Erkrankungen im Alter

Demenz mit Lebensstil vermeiden?: Von Ausbildung bis Kartenspiel

Quelle: apotheken.de | 30.01.2025 | mauritius images / Maskot
 Wer geistig und körperlich aktiv bleibt, hat im Kampf gegen die Demenz gute Karten.Nicht nur Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus begünstigen die Entwicklung einer Demenz. Auch soziale Faktoren haben einen Einfluss auf die Hirngesundheit. Sie zu beachten könnte helfen, dem geistigen Verfall entgegenzuwirken.

Ausbildung, Arbeit und Lebensstil
Die Demenz ist eine Erkrankung, die aufgrund medizinischer Ursachen entsteht. Dazu gehören z. B. Durchblutungsstörungen des Gehirns, eine Degeneration mit Rückgang der Hirnmasse und vermutlich auch Ablagerungen im Gehirn. Doch offenbar gibt es auch wirtschaftliche und soziale Faktoren, die einen Einfluss auf die Ausbildung einer Demenz haben.

Das ist das Ergebnis einer US-amerikanischen Beobachtungsstudie mit über 20.000 Erwachsenen. Die Teilnehmenden wurden seit 1992 begleitet und waren zu Beginn der Untersuchung über 50 Jahre alt. Die Analyse ihrer Daten brachte folgende Erkenntnisse:

Alte Menschen ohne eine formale Bildung entwickelten häufiger eine Demenz als diejenigen, die eine Ausbildung absolviert hatten. Das Risiko sank mit der Dauer der Ausbildung, wobei der erreichte Abschluss keine Rolle spielte. Menschen, die nie berufstätig waren, hatten ein doppelt so hohes Risiko für eine Demenz als diejenigen, die 40 Jahre lang im Beruf waren. Auch Behinderungen spielten eine Rolle. Von denjenigen, die im Alter von 60 Jahren gehandicapt waren, erkrankten bis zum Alter von 80 Jahren 39% an einer Demenz. In der Gruppe ohne Behinderung waren es weniger als 10%. Der Lebensstil hatte ebenfalls einen Einfluss. Wer auch leichte körperliche Bewegung mied oder dazu nicht in der Lage war, hatte ein höheres Demenzrisiko als Personen, die sich täglich körperlich bewegten. Hobbys waren teilweise auch mit einem geringen Demenzrisiko assoziiert. Wer häufiger Wortspiele machte, sich mit Karten- oder Brettspielen wie Schach beschäftigte, im Garten arbeitete oder kleinere Reparaturen im Haus oder am Auto vornahm, entwickelte seltener eine Demenz als passive alte Menschen.

Kausalität noch nicht bewiesen
Den Autor*innen zufolge liefert diese Arbeit zusätzliche Belege dafür, wie wichtig einzelne Maßnahmen wie ein aktiver Lebensstil für die Hirngesundheit sind. Bei der Beurteilung der Ergebnisse ist es jedoch wichtig, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt. Das bedeutet, dass zwar Zusammenhänge erkannt wurden, eine Kausalität jedoch (noch) nicht bewiesen ist.

Quellen Ärzteblatt, RAND Corporation

Ehe hebt die Stimmung: Weniger Depressionen

Quelle: apotheken.de | 08.01.2025 | mauritius images / Westend61 / Uwe Umstätter
 Menschen in fester Partnerschaft leiden seltener an Depressionen.Verheiratete können sich glücklich schätzen. Sie haben nicht nur ein besseres Immunsystem und leiden seltener an Diabetes: Offenbar schützt die traute Zweisamkeit auch davor, Depressionen zu entwickeln.

Zweisamkeit bringt viele Vorteile
Neben Begünstigungen im Steuerrecht bringt die Ehe auch viele gesundheitliche Vorteile mit sich. Das liegt u.a. daran, dass Verheiratete sich gegenseitig ermutigen, bei Problemen früher in die Arztpraxis zu gehen oder Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Eheleute scheinen zudem gesünder zu leben und sich besser zu ernähren, was ebenfalls zu einem besseren körperlichen Zustand beiträgt.

Und auch psychisch kann man von der Ehe profitieren, wie eine große Studie mit Daten von über 125 000 Menschen ergeben hat. Die Teilnehmenden wohnten in sieben kulturell stark unterschiedlichen Ländern (USA, Großbritannien, Irland, Mexiko, China, Korea und Indonesien). Sie wurden in vier Gruppen eingeteilt: verheiratet bzw. in einer festen Partnerschaft mit gemeinsamer Wohnung, verwitwet, geschieden bzw. getrennt oder Single.

Risiko für Depression verdoppelt
Dabei kam heraus, dass geschiedene, verwitwete und als Single lebende Männer und Frauen ein fast doppelt so hohes Risiko für Depressionen hatten als verheiratete. Das galt weltweit, also in allen untersuchten Regionen und in allen Kulturen.

Am stärksten wirkte sich das erhöhte Depressionsrisiko bei männlichen Singles aus. Eine mögliche Erklärung ist, dass Männer, die nicht oder sogar nie einer festen Partnerschaft gelebt haben, weniger über soziale Unterstützungsnetzwerke verfügen.

Scheidung löst Depressionen aus
Warum die Ehe oder eine eheähnliche Gemeinschaft vor Depressionen schützt, konnte diese Untersuchung nicht klären. Allerdings wird unterstrichen, dass Scheidungen oder der Tod des Partners Depressionen auslösen kann. Grund dafür könnte das Fehlen einer Bezugsperson oder die vermehrte Belastung in Beruf und Haushalt sein, mutmaßt das Autorenteam. Eine Schwäche der Studie ist ihnen zufolge, dass die Daten mithilfe von Selbstberichtsfragebögen gesammelt worden waren. Zudem waren nur heterosexuelle Paare einbezogen worden.

Quelle: Ärzteblatt

Einbeinstand zeigt Fitness an: Vorgealtert oder fit?

Quelle: apotheken.de | 27.12.2024 | mauritius images / Westend61 / Joseffson
 Wer mit 50 Jahren 40 Sekunden lang auf einem Bein stehen kann, ist in guter körperlicher Verfassung.Es gibt verschiedene Tests, die ein gesundes Alter vorhersagen sollen. Besonders einfach geht es mit der Flamingo-Challenge. Wer dabei zu früh ins Wackeln kommt, sollte seine Fitness verbessern.

Balancefähigkeit besonders betroffen
Alt werden und gesund bleiben – das möchte jeder. Eine gewisse Gebrechlichkeit hat man im Alter bisher zumeist hingenommen. Heute weiß man jedoch, dass körperliche Funktionen wie der Gang, die Muskelkraft und die Balancefähigkeit entscheidend zur gesamten Gesundheit beitragen. Wie gut es damit bestellt ist und ob man an seiner Fitness arbeiten sollte, zeigt der Einbeinstand.

Das ist das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie, in der Forschende nach altersbedingten Veränderungen von Griffkraft, Gang und Balancefähigkeit gesucht hatten. Am meisten wirkte sich das Alter auf die Balancefähigkeit im Einbeinstand aus. Mit Verlauf der Jahre nahm diese kontinuierlich ab. Dabei unterschieden sich Männer und Frauen nicht, wie die Studienautor*innen betonen.

50- bis 59-Jährige sollten 40 Sekunden schaffen
Die Dauer, die eine Person auf einem Bein stehen kann, ist das verlässlichste Zeichen für das neuromuskuläre Altern und den Fitnesszustand. So sollte man im Alter von 18 bis 49 Jahren 1 Minute auf einem Bein stehen können, im Alter von 50 bis 59 mindestens 40 Sekunden. Für 60-69-Jährige werden 35 Sekunden, für 70-79-Jährige 20 und für Über-80-Jährige noch 5 Sekunden gefordert.

Wer nicht altersentsprechend auf einem Bein stehen kann, sollte seine Fitness verbessern. Auch für ältere Semester ist dafür Kraftsport sehr gut geeignet. Bevor man allerdings mit dem Hantelschwingen beginnt, sollte man sich ärztlich beraten lassen. Zudem macht es Sinn, unter Anleitung zu trainieren. Das verbessert das Ergebnis und senkt die Verletzungsgefahr.

Entscheidende 10 Sekunden
In einer weiteren Studie wurde der Einbeinstand mit der gesundheitlichen Prognose in Verbindung gebracht. Darin stellte sich heraus: Menschen zwischen 50 und 75 Jahren, die es nicht schafften, mehr als 10 Sekunden auf einem Bein zu balancieren, hatten in den nächsten sieben Jahren ein um 84% höheres Sterberisiko als diejenigen, denen das gelang.

