut behandelbare) Krankheiten auszuschließen, etwa N:4571|Allergien. Welche Untersuchungen sinnvoll sind, hängt zudem von den Beschwerden des Betroffenen ab. Es gibt aber einige Kriterien, die für das Vorliegen eines MCS-Syndroms sprechen (sog. Konsenskriterien): Die Symptome treten durch erneuten Kontakt mit dem Auslöser immer wieder auf. Die Symptome treten schon bei sehr geringen Konzentrationen auf, die für die gleiche Person in der Vergangenheit unproblematisch waren oder für andere Personen kein Problem sind. Die Symptome lassen nach oder enden, wenn der Kontakt zum Auslöser endet. Die Symptome werden von verschiedenen Stoffen verursacht, die nicht chemisch miteinander verwandt sind. An den Beschwerden sind mehrere Organe oder Organsysteme beteiligt, also z. B. Atemapparat und Magen-Darm-Trakt. Die Symptomatik ist chronisch. Differenzialdiagnosen Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden verursachen, sind beispielsweise verschiedene Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Auch das Mastzellaktivierungssyndrom ist möglich, also eine Überaktivität bestimmter Immunzellen, die allergische Reaktionen steuern. Zu den weiteren Differenzialdiagnosen zählen psychosomatische und psychiatrische Erkrankungen. Behandlung Sind keine behandelbaren anderen Erkrankungen feststellbar, so fußt die Therapie auf drei Säulen: Möglichst konsequentes Ausschalten der schädigenden Umwelteinflüsse (zumindest in der eigenen Wohnung). Unterstützende Psychotherapie für die Bewältigung (Coping) der oft extrem belasteten Lebenssituation der Betroffenen. Infrage kommt zum Beispiel eine Verhaltenstherapie. Eine gute Information über das Krankheitsbild. Eine umfassende Beratung bieten umweltmedizinische Ambulanzen und Gesundheitsämter. Die alleinige Einnahme von Psychopharmaka ist unwirksam und wird daher nicht empfohlen. Prognose Die Prognose der MCS ist ungünstig. Im Verlauf der Erkrankung kommt es meist zu einer Zunahme der Beschwerden. Auch kommen häufig weitere Auslöser hinzu, auf die Betroffene sensibel reagieren. Ihre Apotheke empfiehlt Was Sie selbst tun können Isolieren Sie sich nicht. Erhalten Betroffene wenig Verständnis für ihre Beschwerden im Familien- und Freundeskreis, ziehen sie sich meistens zurück. Die soziale Isolation verstärkt aber den Leidensdruck noch weiter. Suchen Sie gezielt den Kontakt zu Menschen, bei denen Sie Verständnis, Rückhalt und Unterstützung finden. Hierbei können auch Selbsthilfegruppen weiterhelfen. Hautpflege. Leiden Sie unter Hautbeschwerden wie Juckreiz und Entzündungen kann eine gezielte Basispflege der Haut die Beschwerden lindern und die Hautbarriere unterstützen. Dies stärkt Ihr Schutzschild und fördert Ihr Wohlbefinden. Entspannungstechniken. Eine chronische Erkrankung und das oft unvorhersehbare Risiko, den Auslösern Ihrer Erkrankung zu begegnen, führt zu einer andauernden Stressbelastung. Erlernen Sie gezielte Entspannungstechniken, um diese Belastungen besser zu bewältigen. Bewährt hat sich hierbei z. B. die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR für "mindfulness-based stress reduktion").

Blutvergiftung

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 Eine Blutvergiftung kann von einer kleinen Wunde ausgehen - genauso aber auch von Organen wie der Lunge.3

Blutvergiftung (Sepsis):

Lebensbedrohliche Reaktion des Körpers auf eine meist bakterielle Infektion. Ursächlich ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf einen Erreger und eine daraus folgende Schädigung der Organe. Symptome sind zum Beispiel Fieber und Schüttelfrost, schnelle Atmung, hoher Puls, niedriger Blutdruck und Bewusstseinsstörung. Behandelt wird ursächlich mit Antibiotika, meist auf einer Intensivstation. Abhängig von der Schwere der Erkrankung versterben bis zu 60 Prozent der Betroffenen an einer Sepsis.

Leitbeschwerden

Fieber über 38 °C oder Untertemperatur unter 36 °C Puls über 90 Schläge/Minute Systolischer Blutdruck ? 100 mmHg Bewusstseinsveränderungen (Unruhe, Desorientiertheit) oder zunehmende Bewusstseinseintrübung Über 20 Atemzüge pro Minute.

Wann in die Arztpraxis

Heute noch, wenn oben genannte Symptome zutreffen.

