Herz, Gefäße, Kreislauf

Herzdruckmassage auch bei Frauen!: Keine falsche Scheu

Quelle: apotheken.de | 07.02.2025 | mauritius images / Science Photo Library / Microgen Images
 Bei der Herzdruckmassage muss das Brustbein 5 bis 6 cm tief Richtung Wirbelsäule gedrückt werden.Frauen haben beim Herzstillstand in der Öffentlichkeit schlechte Karten. Sie werden seltener reanimiert als Männer und haben schlechtere Überlebenschancen.

Nur zwei Drittel werden reanimiert
Bei einem Herzstillstand hilft nur eines: Die Reanimation mit Herzdruckmassage. Doch davon profitieren in erster Linie Männer. Denn Frauen bekommen von Ersthelfer*innen deutlich seltener eine Herzdruckmassage, wie Studien immer wieder aufzeigen.

So auch z. B. eine Untersuchung aus den Niederlanden. Darin erhielten nur knapp 68 Prozent der Frauen, die in der Öffentlichkeit einen Herzstillstand erlitten hatten, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung. Bei den Männern waren es immerhin 73 Prozent. Das dürfte mit ein Grund sein, warum Männer einen Herzstillstand häufiger überleben als Frauen. Ihre Überlebensrate betrug in der holländischen Studie 20%, die der Frauen nur 12,5 %.

Keine falsche Scham!
Einige Gründe könnten dazu führen, dass Frauen bei einem Herzstillstand auf offener Straße seltener geholfen wird. Möglicherweise besteht eine gewisse Scham, die Brust einer Frau zu berühren oder ihre Kleidung anzuheben. Ein weiterer Grund könnte die Tatsache sein, dass in den Erste-Hilfe-Kursen die Wiederbelebung meist an männlichen Puppen geübt wird. Manch eine Ersthelfer*in hat vielleicht auch Sorge, durch hartes oder schnelles Drücken die Frauenbrust zu verletzen.

Druckpunkt liegt auf dem Brustbein
Doch das ist unbegründet: Der richtige Druckpunkt liegt bei der Herzdruckmassage auf dem Brustbein, also zwischen den Brüsten. Bei exaktem Vorgehen kann der Brust also nichts passieren. Zaudern dagegen kann tödlich sein, mahnen Expert*innen. Ob Mann oder Frau, ob weibliche oder männliche Ersthilfe: Bei einem Herzstillstand muss die Herzdruckmassage sofort beginnen. Laut Herzstiftung sieht das folgendermaßen aus:

Knien Sie sich seitlich neben die Person (egal ob rechts oder links) Setzen Sie den Handballen auf die Mitte des Brustbeins, platzieren Sie Ihre zweite Hand auf den Handrücken der ersten. Beugen Sie sich senkrecht über die Brust und drücken Sie mit gestreckten Armen das Brustbein tief (5 bis 6 cm) und schnell (100 bis 120-Mal/Minute) in Richtung Wirbelsäule.

Atemspende weglassen
Die Herzdruckmassage muss durchgeführt werden, bis das Rettungsteam einsetzt. Weil sie sehr anstrengend ist, sollten sich mehrere Ersthelfer*innen abwechseln. Eine Atemspende empfiehlt die Herzstiftung ausdrücklich nicht. Dass liegt unter anderem daran, dass eine Herzdruckmassage ohne Beatmung einfacher durchzuführen und die Bereitschaft von Ersthelfer*innen dazu größer ist. Studien haben auch gezeigt, dass die Herzdruckmassage allein in den ersten Minuten nach Herzstillstand effektiver ist als die Reanimation mit Atemspende.

Frauenherzen schlagen anders
Frauen mit Herzstillstand werden seltener als Männer von Laien reanimiert - das muss sich ändern. Um darauf aufmerksam zu machen, gibt es den #GoRed Day. Wer heute, am 7.Februar 2025, etwas Rotes trägt und ein Foto davon in den Sozialen Medien postet, macht damit auf Frauenherzgesundheit aufmerksam.