Quellen: PloS ONE, British Journal of Sports Medicine

Blutdruck senken schützt Gehirn: Demenz ausbremsen

Quelle: apotheken.de | 23.12.2024 | mauritius images / Science Photo Library / Microgen Images
 Zur guten Einstellung einer Hypertonie gehört die regelmäßige Blutdruckkontrolle.Chronisch erhöhter Blutdruck schadet dem Gehirn. Einige Regionen sind davon besonders stark betroffen. Und das sind ausgerechnet diejenigen, die für das Denken zuständig sind.

Bereiche für Lernen und Planen geschädigt
Schon lange ist bekannt, dass hoher Blutdruck das Risiko für eine Demenz erhöht. Mithilfe der Kernspintomographie ließen sich auch druckbedingte Veränderungen im Gehirn nachweisen. Diese waren bisher allerdings nur grob darstellbar.

Eine neue Studie zeigt jetzt genauer, wo der dauerhaft erhöhte Blutdruck das Gehirn schädigt. Dazu analysierte eine schottische Forschergruppe bei über 30 000 Männern und Frauen MRT-Aufnahmen, Blutdruckwerte und kognitive Leistungen und prüften diese auf einen Zusammenhang.

In neun Bereichen des Gehirns, die auch mit dem Denken verbunden sind, führte ein erhöhter Blutdruck zu Veränderungen im MRT. Darunter befand sich ein besonders wichtiges Areal, das Putamen: Es beeinflusst nicht nur die Regulation der Bewegung, sondern auch die Lernfähigkeit. Von Schäden betroffen waren aber auch verschiedene Verbindungen zwischen inneren Hirngebieten zur Großhirnrinde. Darunter Fasern, die für die Planung von Aufgaben, die Entscheidungsfindung und das Management von Emotionen wichtig sind.

Hirnschäden passten zu Testergebnissen

Die gefundenen Schäden im Gehirn schlugen sich in der Denkfähigkeit der jeweiligen Testperson nieder. In anderen Worten: Die Ergebnisse in den verschiedenen kognitiven Tests (u.a. zu Lernfähigkeit oder zu komplexen Leistungen wie Planen) passten zu den jeweiligen Schäden in den MRT-Aufnahmen, verdeutlicht die Forschergruppe.

Vor allem den systolischen Druck senken!
Eine langjährige Hypertonie kann offenbar diejenigen Bereiche schädigen, die Menschen für das Denken benötigen. Am stärksten wirkt dabei der systolische Druck – d.h. der erste von den beiden mit dem Messgerät gemessenem Wert. Aber auch ausgeprägte Pulsierungen, also große Unterschiede zwischen diastolischem und systolischem Blutdruck, scheinen eine negative Rolle zu spielen. Der diastolische Blutdruckwert hatte dagegen keinen Einfluss auf die spätere Denkfähigkeit.

Umso wichtiger ist es, den systolischen Blutdruck ausreichend zu senken. Menschen mit zu hohem Blutdruck sollten deshalb ihre Tabletten regelmäßig einnehmen, ihre Werte regelmäßig kontrollieren und sich regelmäßig bei Hausärzt*in oder Kardiolog*in vorstellen. Wer kein eigenes Messgerät hat, hat die Möglichkeit, den Blutdruck in der Apotheke kontrollieren zu lassen. Hat man systolischen Druck und Pulsschwankungen gut im Griff, kann das Gehirn nur profitieren.

Quelle: Ärzteblatt

Krafttraining schenkt Lebensjahre: Rechtzeitig Muskulatur aufbauen

Quelle: apotheken.de | 21.12.2024 | mauritius images / Rüdiger Rebmann
 Hanteltraining stärkt die Muskulatur der Arme und wirkt einer Sarkopenie entgegen.Wer auch im hohen Alter fit sein möchte, sollte sich frühzeitig um seine Muskeln kümmern. Denn ab Mitte 60 geht es mit Muskelkraft- und Muskelmasse rapide bergab. Bestehen gleichzeitig chronische Erkrankungen, steigt die Gefahr für einen krankhaften Muskelverlust. Mit der richtigen Ernährung und vor allem körperlichen Training lässt sich dem Muskelschwund effektiv entgegensteuern.

Alleskönner Muskeln
Muskeln spielen für die Gesundheit des Menschen eine entscheidende Rolle. Sie ermöglichen dem Körper jede Form der Bewegung, sorgen für die aufrechte Körperhaltung und helfen dabei, dass wir nicht aus dem Gleichgewicht geraten. Doch Muskeln können noch viel mehr: Sie sind entscheidend für den Stoffwechsel, denn sie verbrennen sowohl bei der Arbeit als auch in Ruhe Kalorien. Eine hohe Muskelmasse erhöht den Grundumsatz und wirkt auf diese Weise gewichtsstabilisierend. Auf diese Weise sinkt das Risiko für Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Seit einiger Zeit weiß man, dass Muskeln auch hormonähnliche Stoffe produzieren. Wenn sie arbeiten, bilden sie die sogenannten Myokine. Das sind kleinste Eiweiße, die als Botenstoffe agieren – und zwar sowohl im Muskel selbst als auch weit entfernt im ganzen Körper. Sie wirken dabei anti-entzündlich, fördern Heilungsprozesse und stärken das Immunsystem. Neue Forschungen haben gezeigt, dass Myokine auch eine Rolle bei der Bekämpfung von Krebs spielen könnten.

Hinweis: Mit ihrem Stoffwechsel tragen Muskeln auch zur Wärmeproduktion des Körpers bei. Bei Kälte wird durch unwillkürliches Muskelzittern die Wärmeerzeugung noch zusätzlich gesteigert.

Natürlicher und krankhafter Muskelschwund
In der Jugend und im jungen Erwachsenenalter ist der Mensch noch gut mit Muskeln ausgestattet. Sie machen etwa 30 bis 40 % des Körpergewichts aus. Ab dem 50. Lebensjahrzehnt geht es mit den Muskeln allerdings bergab – und zwar aufgrund ganz natürlicher Alterungsprozesse. Denn Muskeln degenerieren mit dem Altern genauso wie die anderen Teile des Organismus, angefangen bei den Knochen bis zum Gehirn.

Kritisch wird es, wenn aufgrund von Muskelschwund und Kraftlosigkeit der normale Alltag nicht mehr bewältigt werden kann. In diesem Fall spricht man von einer Sarkopenie (von griech. sarx = Fleisch und penia = Mangel). Die Häufigkeit der Sarkopenie variiert in Deutschland je nach Altersgruppe und Gesundheitszustand. Von den 60- bis 70-Jährigen sind bis zu 13% davon betroffen, von den Menschen über 80 Jahren fast jeder zweite.

Unterteilt wird die Sarkopenie in eine primäre und eine sekundäre Form. Bei der primären Sarkopenie ist der altersbedingte Muskelschwund verantwortlich. Zunächst werden die schnell und kraftvoll wirkenden Muskelfasern weniger. Die Mitochondrien, also die kleinen Kraftwerke in den Zellen, arbeiten weniger effektiv und die Anzahl der Nervenendigungen an den Muskelfasern nimmt ab.

Kommen weitere Faktoren hinzu, spricht man von einer sekundären Sarkopenie. Dazu gehört z.B. die körperliche Inaktivität. Wird ein Muskel nicht bewegt, schrumpft er. Bei jungen Menschen nimmt wird meist nur der Muskelaufbau gebremst, , bei alten Menschen werden Muskelfasern abgebaut. Andere Ursachen für Muskelabbau sind eine Mangelernährung oder chronische Begleiterkrankungen von Herz, Lunge oder Niere.

Auch Arzneimittel können eine Sarkopenie begünstigen. So ist es zum Beispiel bei Prostatakrebs nötig, den Testosteronspiegel über Medikamente zu senken. Das wirkt sich dann aber auch negativ auf den Muskelaufbau aus.. Ebenfalls negativ auf den Muskelstoffwechsel wirken etliche Krebsmedikamente und Kortison.

Hinweis: Alkohol fördert den Muskelabbau über verschiedene Wege. Er erhöht die Produktion des eiweißabbauenden Stresshormons Cortisol und senkt die Konzentration von muskelaufbauendem Testosteron. Insgesamt reduziert ein hoher Alkoholkonsum die Muskelproteinsynthese um bis zu 37%.