Sofort den Notruf wählen,
wenn die Kranke im Rahmen einer Infektion zunehmend unruhig, schläfrig oder verwirrt wird sich die Haut bläulich verfärbt oder rote Hautflecke auftreten die Betroffene bei einer Infektion kaum oder keinen Urin mehr lässt („Grenze“ bei Erwachsenen etwa 500 ml oder 2–3 Toilettengänge täglich).

Die Erkrankung

Vorkommen
Eine Blutvergiftung ist häufig: In Deutschland erkranken daran pro 100.000 Einwohner*innen ungefähr 160 bis 270 Personen im Jahr. Die Blutvergiftung steht auf Platz 3 der Sterblichkeitsstatistik.

Erkrankung
Das Immunsystem ist dafür zuständig, Krankheitserreger aufzuspüren und unschädlich zu machen. In sehr vielen Fällen gelingt das auch – manchmal aber schafft es der Körper nicht, einen Erreger in Schach zu halten. Dann kann es sein, dass sich der Erreger im ganzen Körper ausbreitet, etwa über das Blut oder über die Lymphe. Ist die Situation einmal außer Kontrolle geraten, kann die Reaktion des Immunsystems plötzlich überschießend ausfallen. Dann werden zahlreiche Immunreaktionen in Gang gesetzt, die sich plötzlich auch gegen den eigenen Körper richten. Die Situation ist paradox: In diesem Fall schaden nicht nur die Krankheitserreger dem Organismus. Auch die Abwehrreaktionen des Immunsystems greifen den Körper an. Verschiedene Organe können dabei geschädigt werden. Durch übermäßige Aktivierung der Blutgerinnung werden dabei zum Beispiel Gefäße verstopft und es kommt zu Blutungen. Auch die Gefäßwände werden geschädigt. Wasser und Blutbestandteile treten in das umliegende Gewebe aus, sodass sich am ganzen Körper Wassereinlagerungen (Ödeme) bilden. Häufig werden lebenswichtige Organe wie Leber und Niere geschädigt. Im schlimmsten Fall versagen die Organe und der Kreislauf bricht zusammen.

Hinweis: Entscheidend für die Schwere einer Blutvergiftung ist nicht das Ausmaß der Entzündung am Infektionsherd, sondern der Kontrollverlust bei den Abwehrmechanismen des Immunsystems. Dementsprechend können auch vermeintlich kleine Verletzungen und leichte Infektionen eine schwere Blutvergiftung auslösen.

Ursachen und Risikofaktoren
Die häufigste Ursache einer Blutvergiftung sind Bakterien. Diese müssen nicht – wie viele Menschen glauben – über Hautverletzungen in den Körper gelangen. Ausgangspunkt können auch Organe sein, zum Beispiel die Lunge bei einer Lungenentzündung oder die Harnblase bei einer Harnwegsinfektion.

Manche Menschen sind besonders gefährdet, eine Blutvergiftung zu entwickeln. Das kann sein, weil das Immunsystem geschwächt ist, etwa durch eine Chemotherapie oder eine Kortisontherapie. Oder das Immunsystem arbeitet aufgrund des Alters (noch) nicht gut, etwa bei Früh- oder Neugeborenen oder sehr alten Menschen.

Andere Risikofaktoren sind liegende Katheter, zum Beispiel ein zentraler Venenkatheter oder ein Harnblasenkatheter. Solche Katheter sind eine direkte Verbindung von außen ins Innere des Körpers und können deswegen eine Eintrittspforte für Erreger sein.

Auch andere Erreger als Bakterien können eine Blutvergiftung auslösen, zum Beispiel Pilze oder Viren. Pilze als Ursache kommen in Mitteleuropa aber nur selten vor. Es gibt nur wenige Pilze, die für einen gesunden Organismus ernsthaft gefährlich sind. Bei Menschen mit erheblich geschwächtem Immunsystem lösen allerdings auch harmlose Pilze wie Candida albicans schwerste Erkrankungen bis hin zur Blutvergiftung aus.

Klinik
Eine Blutvergiftung ist für einen Laien nicht immer leicht zu erkennen. Meist steht am Anfang eine Infektion, die vielleicht sogar zunächst harmlos wirkt. Entwickelt sich eine Sepsis, haben die Betroffenen ein sehr starkes Krankheitsgefühl, hinzu kommen oft Schmerzen. Die Patient*innen fühlen sich schwach und sind manchmal sogar verwirrt und desorientiert. Oft entwickelt sich Fieber mit Schüttelfrost oder die Patient*innen schwitzen stark, die Haut fühlt sich dabei nass-kalt an.

Aber: Dass hohes Fieber bei einer Blutvergiftung immer auftritt, ist ein Irrglaube – gerade bei älteren Menschen fehlt es häufig.

Neben der Körpertemperatur verändern sich in der Regel auch die weiteren Vitalparameter: Die Atmung ist sehr schnell, das Herz schlägt schnell oder rast sogar. Der Blutdruck ist häufig niedrig.