Quellen: European Heart Journal, Deutsche Herzstiftung

Herzgesund durch Essen und Bewegung: Was dem Herz guttut

Quelle: apotheken.de | 06.02.2025 | mauritius images / Noriko Cooper / Alamy / Alamy Stock Photos
 Bewegung ist ein wichtiger Faktor für ein gesundes HerzHerz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Das hängt eng mit dem Lebensstil zusammen. Doch wer sich herzgesund ernährt und auf ausreichend Bewegung achtet, der verringert sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Was ist besonders zu beachten?

Man ist, was man isst
Einen der wichtigsten Faktoren für die Gesundheit von Herz und Kreislauf bildet die Ernährung Dabei spielt unter anderem die Zusammensetzung des Essens eine große Rolle. Zuviel Fett und Zucker machen dick, zu viel Salz erhöht den Blutdruck, gesättigte Fettsäuren lagern sich besonders gut im Inneren der Blutgefäße an.

Wer sich herzgesund ernähren möchte, sollte als auf folgendes achten:

Salz mindern. Maximal 5 g Salz pro Tag sollten es sein. Zucker reduzieren. Besonders Fertigprodukte enthalten viel davon. Süßstoffe sind nicht viel gesünder, sie machen besonders schnell wieder Appetit auf mehr. Soft- und Energydrinks weglassen. Gesättigte Fettsäuren meiden. Gesättigte Fettsäuren finden sich besonders in verarbeiteten Fetten wie Margarine, in Fastfood und Fertigprodukten. Weniger rotes und verarbeitetes Fleisch. Hauptsache Gemüse. Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte sollten die Basis der Ernährung bilden.

Einige Ernährungsweisen erfüllen die Anforderungen besonders gut, so die DASH-Diät, die Mittelmeer-Diät oder vegetarische Kost. Auch vegetarisch plus Fisch (pescetarisch) ist gut fürs Herz. Wenn doch Fleisch, so sollte mageres oder Geflügelfleisch gewählt werden.

Bewegung für alle
Neben der Ernährung ist die Bewegung ein weiterer Schlüssel für ein gesundes Herz. Denn Bewegung senkt unter anderem den Blutdruck und die Cholesterinwerte und reduziert Stress.  Die Bewegungsempfehlungen sind schon seit langem gleich. Mindestens 150 Minuten pro Woche sollten sich Erwachsene moderat körperlich betätigen. Moderat heißt, dass man sich beim Bewegen noch gut unterhalten kann, wie beim Walken oder langsamen Joggen. Dazu sollte noch 2-3mal in der Woche ein moderates Krafttraining kommen, um dem natürlichen Muskelabbau entgegenzuwirken. Der Zusatznutzen: Muskeln verbrennen reichlich Energie im Unterhalt und helfen dadurch, das Körpergewicht im Normalbereich zu halten – ein weiterer Schutzfaktor fürs Herz.

Frauen im Vorteil
In Punkto Sport haben Frauen einen besonderen Vorteil: Sie müssen weniger Zeit in Sport investieren als Männer, um ihre Herzgesundheit zu fördern. Für den maximalen Schutzeffekt reichen ihnen 140 Minuten pro Woche, Männer benötigen dazu das Doppelte. Dazu fällt der Schutzeffekt bei Frauen auch noch mehr als doppelt so stark aus. Das gilt ähnlich fürs Krafttraining.

Frauenherzen schlagen anders
Frauen und Männer profitieren nicht nur unterschiedlich von Training. Im Falle eines Herzinfarktes unterschieden sich ihre Symptome deutlich voneinander. Um darauf aufmerksam zu machen, gibt es den #GoRed Day. Wer am 7.Februar 2025 etwas Rotes trägt und ein Foto davon in den Sozialen Medien postet, macht damit auf Frauenherzgesundheit aufmerksam.