Kraftlos beim Greifen, wackelig beim Stehen
Die Sarkopenie kann entweder akut auftreten oder schleichend. Erste Symptome zeigen sich dadurch, dass die Betroffenen weniger Kraft haben, sich z. B. nicht gut festhalten, Treppen steigen oder eine Flasche öffnen können. Sie haben Probleme beim Gehen, sind wackelig und stürzen leichter. Das liegt daran, dass ein Weniger an Muskeln gleichzeitig auch ein Weniger an Stabilität und Gleichgewicht bedeutet. Studien haben ergeben, dass das Sturzrisiko bei Sarkopenie um das 3,2-Fache steigt.

Oft fühlen sich die Betroffenen auch allgemein schwach und müde. Es fällt ihnen schwer, den Alltag zu bewältigen, Einkaufen und Selbstversorgung sind kaum mehr möglich. Der Verlust an Unabhängigkeit drückt ebenso auf die Psyche wie die soziale Isolation aufgrund mangelnder Mobilität. Auch die Angst vor Stürzen macht den Betroffenen schwer zu schaffen. Insgesamt sinkt die Lebensqualität meist beträchtlich.

Die Sarkopenie verschlechtert auch bestehende Erkrankungen. Bei Menschen mit einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) erhöht sie das Risiko für Krankenhausaufenthalte. Ist die Muskelmasse verringert, wird weniger Glukose (Zucker) in die Muskelzellen aufgenommen. Dadurch steigt der Zuckerspiegel im Blut, was vor allem für Menschen mit Diabetes problematisch ist.

Hinweis: Eine Sarkopenie schränkt nicht nur die Lebensqualität ein. Sie verkürzt das Leben auch, wie Studien ergeben haben. Einer aktuellen Studie zufolge ist bei Menschen mit Sarkopenie das Sterberisiko um 36% erhöht - verglichen mit gleichaltrigen, muskelgesunden Personen.

So wird die Sarkopenie diagnostiziert
Liegt der Verdacht auf eine Sarkopenie vor, ist das Körpergewicht nur wenig aussagekräftig. Denn schlanke Menschen können durchaus ausreichend Muskelmasse haben. Übergewicht kann dagegen eine Sarkopenie verdecken. Adipöse Menschen haben sogar relativ häufig eine Sarkopenie, d.h. eine hohe Fettmasse bei verringerter Muskulatur.

Beim Nachweis einer Sarkopenie hilft ein Sarkopenie-Screening mit Fragebogen weiter. Expert*innen empfehlen, dies bei Menschen über 65 Jahre einmal im Jahr und immer nach schweren gesundheitlichen Ereignissen durchzuführen. Dabei müssen nur fünf Fragen beantwortet werden.

Wie schwer fällt es Ihnen, 5 kg zu heben oder zu tragen: nicht schwer (0), etwas schwer (1), sehr schwer oder unmöglich (2)Wie schwer fällt es Ihnen, auf Zimmerebene umherzugehen: nicht schwer (0), etwas schwer (1), sehr schwer, benötige Hilfsmittel oder unmöglich (2) Wie schwer fällt es Ihnen, vom Stuhl oder Bett aufzustehen: nicht schwer (0), etwas schwer (1), sehr schwer oder unmöglich ohne Hilfe (2) Wie schwer fällt es Ihnen, eine Treppe mit zehn Stufen zu steigen: nicht schwer (0), etwas schwer (1), sehr schwer oder nicht möglich (2) Wie oft sind Sie im letzten Jahr gestürzt: kein Sturz (0), 1 bis 3 Stürze (1), 4 oder mehr Stürze (2)

Die erreichten Punkte werden addiert. Ein Wert von 0 bis 3 Punkten gilt als unauffällig, Werte ab 4 Punkte sprechen für eine Sarkopenie.

Bei einem auffälligen Sarkopenie-Screening steht als nächstes die Messung der Muskelkraft an. Das geschieht mit zwei einfachen Tests: Die Griffkraft wird mit einem Handkraft-Dynamometer gemessen. Für Frauen liegt der Grenzwert bei 16 kg, für Männer bei 27 kg. Die Muskelkraft der Beine prüft man mit dem Stuhlaufsteh-Test. Dabei soll die Betroffene 5 Mal aus eigener Kraft aufstehen. Werden mehr als 15 Sekunden dafür benötigt, gilt dies als Sarkopenie-Hinweis.

Bewiesen wird eine Sarkopenie mithilfe bildgebender Verfahren. Es stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Am genauesten, aber mit hoher Strahlenbelastung, ist die Computertomographie. Sie ermöglicht die exakte Erfassung der Muskelmasse. Ähnlich präzise ist die Magnetresonanztomographie.

Praktikabler und deshalb im klinischen Alltag häufiger eingesetzt werden die Duale-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) und die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA). Mit beiden Verfahren misst man die Muskelmasse von Armen und Beinen und errechnet den relativen Skelettmuskelindex. Er sollte für Männer über 7,0, für Frauen über 5,5 kg/m2 liegen.

Hinweis: Die Sarkopenie muss von der Kachexie abgegrenzt werden, also der starken Abmagerung. Zwar werden bei beiden Erkrankungen Muskeln abgebaut. Im Rahmen einer Kachexie verliert der Körper aufgrund auszehrender Erkrankungen (z.B. Krebs) Fett und Muskelgewebe. Die Betroffene nimmt stark an Körpergewicht ab. Bei der Sarkopenie ändert sich das Gewicht zunächst nicht. Stattdessen nimmt der Fettanteil zu und der Muskelanteil ab.

Trainieren ist das A und O
Mit der richtigen Ernährung und körperlichem Training lässt sich eine Sarkopenie nicht nur aufhalten, sondern häufig auch umkehren. Das ist selbst im hohen Alter noch möglich. Allerdings muss das Programm individuell maßgeschneidert werden und sich sowohl nach der körperlichen Verfassung als auch nach den Begleiterkrankungen richten.

Die Anleitung für das Training und zu Beginn auch die Überwachung sollten durch geschulte Trainer*innen oder Physiotherapeut*innen erfolgen. Auf diese Weise lassen sich optimale Ergebnisse erzielen und Verletzungen vermeiden. Zum Einstieg genügt eine Trainingseinheit pro Woche mit geringer bis moderater Intensität, danach kann die Anzahl auf zwei bis drei Mal pro Woche erhöht werden. Zwischen den Einheiten sollte ausreichend Zeit liegen, damit sich der Muskel regenerieren und wachsen kann. Pro Übung werden ein bis drei Durchgänge mit sechs bis zwölf Wiederholungen absolviert.

Trainiert werden soll die Muskelkraft des gesamten Körpers. Basis ist das Training der Beinmuskulatur, da diese für das Aufstehen, Gehen, Treppensteigen und das Gleichgewicht besonders wichtig sind. Im Fitnessstudio sind Beinpressen angesagt, zuhause kann das Aufstehen vom Stuhl oder das Beinstrecken im Sitzen geübt werden. Eine weitere Übung für Fortgeschrittenere sind Kniebeugen – zumindest so lange es die Kniegelenke erlauben. Die Arme lassen sich mit dehnbaren Bändern und Gewichten trainieren.

Hinweis: Krafttraining ist nicht nur gut, wenn schon eine Sarkopenie vorliegt. Es dient auch der Vorbeugung von Muskelschwund und vieler anderer Erkrankungen. Für Senior*innen ist es besonders wichtig. Spezielle Angebote findet man in Fitnesszentren, Rehazentren und vielen Physiotherapiepraxen.

Proteine bauen Muskeln auf
Um zu arbeiten und zu regenerieren, brauchen Muskeln Eiweiß (Proteine). Im Alter steigt der Bedarf. Empfohlen werden 1,0 bis 1,2 g pro Kilogramm Körpergewicht täglich (für junge Erwachsene reichen ca. 0,8 g Protein/kg KG täglich). Die Proteinmenge sollte dabei gleichmäßig über den Tag verteilt, also morgens, mittags und abends aufgenommen werden.

Ausgehend von einem Proteinbedarf von 1,2 g/kg KG muss eine 60 kg schwere Frau 72 g Protein am Tag zu sich nehmen. In Milch sind etwa 3,3 g Protein pro 100 ml, Harzer Käse, Emmentaler und Ziegenkäse enthalten etwa 28-30 g Protein/100 g. Proteinreich sind Sojabohnen (36 g/100g), Linsen (23 g/100 g), Quinoa (14 g/100 g) und Mandeln (21 g/100 g), aber auch Hähnchenbrust (23 g/100g), Thunfisch (22 g/100g), Lachs (20 g/100 g) und Eier (6 g pro Ei).