Übrigens: Die oft zitierten rote Streifen, die von einer Verletzung an Hand oder Fuß in Richtung Rumpf ziehen, sind kein Zeichen einer Blutvergiftung. Sie weisen auf eine Entzündung der Lymphgefäße (|Lymphangitis) unter der Haut hin, die durch eine Wundinfektion verursacht wird. Diese ist nicht akut bedrohlich, erfordert aber auch eine ärztliche Behandlung.

Komplikationen
Schwere Blutvergiftung und septischer Schock. Gelingt es nicht, die Blutvergiftung zu kontrollieren, kommt es zu einer immer schwerwiegenderen Kreislaufbeeinträchtigung mit Blutdruckabfall. Jetzt nehmen auch die Organe zunehmend Schaden, vor allem die Lunge (Warnzeichen: bläuliche Hautverfärbung), das Gehirn (Warnzeichen: Unruhe, Schläfrigkeit, Verwirrtheit) und die Nieren (Warnzeichen: verminderte Urinproduktion). Auch die Blutgerinnung gerät nun außer Kontrolle. Das ist zum Beispiel erkennbar an roten Hautflecken. Es droht der lebensbedrohliche septische Schock mit |Kreislaufkollaps.

Nicht selten kommt es zum Multiorganversagen. Hier versagen mindestens zwei lebenswichtige Organe, z. B. Lunge und Niere oder Leber und Gehirn.

Diagnosesicherung

Eine Blutvergiftung ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Um keine Zeit zu verlieren, haben Mediziner*innen einen einfachen Score entwickelt: Bewertet werden dabei der Bewusstseinszustand, die Atemfrequenz (erhöht) und der Blutdruck (erniedrigt). Treffen zwei der drei Kriterien zu, besteht der Verdacht auf eine Blutvergiftung und die Patient'in wird sofort in eine Intensivstation eingewiesen.

Dort folgen dann weitere Untersuchungen, um die Diagnose zu bestätigen. Dabei wird zum Beispiel im Blut kontrolliert, wie gut die Organe noch arbeiten. Genauso wichtig ist es aber, den Infektionsherd zu finden. Die Ärzt*in wird dabei ganz genau nach Hinweisen auf eine Erkrankung fragen, etwa nach Husten als Hinweis auf eine Lungenentzündung oder Durchfall als Zeichen einer Infektion des Magen-Darm-Trakts. Im Anschluss wird die Patient*in gründlich körperlich untersucht, möglicherweise folgen auch Ultraschall- oder Röntgenuntersuchungen.

Differenzialdiagnosen
Die Diagnose einer Sepsis ist vor allem deshalb so schwierig, weil die typischen Beschwerden bei vielen anderen Erkrankungen ebenfalls auftreten können, z. B. bei Hitzschlag, Darmverschluss, Lungenembolie, Blutzuckerentgleisungen oder bei Vergiftungen, schweren allergischen Reaktionen, Nebennieren- und Schilddrüsenerkrankungen. Andererseits können sogar bei einer schweren Sepsis typische Krankheitszeichen fehlen.

Behandlung

Bei der Behandlung einer Blutvergiftung zählt jede Stunde! Die Patient*in erhält deshalb sofort ein Breitband-Antibiotikum direkt in die Vene, also ein Antibiotikum, das gegen möglichst viele Erreger hilft. Ebenso wichtig ist es, schnell den Kreislauf zu stabilisieren. Dafür erhält die Patient*in Infusionen und verschiedene Herz-Kreislauf-Medikamente. Ärzt*innen sagen zu diesem entschlossenen und zügigen Vorgehen auch „hit hard and early“.

Manchmal ist auch eine Bluttransfusion nötig. Oft ist der Zustand der Betroffenen so ernst, dass sie auf der Intensivstation künstlich ernährt, mit Sauerstoff versorgt und eventuell sogar beatmet werden müssen.

Sind die Erstmaßnahmen getroffen, ist Zeit für eine individuellere Behandlung. Wird aus einer vorher genommenen Blutprobe ein Erreger identifiziert, wird das Antibiotikum jetzt an diesen genau angepasst.

Ist der Infektionsherd gefunden, wird dieser nach Möglichkeit sofort beseitigt. Zum Beispiel werden infizierte Wunden und Abszesse chirurgisch behandelt und Fremdmaterialien wie Katheter entfernt.