Quellen:

Lebensstil-basierte Therapie der arteriellen Hypertonie - Artikel des portals herzmedizin.de, der die diesbezüglcihen Leitlinien der europäischen und deutechen Fachgesellschaften zusammenfasstPocket-Guidelines "Präbention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen" der European Heart Association und der Deutschen Gesellschaft für KardiologieCochrane-Studie zur Geschlechterunterschieden der Effektivität von Sport zur Prävention von Herz-Kreislauf-ErkrankungenHealthcare Frauen e.V. - Verein, der sich für frauenspezifische Besonderheiten der Medizin stark macht


Infarkt trifft Frauen anders: Nicht immer Brustschmerz

Quelle: apotheken.de | 04.02.2025 | mauritius images / Alexander Korzh / Alamy / Alamy Stock Photos
 Der Herzinfarkt schlägt bei Frauen und Männern auf unterschiedliche Weise zu.Herzinfarkte machen sich bei Frauen oft auf eine andere Weise bemerkbar als bei Männern. Deshalb wird das gefährliche Ereignis häufig nicht oder zu spät erkannt. Doch was sind die Alarmsignale bei Frauen, und wer ist besonders infarktgefährdet?

Getarnter Herzinfarkt
Akuter, heftigster Schmerz in der Brust und im linken Arm: Das sind die klassischen Alarmsymptome für einen Herzinfarkt. Doch Vorsicht, sie gelten vor allem für die Männer. Bei Frauen zeigt sich die akute Durchblutungsstörung in den Herzkranzgefäßen meist ganz anders. Ihre Infarktbeschwerden sind eher

plötzliche Kiefer-, Nacken- oder Rückenschmerzen Oberbauchschmerzen Schwindel, Übelkeit und Erbrechen extreme Müdigkeit und Erschöpfung Kurzatmigkeit und Atemnot.

Aufgrund dieser unspezifischen Beschwerden werden Infarkte bei Frauen oft nicht erkannt. Vor allem bei Jüngeren ist das Risiko für Fehldiagnosen und ein zu langes Abwarten hoch. Studien haben ergeben, dass bei den Unter-55-Jährigen mit Infarktverdacht Frauen etwa 15 Minuten später in die Notaufnahme kommen als Männer. Diese Viertelstunde kann für die Prognose entscheidend sein.

Gefahr in den Wechseljahren
Doch Frauen unterscheiden sich nicht nur in den Infarktsymptomen von den Männern. Auch das Auftreten und die Risikofaktoren variieren. Meist kommt es bei ihnen erst im fortgeschrittenen Alter zum Infarkt, etwa zehn Jahre nach der Menopause. Das liegt daran, dass die weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene) eine Schutzwirkung für das Herz haben. Nehmen die Hormonspiegel in den Wechseljahren ab, steigt das Herz-Kreislauf-Risiko und damit die auch Gefahr für einen Herzinfarkt.

Übergewicht und Rauchen verstärken Risiko
Traditionelle Risikofaktoren spielen offenbar bei Frauen eine noch größere Rolle als bei Männern. So erhöht bei ihnen ein Diabetes mellitus die Infarktgefahr stärker. Gleiches gilt für psychische Belastungen und Stress, Rauchen und Übergewicht.

Vor allem ältere Frauen und diejenigen mit Risikofaktoren sollten deshalb auch unspezifische Beschwerden ernst nehmen. Treten oben genannte Symptome neu, kombiniert oder in einem bisher nicht gekannten Ausmaß auf, kann auch ein Infarkt dahinterstecken. In solchen Fällen rät die Herzstiftung dazu, sofort Hilfe zu holen bzw. 112 anzurufen. Denn generell gilt: Lieber einmal zuviel den Notruf gewählt als einmal zu wenig.

Frauenherzen schlagen anders
Um auf die unterschiedlichen Herzinfarkt-Symptome bei Frauen aufmerksam zu machen, gibt es den #GoRed Day. Wer am 7.Februar 2025 etwas Rotes trägt und ein Foto davon in den Sozialen Medien postet, macht damit auf Frauenherzgesundheit aufmerksam.

Quellen: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Deutsche Herzstiftung

Blutdruckmessen will gelernt sein: Achtung Armhaltung!

Quelle: apotheken.de | 22.01.2025 | mauritius images / Srikijt / Alamy / Alamy Stock Photos
 Bei der Blutdruckmessung ist es wichtig, dass der Arm locker auf dem Tisch liegt.Für eine korrekte Blutdruckmessung ist nicht nur ein geeignetes Gerät wichtig. Auch die Armhaltung muss stimmen – sonst kommen dabei leicht falsche Werte heraus.