Im Alter führen manchmal Schluckprobleme oder andere Einschränkungen dazu, dass weniger Nahrung aufgenommen wird. Damit es trotzdem nicht an Proteinen fehlt, kann man sich mit Trinkmahlzeiten oder Molkepulver behelfen.

Noch unklar ist, ob Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel eine Rolle bei der Behandlung der Sarkopenie spielen. Daten zu Vitamin D sind widersprüchlich. Omega-3-Fettsäuren, Leucin und Kreatin fördern den Muskelaufbau, konkret empfohlen werde sie derzeit aber noch nicht.

Es werden im Moment auch verschiedene Arzneimittel geprüft. Enobosam erhöhte bei Krebspatient*innen die Muskelmasse, nicht aber die Griffkraft. Ähnlich war es bei Bimagrumab, einem Antikörper, der in den Muskelstoffwechsel eingreift. Er ließ zwar bei 180 Sarkopenie-Erkrankten den Anteil der fettfreien Körpermasse ansteigen, auf die Kraft bei verschiedenen Muskeltests hatte dies aber keinen Einfluss.

Hinweis: Eine proteinreiche Ernährung kann bei Niereninsuffizienz die Niere schädigen. Betroffene sollten deshalb vorsichtig mit einer erhöhten Proteinzufuhr sein und zunächst ärztlichen Rat einholen.

Quelle: DAZ 2024, 40:48, Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM)

Austrocknung

Quelle: apotheken.de | 12.12.2024 |
 Mit Abwechslung, etwa durch Fruchtsäfte, fällt das ausreichende Trinken leichter.4

Austrocknung (Dehydratation, Exsikkose, Flüssigkeitsmangel, Volumendefizit): Wassermangel in den Körperzellen, entweder durch fehlende Flüssigkeitszufuhr oder durch vermehrten Flüssigkeitsverlust (z. B. bei Durchfallerkrankungen und starkem Schwitzen). Betroffen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder sowie alte Menschen, aber auch Sportler*innen bei intensiver Anstrengung. Austrocknung führt zunächst zu trockener Haut, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. Im fortgeschrittenen Stadium drohen lebensbedrohliche Störungen im Salzhaushalt, u. a. mit Bewusstseinstrübung oder Bewusstlosigkeit. Eine Dehydratation wird meist mit vermehrter Flüssigkeitszufuhr behandelt. In schweren Fällen oder bei Risikopatient*innen erfolgt dies meist mit Infusionen in der Klinik.

Symptome und Leitbeschwerden
Mundtrockenheit Eingerissene, spröde Mundwinkel Pergamentartige, trockene Haut Weißlich-bräunlich belegte Zunge Raue Stimme Unruhe, Konzentrationsschwäche |Verwirrtheit (was eine „akute“ Demenz vortäuschen kann) Sinkende und dunkel gefärbte Urinmenge (unter 1,5 l pro Tag) Herzrasen.

1323_GTV_Austrocknung_Exsikkose.jpg| Bei krankhafter Austrocknung bleiben die Falten beim Anheben der Haut auf dem Handrücken stehen. |[GTV 1323]

Wann in die Arztpraxis

Bei Verdacht auf Austrocknung sollte unverzüglich ärztliche Hilfe gesucht werden. Dies gilt insbesondere, wenn

Säuglinge, Kleinkinder oder alte Menschen betroffen sind gleichzeitig starker Durchfall oder hohes Fieber vorliegt Verwirrtheit oder Bewusstseinsstörungen bestehen.

Die Erkrankung

Der Mensch besteht zu zwei Dritteln aus Wasser. Der Wasserhaushalt gewährleistet, dass dieser Wasseranteil im Körper konstant bleibt. Er benötigt dazu täglich ~ 2,6 l Wasser; 1,5–2 l davon in Form von Flüssigkeit. Die Ausscheidung erfolgt weitgehend über die Nieren, kleinere Wassermengen werden auch über den Schweiß und die Lunge (als Wasserdampf) abgegeben. Ist der Wasserhaushalt im Gleichgewicht, sind die Aufnahme von Wasser, die Bildung von Wasser im Körper (Oxidationswasser) und die Ausscheidung ausgeglichen. Vor allem die Nieren erhalten dieses Gleichgewicht aufrecht und regulieren die Wassermenge. Adiuretin (antidiuretisches Hormon, ADH), ein Hormon aus der Hypophyse, steuert diesen Vorgang. Ist der Wasserhaushalt gestört, trocknet der Organismus entweder aus oder er |überwässert.

1322_ASM_Wasserbilanz_Fluessigkeitsbilanz.png|Die tägliche Wasserbilanz des gesunden Erwachsenen. Im Krankenhaus wird die Wasser- oder Flüssigkeitsbilanz (Bilanzierung) sorgfältig durch Gegenüberstellung von Ein- (blau) und Ausfuhr (gelb) protokolliert. Im Heim und zu Hause ist dies schwierig, aber durchaus möglich: So kann man durch Wiegen vor und nach dem Wasserlassen die ungefähre Wasserausfuhr abschätzen.|[ASM 1322]

Ursachen und Risikofaktoren
Für eine Austrocknung gibt es viele Ursachen. So sinkt mit zunehmendem Alter das Trinkbedürfnis, weil das Durstgefühl nachlässt; die Gründe sind nicht bekannt. Ältere Menschen vergessen oft einfach, genügend zu trinken. Aus Angst vor unkontrolliertem Urinverlust beschränken vor allem inkontinente Personen das Trinken auf das Nötigste.

Eine Austrocknung kann aber auch auf einem erhöhten Flüssigkeitsverlust beruhen. Dazu gehören beispielsweise

Starker Durchfall und Erbrechen Starkes Schwitzen bei Fieber oder Sport Übermäßige Urinausscheidung aufgrund von Erkrankungen, z. B. bei Diabetes mellitus oder bei einem Mangel an antidiuretischem Hormon (Diabetes insipidus) Einnahme von Entwässerungsmedikamenten (Diuretika, harntreibende Medikamente).

Etliche Medikamente sind ebenfalls dafür bekannt, eine Austrocknung zu begünstigen. Bestimmte Blutdrucksenker (ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker) unterdrücken das Durstgefühl und können dadurch zu einer verringerten Flüssigkeitsaufnahme führen. Neue Diabetesmedikamente (SGLT2-Inhibitoren wie Dapaglifozin, Empaglifozin) erhöhen die Glukoseausscheidung und damit auch die Flüssigkeitsausscheidung über die Niere. Antidepressiva und Antihistaminika lösen oft Mundtrockenheit aus, was vor allem bei älteren Personen ausreichendes Trinken und Essen beeinträchtigt.

Klinik
Das Missverhältnis zwischen Flüssigkeitsaufnahme und -verlust hat vor allem Auswirkungen auf die Haut, das Herz, die Niere und das zentrale Nervensystem (ZNS). Je nachdem, wie stark die Dehydratation ist und wie lange sie dauert, entwickeln sich erst leichte, dann ernste Symptome.

Haut. Bei Wassermangel fühlt sich die Haut rau und trocken an, oft bilden sich kleine Schuppen an den Augenwinkeln und seitlich der Nase. Zudem verliert die Haut an Elastizität und Spannkraft. Dadurch bleiben Hautfalten beim Anheben stehen (Hautfaltentest).

Herz und Kreislauf. Durch das verringerte Volumen in den Gefäßen sinkt der Blutdruck, wodurch die Versorgung der Organe verschlechtert wird. Das versucht das Herz, mit häufigerem Schlagen auszugleichen. In der Folge kommt es zu Herzrasen, bei starker Ausprägung drohen Kreislaufversagen und Schock.

Niere und Blase. Wenn im Körper Flüssigkeit fehlt, scheidet die Niere weniger Urin aus. Deshalb wird der Urin konzentrierter und dunkler. Längere Phasen von Dehydratation können die Nierenfunktion beeinträchtigen und Nierensteine begünstigen. Da die Blase nicht mehr regelmäßig gespült wird, steigt das Risiko für Blasenentzündungen, wobei die Keime bis in das Nierengewebe aufsteigen und eine Niereninfektion auslösen können.