Prognose

Trotz intensivmedizinischer Therapie bleibt die Behandlung oft erfolglos, vor allem bei älteren und abwehrgeschwächten Patient*innen. Bis zu 60 Prozent der Betroffenen sterben. Auch nach einer zunächst überstandenen Sepsis sterben noch bis zu 30 % der Patient*innen im Laufe eines Jahres.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können
Zurück in den Alltag. Betroffene kehren oft erst nach Wochen aus dem Krankenhaus oder der Reha-Klinik zurück und haben dann Schwierigkeiten, wieder in den Alltag hineinzufinden. Oft fallen die Tätigkeiten des täglichen Lebens wie Körperpflege, Einkaufen und die Haushaltsführung schwer. Sprechen Sie dann mit Ihrer Hausärzt*in. Sie wird Sie über Möglichkeiten der ambulanten Physio- oder Ergotherapie oder einer stationären Reha beraten. Auch psychotherapeutische Betreuung oder eine (vorübergehende) Unterstützung durch einen Pflegedienst können ratsam sein.

Infektionsschutz. Grundsätzlich kann jede Infektion zu einer Sepsis führen. Daher sollte man versuchen, Infektionen zu vermeiden oder angemessen zu behandeln. Bei Verdacht auf eine Infektion sollten gerade Risikogruppen lieber zu früh als zu spät in die Arztpraxis.

Risikofaktoren im Blick behalten. Jede Person kann eine Blutvergiftung entwickeln, aber nicht bei jeder Person ist die Wahrscheinlichkeit gleich hoch. Risikogruppen oder Angehörige von Risikogruppen sollten ein besonderes Auge auf Infektionen haben. So sollten beispielsweise pflegende Angehörige besonders aufmerksam bei der Katheterpflege sein und schnell reagieren, wenn die Haut um den Katheter rot, warm oder geschwollen ist oder nässt.

Impfen. Wer geimpft ist, schützt sich vor bestimmten Infekten oder verhindert zumindest, dass diese schwer verlaufen. Gerade Risikogruppen sollten mit der Hausärzt*in besprechen, welche Impfungen von der Ständigen Impfkommission empfohlen werden und sinnvoll sein könnten.

Weiterführende Informationen

Auf der Website der Deutschen Sepsis-Hilfe e.V. finden Betroffene und deren Angehörige Informationen und Unterstützung für die Zeit der Erkrankung und danach.

Sparsam mit CT bei Kindern!: Weil Blutkrebs droht

Quelle: apotheken.de | 25.01.2024 | mauritius images / Dmitriy Shironosov / Alamy / Alamy Stock Photos
 Die Strahlenbelastung im CT ist höher als bei einer konventionellen Röntgenaufnahme.Bei Kindern sollte man es sich besonders gut überlegen, ob eine CT-Untersuchung wirklich notwendig ist. Neue Daten zeigen, dass jede Computertomographie das Risiko für Blutkrebs erhöht.

Höhere Strahlenbelastung als normales Röntgen
CT-Untersuchungen sind mit einer höheren Strahlenbelastung verbunden als konventionelle Röntgenaufnahmen. Das liegt daran, dass meist eine Serie von Aufnahmen aus verschiedenen Winkeln gemacht wird, um detaillierte Querschnittsbilder zu erhalten.

Radioaktive Strahlung kann jedoch zu hämatologischen Krebserkrankungen führen. Vermutet wird schon lange, dass es einen Zusammenhang zwischen CT-Untersuchungen im Kindesalter und der späteren Entwicklung von Blutkrebs gibt. Bisherige Studien hatten allerdings etliche Schwächen. So war in ihnen häufig die genaue Strahlendosis nicht dokumentiert. Oder es war nicht klar, ob ein erhöhte Krebsrisiko auf eine andere Ursache zurückging.

Große internationale Studie mit fast 900 000
Teilnehmenden Aussagekräftigere Daten liefert jetzt eine aktuelle internationale Studie mit fast 900 000 Teilnehmenden. Sie hatten mindestens eine CT-Untersuchungen vor dem 22. Lebensjahr erhalten, 70% von ihnen sogar vor dem 15. Geburtstag. Die Strahlendosen waren jeweils genau dokumentiert und andere krebserregende Ursachen ausgeschlossen worden.

Während der Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 7,8 Jahren entwickelten 790 Teilnehmende einen Blutkrebs. Dabei handelte es sich vor allem um maligne Lymphome, myeloische Neoplasien und akute Leukämien.

Ein bis zwei Kinder von 10 000 bestrahlten Kindern bekommen Krebs
Das Risiko für Kinder und Jugendliche, bis zum 18. Lebensjahr eine Leukämie oder ein Lymphom zu entwickeln, beträgt etwa 0,15 %. Bei der Analyse der Daten zeigte sich, dass jede CT-Untersuchung dieses Risiko für Blutkrebs um weitere 16% erhöhte, berichtet das Forscherteam. In absoluten Zahlen bedeutet dies Folgendes: Von 10 000 Kindern, die sich einer typischen CT-Untersuchung mit 8 mGy unterziehen, werden in den folgenden zwölf Jahren ein bis zwei Kinder an Blutkrebs erkranken.

Quelle: Nature Medicine