ZNS. Nervenzellen leiden besonders stark unter einer Dehydratation. Durch die verringerte Durchblutung erhalten sie weniger Sauerstoff und Nährstoffe, gleichzeitig können sich schädliche Stoffwechselprodukte ansammeln. Das alles beeinträchtigt die Hirnleistung. Es kommt zu Konzentrationsstörungen, Müdigkeit und Stimmungsveränderungen. Bei länger andauernder oder starker Austrocknung drohen Verwirrtheit, Unruhe, Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma.

Diagnosesicherung

Eine Austrocknung wird aufgrund der Beschwerden und der klinischen Untersuchung diagnostiziert. Die Ärzt*in untersucht Haut und Schleimhäute auf Trockenheit, achtet auf eingesunkene Augen und prüft die Hautspannung mithilfe des Hautfaltentests. Puls und Blutdruck geben Hinweise auf die Kreislaufsituation.

Durch verschiedene Laboruntersuchungen kann das Ausmaß der Austrocknung beurteilt werden:

Urinmenge und -konzentration. Blutbild. Anhand des Hämatokrit-Wertes lässt sich erkennen, ob das Blut verdickt ist. Elektrolyte im Serum. Sie geben Auskunft darüber, ob es schon zu Elektrolytverschiebungen wie z. B. einem Natriummangel gekommen ist. Nierenwerte. Ein Anstieg von Kreatinin und Harnstoff im Blut zeigt eine Funktionseinschränkung oder Schädigung der Niere an.

Bei der Ursachenforschung ist die Befragung zu eingenommenen Medikamenten wichtig. Wird eine Erkrankung hinter der Austrocknung vermutet, kommen weitere Untersuchungen wie die Bestimmung von Blutzucker oder von Hormonwerten hinzu.

Behandlung

Eine leichte Austrocknung kann man durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr selbst ausgleichen. Dazu sollten mehrfach am Tag Mineralwasser oder Früchte- oder Kräutertees getrunken werden. Zwischendurch ist auch die Aufnahme leicht salzhaltiger Brühe vorteilhaft.

Betroffene mit schwerer Austrocknung müssen Infusionen erhalten. Bei alten Menschen oder Säuglingen passiert dies meist in der Klinik. Die verabreichte Flüssigkeit wählt die Ärzt*in nach den Elektrolytkonzentrationen im Blut aus. Dabei muss vorsichtig vorgegangen werden: Bei zu schneller Infusion kann es zu Wasseransammlungen in der Lunge oder im Gehirn kommen. In der Regel verläuft eine solche Akuttherapie jedoch unkompliziert, wenn keine sonstigen Erkrankungen bestehen.

Prognose

Wird eine Austrocknung früh erkannt und behandelt, ist die Prognose gut.

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Unterstützung durch Angehörige

Damit ältere Menschen ausreichend trinken, brauchen sie in vielen Fällen die Unterstützung durch Angehörige. Um die täglich notwendige Trinkmenge von mindestens 2,5 l zu erreichen, helfen folgende Maßnahmen:

Beobachten Sie das Trinkverhalten der Betroffenen und entwickeln Sie gemeinsam einen Trinkplan. Stellen Sie die erforderlichen Trinkrationen in Sichtweite bereit: z. B. ein Glas Wasser auf dem Nachtisch, das direkt nach dem Aufstehen getrunken wird, nach dem Frühstück eine Kanne Tee oder Saft, die bis zum Mittagessen geleert sein sollte, eine weitere Kanne für nachmittags usw. Bei Trinkbeschwerden erleichtern Strohhalme oder Schnabeltassen die Flüssigkeitsaufnahme. Frische Fruchtsäfte regen die Trinklust an und enthalten lebenswichtige Mineralien und Vitamine. Früchte mit hohem Flüssigkeitsgehalt (z. B. Melonen oder Weintrauben) sind manchmal eine gute Alternative zu Säften oder Tee. Auch Milch-, Gemüse- und Fleischsuppen sind gute Flüssigkeitsspender. Kaffee und schwarzer Tee sind erlaubt. Nach 17 Uhr führen sie allerdings nicht selten zu (Ein-)Schlafstörungen. Alkoholhaltige Getränke wie 1–2 Gläser Bier oder Weißwein am Abend sind in Ordnung. Im hohen Lebensalter hat die Restriktion des Alkoholkonsums keine Priorität. Es kommt lediglich darauf an, dass die Leber keine Schäden davonträgt. Die Hausärzt*in kann das durch einen einfachen Bluttest, z. B. durch Bestimmung der Gamma-GT prüfen.

Hinweis: Ein Zielkonflikt besteht, wenn die Ärzt*in die Trinkmenge aus medizinischen Gründen limitiert, z. B. bei A:|Herzinsuffizienz oder A:|Nierenschwäche. Diese Anordnung ist oft eine Gratwanderung zwischen dem, was dem Körper an Flüssigkeitsbelastung erspart werden soll und dem, was der Körper trotzdem zum Leben braucht. Eine ärztlich verordnete Trinkmenge sollte deshalb weder über- noch unterschritten werden und auf 10 % genau eingehalten werden.

Neuer Wirkstoff gegen Alzheimer: Nur für frühe Demenz

Quelle: apotheken.de | 11.12.2024 | mauritius images / Westend61 / Andrew Brookes
 In MRT-Aufnahmen des Gehirns kann man bei Alzheimer-Demenz meist einen generellen Verlust der Hirnsubstanz erkennen. Gegen die Alzheimer-Demenz ist bisher kein Kraut gewachsen. Jetzt steht das erste Medikament, das in den Krankheitsmechanismus eingreift, kurz vor der Zulassung. Doch auch wenn die Hoffnung groß ist – Wunder darf man von dem neuen Antikörper nicht erwarten.

Angriff auf die Amyloidplaques
Die Möglichkeiten zur Behandlung der Alzheimer-Demenz sind spärlich. Acetylcholinesterase-Hemmer und NMDA-Antagonisten können das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Dies klappt jedoch nur begrenzt, von einer Heilung ganz zu schweigen.

Doch seit einiger Zeit gibt es einen neuen Hoffnungsträger gegen Alzheimer – den Antikörper Lecanemab. Er zielt auf die für Alzheimer typischen Eiweißablagerungen im Gehirn, die Amyloidplaques. Sie werden durch Lecanemab verringert, was offenbar den weiteren geistigen Abbau verlangsamt. Damit ist der Antikörper der erste Wirkstoff, der in den Mechanismus der Alzheimer-Demenz eingreift. Verabreicht wird er alle zwei Wochen als Infusion.

Ein halbes Jahr geschenkt
Expert*innen begrüßen die Entwicklung, warnen jedoch vor einer allzu großen Euphorie. Denn der Antikörper ist kein Wundermittel. Betroffene bekommen etwa ein halbes Jahr im Frühstadium geschenkt, sagt der Neurologe Prof. Peter Berlit. Was danach passiert, ist noch ungeklärt. Zudem gibt es Hinweise, dass Frauen von dem Antikörper weniger profitieren könnten. Geeignet ist die Substanz nur zur Behandlung von leichten geistigen Beeinträchtigungen oder leichter Demenz im Frühstadium der Krankheit. Gegen eine bereits ausgebildete Alzheimer-Demenz hilft der neue Wirkstoff nicht. Ausgeschlossen von der Behandlung sind auch Betroffene, die eine bestimmte Variante des Gens für das Eiweiß Apolipoprotein E haben – denn in diesen Fällen drohen vermehrt Nebenwirkungen.

Nach anfänglichen Bedenken bekam der Antikörper nach den USA jetzt auch in der EU eine Zulassungsempfehlung. Diese sieht allerdings vor, dass Patient*innen zunächst nur im Rahmen eines kontrollierten Programms damit therapiert werden. Denn die möglichen Nebenwirkungen sind beträchtlich: Es drohen Amyloid-assoziierte Veränderungen im Gehirn, die sich in der MRT zeigen. Sie können zu Kopfschmerzen, Verwirrung, Sehstörungen und Gehbehinderung führen.

Nur wenige Betroffene geeignet
Insgesamt gesehen kommen für eine Behandlung mit Lecanemab nur wenige Patient*innen in Frage, schätzt der Neurologe Stefan Teipel von der Universitätsmedizin Rostock. Es dürfen nur leichte kognitive Einbußen vorliegen, bzw. die Alzheimer-Demenz muss sich in einem sehr frühen Stadium befinden. Die Erkrankung muss per Liquordiagnostik oder Amyloid-PET sicher nachgewiesen und die Betroffenen genetisch auf Apolipoprotein E getestet werden. Ein Ausschlusskriterium ist zudem hoher Blutdruck.

Verfügbar wird Lecanemab wahrscheinlich im März 2025. Wie verträglich die Substanz ist, wird sich beim überwachten Einsatz zeigen. Gibt es Zweifel an der Sicherheit, muss der Wirkstoff wieder vom Markt genommen werden – womit allerdings nach den bisherigen Erfahrungen in den USA nicht gerechnet wird.

Quelle: Ärzteblatt

Dekubitus

Quelle: apotheken.de | 04.11.2024 | mauritius images / Peter Werner / Alamy / Alamy Stock Photos
 Bei bettlägerigen Patient*innen muss man besonders gut aufpassen, dass sich keine Druckstellen bilden.4

Dekubitus (Druckgeschwür, Wundliegen, Dekubitalulkus, Dekubitalgeschwür): Örtlich begrenzte Schädigung der Haut und des darunter liegenden Gewebes, die durch anhaltenden Druck oder Reibung beim langen Liegen oder Sitzen entsteht. Über Rötung, Blasen und Hautabschürfung können sich tiefe, bis zu den Knochen reichende offene Wunden entwickeln. Sie kommen insbesondere dort vor, wo die Haut ohne Muskel- oder Fettpolster direkt über dem Knochen liegt (z. B. Fersen, Kreuzbein oder Hinterkopf). Betroffen sind meist bewegungseingeschränkte, bettlägerige Menschen. Behandelt wird mit spezieller Wundpflege, entlastender Lagerung und Schmerzmitteln. In manchen Fällen muss der entstandene Gewebedefekt operativ gedeckt werden.

Symptome und Leitbeschwerden

Anfangs anhaltende, umschriebene Hautrötung, eventuell auch violette Verfärbung Später offene Wunden, die nicht abheilen Schmerzen (selten).

Wann in die Arztpraxis

Möglichst schnell ärztlichen Rat einholen und sofort mit der entsprechenden Lagerung beginnen, wenn
gefährdete Hautbereiche auffällige Rötungen aufweisen sich gerötete Flecken durch Fingerdruck nicht entfärben (Fingertest, siehe unten).

Die Erkrankung

Häufigkeit
Der Dekubitus ist eines der folgenschwersten und am meisten verbreiteten Probleme bettlägeriger Menschen. Expert*innen schätzen, dass bis zu 30 % der zu Hause betreuten Senior*innen und 50 % der Menschen in Pflegeheimen und geriatrischen Kliniken zumindest zeitweise an einem Dekubitus leiden.

Krankheitsentstehung
In der Regel spürt man, wenn eine Entlastung des Gewebes angesagt ist, und ändert einfach die Sitz- oder Liegeposition. Das passiert normalerweise automatisch, z. B. dann, wenn man auf einem harten Stuhl sitzt und sich ein Unbehaglichkeits- oder gar ein Schmerzgefühl bemerkbar macht. Ein bewegungseingeschränkter Mensch kann jedoch nicht mehr selbstständig für diese Druckentlastung sorgen. Dann behindert der anhaltende Druck die Durchblutung der Haut. Das Gewebe wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und stirbt ab.

Der gefährliche Druck kann von außen und von innen kommen: Von außen entsteht er beispielsweise, wenn ständig eine Falte im Bettlaken auf die Haut drückt oder ein Körperteil an die Bettkante gepresst wird. Druck von innen kommt zustande, wenn Menschen auf Körperteilen liegen oder sitzen, an denen ihre Knochen ohne Muskel- oder Fettpolster direkt unter der Haut liegen. In Rückenlage lastet so besonderer Druck auf dem Gesäß (Kreuz- und Steißbein), auf den Fersen, den Ellenbogen, den Schulterblättern und auf dem Hinterkopf. In Seitenlage sind Hüftknochen und Knöchel gefährdet.

Eine weitere Ursache für die Entstehung von Dekubitus sind Scherkräfte. Sie kommen zum Tragen, wenn immobile Menschen lange auf einem Stuhl sitzen und dabei langsam herunterrutschen. Während die Haut auf der Stelle bleibt, rutscht der Körper und die Gewebeschichten verschieben sich. Auch dadurch wird die Durchblutung beeinträchtigt und Gewebe zerstört. Zu gefährlichen Scherkräften kann es auch kommen, wenn Bettlägerige nicht fachgerecht positioniert werden, z. B. wenn man sie aus dem Liegen ins Sitzen hochzieht.

Klinik
Der Dekubitus entwickelt sich vom Gewebeinneren nach außen. Zunächst wird ein roter, sehr selten auch ein weißer Fleck an aufliegenden Körperstellen sichtbar. Wenn dieser bei Druckentlastung nicht innerhalb weniger Sekunden verschwindet, ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Ohne Behandlung entsteht ein Geschwür, das sich rasch in tiefe Gewebeschichten ausbreiten kann.

Die Entwicklung eines Dekubitus verläuft in vier Stadien (Grad I bis IV):

Hautrötung und Schmerzen Blasenbildung und oberflächliche Hautschädigung tiefere Gewebeschädigung bis in die Unterhaut (Subkutis) ausgedehnte Gewebezerstörung bis auf die Knochen, Sehnen oder Muskeln.

1315_GTV_Druckgeschwuer_Dekubitus.png|Links: Körperstellen, an denen bevorzugt Druckgeschwüre entstehen. Rechts: Ausbreitung eines Dekubitus an einem Ellenbogengelenk. Im ersten Stadium ist nur eine Rötung zu sehen, die entsprechend leicht übersehen wird. Stadium 2 entspricht einer Verbrennung oder Hautabschürfung und im Stadium 3 reicht der Substanzdefekt bis in die Muskulatur. |[GTV 1315]

Risikofaktoren
Gefährdet für einen Dekubitus sind vor allem bewegungseingeschränkte, kranke oder gelähmte Menschen, die den ganzen Tag sitzen oder liegen und sich nicht selbst entlasten können.

Verschiedene gesundheitliche Faktoren (sog. intrinsische Faktoren), begünstigen das Wundliegen:

Zu feuchte oder zu trockene Haut, Inkontinenz Untergewicht und Mangelernährung (verzögerte Wundheilung durch fehlende Nährstoffe, wenig Unterhautfettgewebe) Übergewicht (zusätzlich erhöhter Druck auf die betroffenen Körperbereiche durch das Gewicht) Flüssigkeitsmangel Sensibilitätsstörungen, die die Wahrnehmung von Druck oder Schmerz beeinträchtigen (z. B. eine diabetische Neuropathie) Durchblutungsstörungen wie z. B. bei Arteriosklerose oder Diabetes mellitus Depression oder depressive Verstimmung, die die Betroffene in ihren Aktivitäten einschränkt.

Aber auch zahlreiche äußere Faktoren können zu Dekubitus führen:

Schlecht sitzende Arm- oder Beinprothesen, falsch angelegte Verbände Ungünstige Lagerung (z. B. die Seitenlage) Falsches Heben und Lagern, das die Scherkräfte verstärkt Sedierende Medikamente, die die Bewegungseinschränkung der Patient*in zusätzlich verstärken Harte Behandlungsliegen oder OP-Tische, zu festes Lagerungsmaterial.

Wird ein Dekubitus nicht rechtzeitig behandelt, stirbt das Gewebe immer weiter ab, bis sich ein offenes, tiefes Geschwür (Ulkus) bildet. Wenn das Ulkus sich infiziert, können sich die Bakterien in den umgebenden Weichteilen und im Blut ausbreiten. Dann drohen Knochen- und Muskelentzündungen, aber auch eine lebensgefährliche Sepsis oder Pneumonie.

Diagnosesicherung

Der Dekubitus ist eine Blickdiagnose, die auf der klinischen Untersuchung und dem typischen Erscheinungsbild der Wunde beruht. Im Frühstadium hilft der einfache Fingertest, eine Hautrötung von einem Dekubitus zu unterscheiden. Wird die gerötete Hautstelle durch Fingerdruck weiß und rötet sich dann wieder, liegt kein Dekubitus vor. Bleibt die Rötung trotz Fingerdruck bestehen, deutet dies auf einen Dekubitus hin. Ganz wichtig bei Verdacht auf Dekubitus ist, den gesamten Körper der Patient*in auf Druckstellen hin abzusuchen.

Bei der ersten Beurteilung müssen Lage und Größe der Wunde exakt beschrieben und dokumentiert werden. Auch wichtig ist, wie weit der Dekubitus schon fortgeschritten ist, d. h. in welcher Phase die Wunde sich befindet und ob sich schon Wundtaschen gebildet haben. Danach richtet die Ärzt*in die Therapie aus. Auch in der Folge sind regelmäßige Dokumentationen des Wundzustands wichtig, nur so lässt sich der Heilungsverlauf korrekt beurteilen.

In fortgeschrittenen Fällen können weitere Untersuchungen nötig werden. Bei Verdacht auf eine Infektion der Wunde wird ein Wundabstrich entnommen und auf Bakterien untersucht. Blutuntersuchungen zeigen auf, ob eine Entzündung vorliegt. Um festzustellen, ob der Dekubitus schon den Knochen erreicht oder geschädigt hat, ist eine Röntgenuntersuchung erforderlich.

Behandlung und Vorbeugung

Die Behandlung fußt auf zwei Säulen: der lokalen Wundtherapie und der begleitenden Kausaltherapie.

Lokale Wundtherapie
Die lokale Behandlung der Wunde richtet sich nach deren Größe und Zustand. Zunächst müssen die Nekrosen, d. h. die abgestorbenen Gewebeanteile, entfernt werden. Erleichtert wird dies durch das Auftragen von synthetischen Enzymen, die das nekrotische Gewebe verflüssigen. Bei großen Wunden können dafür auch chirurgische Eingriffe nötig werden. Nach Entfernung der Nekrosen wird die Wunde gespült und antiseptisch behandelt. Darauf folgt eine phasengerechte Wundversorgung mit feuchten Wundverbänden.

In der Reinigungsphase muss Feuchtigkeit zugeführt und Wundsekret aufgenommen werden. In der Granulationsphase unterstützt man die Neubildung des Gewebes, in der Epithelisierungsphase speziell die Bildung der obersten Hautschichten. Für jede dieser Aufgaben gibt es spezielle Wundauflagen. Beispiele sind Hydrogelverbände, Hydrokolloidverbände, Polyurethanschäume, Silberauflagen und Hydropolymere.

Die engmaschige Behandlung und Kontrolle eines Dekubitus liegt in den Händen der Hausärzt*in oder einer Wundspezialist*in. In Pflegeheimen ist für die Durchführung das Pflegepersonal verantwortlich. Zuhause übernehmen meist ambulante Pflegedienste die Versorgung aufwendiger Wunden oder den täglichen Verbandswechsel.

Kausaltherapie
Neben der Wundtherapie ist die Kausaltherapie von elementarer Bedeutung. Damit bekämpft man die Faktoren, die einen Dekubitus begünstigen bzw. dessen Heilung behindern. Zu den Maßnahmen gehören:

Absolute Druckentlastung. Um die Durchblutung des betroffenen Areals wiederherzustellen und die Wundheilung zu fördern, muss der Druck von der Wunde genommen werden. Dazu dienen fachgerecht durchgeführte regelmäßige Umlagerungen und Lagerungsmittel. Sanitätshäuser bieten eine Fülle von Weichlagerungskissen an, die die Druckentlastung durch das Freilagern von Körperteilen ermöglichen. Antidekubitusmatratzen helfen bei der möglichst großflächigen Druckverteilung. Es gibt verschiedene Systeme: Wechseldruckmatratzen sehen aus wie übergroße Luftmatratzen und werden auf die eigentliche Bettmatratze gelegt. Eine in der Matratze integrierte Pumpe bläst dann abwechselnd Luft in die Kammern. Das Körpergewicht wird so von den luftgefüllten Kammern getragen und der normalerweise entstehende Auflagedruck wird durch das Ablassen der Luft immer wieder reduziert.

Schmerztherapie. Dekubituswunden verursachen häufig Schmerzen, insbesondere auch bei der Wundpflege. Sind sie leicht bis mittelstark, helfen Paracetamol oder Ibuprofen. Bei stärkeren Schmerzen verordnet die Ärzt*in auch stärkere Analgetika, z. B. Opioide.

Ernährung. Damit die Wunde heilt, brauchen Patient*innen mit Druckgeschwüren sehr viel Energie und Eiweiß. So steigt ihr Energiebedarf auf 35 bis 40 kcal pro Kilogramm Körpergewicht (zum Vergleich: der Grundbedarf eines Gesunden liegt bei etwa 25 kcal/kg KG). Besonders wichtig sind Eiweiße (Proteine): Bei Dekubitus werden bis zu 2 g pro Kilogramm Körpergewicht täglich empfohlen (Normalbedarf etwa 0,8 g). Auch die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen muss gewährleistet sein. Häufig sind all diese Anforderung mit einer normalen Kost nicht zu erreichen. Dann sind Spezialnahrungen eine Option.

Prävention

Die beste Behandlung des Dekubitus ist die Vorbeugung. Sie reicht von größtmöglicher Wachsamkeit bei der Körperpflege über die passende Hautpflege bis zur mehrmals täglichen Kontrolle des Pflegebetts.

Risiko abschätzen. Bei immobilen Patient*innen oder Pflegeheimbewohner*innen sollte das Risiko für ein Wundliegen regelmäßig vom Fachpersonal abgeschätzt werden. Dabei helfen Dekubitusrisiko-Skalen. Bei der weit verbreiteten Briden-Skala werden Punkte für sechs Risikofaktoren vergeben (sensorische Empfindung der Haut, Hautfeuchtigkeit, Aktivität der Betroffenen, Mobilität, Ernährung sowie Reibung und Scherkräfte). Je höher das errechnete Risiko, desto wichtiger sind vorbeugende Maßnahmen.

Haut inspizieren. Pflegende und Angehörige sollten die Haut täglich auf Druckstellen inspizieren, besonders die Bereiche, die dauerhaftem Druck ausgesetzt sind. Es ist sinnvoll, diese Kontrolle in die tägliche Körperpflege zu integrieren.

Nässe meiden. Feuchtigkeit durch Schweiß oder Urin gefährdet die Haut besonders. Durchnässte Kleidung oder Wäschestücke müssen deshalb umgehend gewechselt werden. Gegen starkes Schwitzen empfiehlt sich atmungsaktive Bett- und Unterwäsche mit einem hohen Baumwollanteil. Ein über das normale Bettlaken gespannte Moltontuch saugt Flüssigkeiten auf und kann bei (leichter) Verunreinigung schnell ausgetauscht werden.

Haut angemessen pflegen. Zum Waschen sollte lauwarmes Wasser eingesetzt werden. Geeignet sind Seifen oder Duschlotionen, die einen hohen Anteil an rückfettenden Bestandteilen haben und den schützenden Säuremantel nicht beeinträchtigen. Anschließend wird die Haut gründlich abgetrocknet und mit einer Pflegecreme eingecremt. Die Pflege schon betroffener Hautbereiche muss nach Rücksprache mit der Ärzt*in an die Therapie angepasst werden.

Bett kontrollieren. Falten im Bettzeug oder liegen gelassene Gegenstände wie Fernbedienungen oder Hörgeräte können auf die Haut drücken und zum Wundliegen führen. Regelmäßige Kontrollen von Bett, Lehn- oder Rollstuhl sind deshalb wichtig.

Aktivieren und Mobilisieren geht vor Lagern: Jede Bewegung, die von den Betroffenen selbstständig ausgeführt wird, unterstützt die Druckentlastung und mindert so das Dekubitusrisiko. Es ist gut, regelmäßig aus dem Bett aufzustehen, um die Mahlzeiten am Tisch einzunehmen. Auch das eigenständige Aufsetzen und Halten der Tasse gehört dazu. Zahlreiche Übungen können auch im Bett durchgeführt werden, z. B. das Anspannen der Gesäßmuskulatur oder das Beinanwinkeln.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können
Als Angehörige von Pflegeheimbewohner*innen kann man sowohl die vorbeugenden Maßnahmen als auch die eventuelle Therapie von Wundgeschwüren unterstützen. Das bedeutet u. a., die Betroffenen in Bewegung zu bringen, sie nach Rücksprache mit dem Pflegepersonal beim Besuch umzulagern, sie zum Trinken zu animieren und die Ernährung zu unterstützen.

Bei der Pflege zu Hause gelten alle oben genannten vorbeugenden Maßnahmen. Wichtig ist, genaue Anleitungen von der Hausärzt*in oder den Pflegediensten zu bekommen und diese einzuhalten.

Vor allem in der Pflege zuhause kursiert eine Fülle hartnäckiger Tipps gegen Dekubitusbildung, die mehr schaden als sie nützen und unbedingt zu unterlassen sind:

Kühlen und Föhnen oder Massage zur Durchblutungsförderung. Diese waren mal in Mode. Untersuchungen haben aber bewiesen, dass sie den Zustand belasteter Haut verschlimmern. Gleiches gilt für Einreibungen mit alkoholhaltigen Lösungen wie Franzbranntwein – sie entfetten die Haut und machen sie rissig. Dicke Pasten zum Hautschutz erschweren die Beobachtung der Haut. Auch von hautfärbenden Lösungen wird abgeraten, weil auch sie eine Inspektion der Haut fast unmöglich machen. Ebenso ungünstig ist die Behandlung mit Melk- oder Wollfetten. Sie verschließen Hautporen und weichen vorgeschädigtes Gewebe auf. Das Pudern gefährdeter Hautbezirke ist umstritten. Die Partikel binden zwar Feuchtigkeit, was erwünscht ist, doch wenn die Partikel nicht fein genug ausgestrichen werden und „klumpen“, schädigen sie die Haut ebenso wie Brotkrümel im Bett. Fersen- und Ellenbogenschoner aus Fell haben keinen Effekt; auch Watteverbände zum Polstern reichen nicht aus. Von Beidem wird deshalb abgeraten. Mit Luft gefüllte Gummiringe als Kreuzbeinschutz schränken die Beweglichkeit des Betroffenen ein und schaden der Haut durch den entstehenden Wärmestau. Gummi- und Plastikunterlagen sind zu vermeiden, weil die Patient*innen auf ihnen schwitzen und so die Haut feucht wird. Statische Auflagen oder Matratzen, die permanent mit Luft gefüllt sind, drücken ebenso wie die Luftmatratze beim Camping und entlasten nicht.

Hilfsmittel
Hilfsmittel gegen Dekubitus werden von den Krankenkassen bezahlt, wenn aufgrund von Krankheit oder Behinderung dauerhaftes Liegen erforderlich ist, das zu einem erhöhten Dekubitusrisiko führt. Voraussetzungen dafür sind eine ärztliche Verordnung, ein Antrag sowie eine nachweisliche Einschätzung des Risikos.

Weiterführende Informationen

Institut für angewandte Pflegeforschung e. V., Bremervörde: Verständliche und praxisorientierte Fachinformationen. Die Informationen gibt es auch als kostenlose App.

Dement und aggressiv – was tun?: Umgang mit Alzheimer-Patient*innen

Quelle: apotheken.de | 31.10.2024 | mauritius images / TPG RF / Kzenon
 Demente Menschen entwickeln manchmal Verhaltensstörungen, die das Miteinander erschweren können. Menschen, die an einer Alzheimer-Demenz leiden, weisen oft aggressives Verhalten auf. Damit umzugehen, ist für die Pflegenden und die Angehörigen nicht einfach. Expert*innen haben Tipps, wie das Miteinander besser gelingt.

Orientierungslos, sprachlos, verwirrt
Das Gedächtnis lässt nach, die Orientierung verschwindet und häufig klappt es auch nicht mehr mit der Kommunikation: Für Menschen mit Alzheimer-Demenz kann das Leben zur Qual werden. Für Angehörige, die Demente versorgen und pflegen, ist die Sache ähnlich herausfordernd. Denn oft erschweren nicht nur die Probleme mit der Kognition, also dem Denken, den Alltag. Manche Demenzerkrankte werden aufgrund ihrer Ängste, Hilflosigkeit und Verzweiflung aggressiv.

Um das Miteinander in solchen Fällen besser in den Griff zu bekommen hat die Alzheimer Forschung Initiative e.V. einige Tipps parat:

Auslöser erkennen und meiden. Häufig entsteht das aggressive Verhalten durch laute Geräusche oder helles Licht, Veränderungen in der gewohnten Umgebung oder fremde Menschen. Auch Dinge, die nicht am gewohnten Platz stehen, können Demente stark irritieren. Wenn diese Trigger bekannt sind, sollte man versuchen, sie zu meiden. Angemessen kommunizieren. Bei der Kommunikation sollte man einfache Sätze wählen und deutlich sprechen. Gesten und Körpersprache können die Inhalte unterstreichen. Oder-Fragen sind oft zu kompliziert, besser ist, einfache Ja/Nein-Fragen zu stellen. Wird klar, dass das Gegenüber dem Gespräch nicht folgen kann, wechselt man besser das Thema oder schlägt eine andere Tätigkeit vor - z. B. ein Spiel zu spielen oder einen Spaziergang zu machen. Nicht persönlich nehmen. Ganz wichtig ist es, Wut und Aggressivität der Erkrankten nicht auf sich zu beziehen, denn das Verhalten beruht auf der Erkrankung. Kurz durchatmen. Wenn es zu herausfordernden Situationen kommt hilft eines: Kurz den Raum verlassen, sich Zeit für sich zu nehmen und durchzuatmen. Danach kann man mit neuer Kraft wieder in die schwierige Situation hineingehen. Einfühlsam reagieren. Wenn möglich, sollte man immer einfühlsam reagieren. Nach einem aggressiven Ausfall nicht etwa strafen oder zurechtweisen, da dies in der Regel nicht verstanden wird. Besser ist es, eine beruhigende Tätigkeit vorzuschlagen.

Sind Schmerzen die Ursache?
Auslöser von aggressiven Verhalten bei dementen Menschen können auch Schmerzen sein. Es ist deshalb wichtig, vor allem bei neu auftretenden Verhaltensweisen die Hausärzt*in zu konsultieren und nach eventuellen Schmerzursachen forschen zu lassen.

Quelle: ptaheute

Zoster-Impfung schützt das Gehirn: Jede fünfte Demenz vermeidbar?

Quelle: apotheken.de | 11.09.2024 | mauritius images / Westend61 / Oneinchpunch
 Wer im Alter gesund und fit sein möchte, sollte sich auch gegen Zoster impfen lassen.Die Zosterimpfung schützt offenbar nicht nur vor der schmerzhaften Gürtelrose. Neue Studien zeigen, dass sie auch vor Demenz bewahren kann.

Zosterimpfung für alle ab 60 Jahren empfohlen
Die Impfung gegen Herpes zoster wird in Deutschland allen Personen über 60 Jahren und Über-50-Jährigen mit Immunschwäche oder bestimmten chronischen Erkrankungen empfohlen. Der Totimpfstoff, der zweimal verimpft wird, verringert nicht nur das Risiko, dass eine Gürtelrose auftritt. Kommt es trotz Impfung zu dazu, entwickeln sich seltener schwere Komplikationen wie z. B. die postherpetische Neuralgie.

20 % weniger Demenzkranke
Doch offenbar kann die Zosterimpfung noch mehr. Zwei neuen Studien zufolge schützt sie auch vor Demenz. In der ersten Studie verglich man Menschen über 50 Jahren, die entweder eine Pneumokokken- oder eine Zosterimpfung erhalten hatten. Beeinflussende Faktoren wie Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen wurden in der Analyse berücksichtigt. Das Ergebnis: In der Zoster-Gruppe litten drei Jahre später deutlich weniger Personen an Demenz als in der Pneumokokken-Gruppe. Bei der Lebendimpfung (die heute in Deutschland nicht mehr empfohlen wird) waren es 14 % weniger, beim Totimpfstoff etwa 24 %.

Ein ähnliches Ergebnis brachte eine britische Studie an 80-Jährigen zutage. Darin war die Demenzrate unter den Zoster-Geimpften um etwa 20% niedriger als bei den Senior*innen, die keine Zosterimpfung erhalten hatten.

Verklumpung von Eiweißen verringert
Eine Zosterimpfung kann offenbar jede fünfte Demenzerkrankung verhindern. Dabei scheint der Totimpfstoff effektiver zu sein als der Lebendimpfstoff. Vermutlich schützt die Impfung, indem sie die schädliche Wirkung des Varicella-Zoster-Virus im Gehirn abmildert, hieß es auf der Internationalen Konferenz der Alzheimer-Association in Philadelphia. Das Virus soll z.B. die Verklumpung bestimmter Eiweiße im Gehirn vorantreiben. Außerdem scheint es kleine Vesikel zu produzieren, die sowohl die Gefäße schädigen als auch das Immunsystem dämpfen.

Quelle: SpringerMedizin