Armposition muss stimmen
Menschen mit Bluthochdruck sollten regelmäßig ihren Blutdruck kontrollieren. Das ist wichtig, um zu erkennen, ob der Blutdruck gut eingestellt ist. Liegen die Werte immer wieder unter oder über dem gewünschte Zielbereich, kann die Ärzt*in die Medikamente entsprechend anpassen.

Voraussetzung für eine korrekte Blutdruckmessung ist, dass der Arm mit der Blutdruckmanschette richtig positioniert wird. Wird am Oberarm gemessen, soll sich die Blutdruckmanschette auf Herzhöhe befinden. Der Unterarm muss locker auf einem Tisch aufliegen, damit sich keine Muskelspannung entwickelt.

Hängender Arm: Zu hohe Werte
Diese Regel wird allerdings häufig nicht befolgt. Oft legen die Patient*innen während der Messung die Hand in den Schoß oder auf den Oberschenkel, andere lassen den Arm einfach herabhängen. Das führt jedoch zu falschen Blutdruckwerten, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Darin wurden bei 133 Männern und Frauen jeweils drei Blutdruckmessungen in den drei genannten Armpositionen durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass die Messungen mit falscher Armhaltung höhere systolische Werte ergaben als bei korrekter Position. Lag die Hand im Schoß, waren die Werte durchschnittlich 4 mmHg höher, bei herabhängendem Arm sogar bis zu 6 mmHg.

Bei Hochdruckkranken Effekt besonders stark

Ein Drittel der Studienteilnehmenden litt unter einem Bluthochdruck. Bei ihnen war der negative Effekt durch eine falsche Armhaltung noch ausgeprägter. Der systolische Messwert lag bei herabhängendem Arm um durchschnittlich 8,5 mmHg höher als bei korrekter Blutdruckmessung.

Vermeintlich zu hohe Blutdruckwerte haben zwei erhebliche Folgen. Zum einen droht eine Überdiagnostik, d.h. Menschen mit eigentlich normalem Blutdruck erhalten womöglich die Diagnose Bluthochdruck. Bei bereits hochdruckkranken Patient*innen besteht wiederum die Gefahr, dass durch die Falschmessung die Dosis ihrer Medikamente gesteigert wird und damit auch das Risiko für Nebenwirkungen.

Quelle: Springer Medizin

Herzinfarkt, akutes Koronarsyndrom und instabile Angina pectoris

Quelle: apotheken.de | 20.01.2025 | mauritius images / Natallia Aleksandronak / Alamy / Alamy Stock Photos
 Rotes Herz als Symbol für die Frauenherzwoche - denn Herzinfarktsymptome unterscheiden sich zwischen Frauen und Männern.5

Herzinfarkt (Myokardinfarkt): Absterben von Herzmuskelanteilen aufgrund plötzlicher Minderdurchblutung. Ursache der Minderdurchblutung ist eine Verengung der Herzkranzgefäße, meistens treten in den Wochen und Monaten vor dem Infarkt Angina-pectoris-Anfälle auf. Pro Jahr erleiden in Deutschland 300.000 Menschen einen Herzinfarkt, von denen 50.000 tödlich verlaufen. Besonders gefährdet sind hierbei Frauen, da sich ein Herzinfarkt bei ihnen nicht so charakteristisch zeigt wie bei Männern. So dauert es oft länger, bis ein Herzinfarkt bei Frauen richtig erkannt und behandelt wird.

Rechtzeitig behandelt hat der (erste) Herzinfarkt eine gute Prognose. Auch eine annähernd normale Lebensqualität kann oft wieder erreicht werden, wenn der Lebensstil umgestellt wird. Es gilt, körperliche Belastungen und Stress zu vermeiden, den Kaffeekonsum einzuschränken und auf Alkohol, Nikotin und fettes Essen zu verzichten. Daneben behandeln die Ärzt*innen die verengten Gefäße mit Medikamenten, erweitern sie mit einem Katheter oder pflanzen der Patient*in einen Bypass ein (Bypass-Operation), um die Minderdurchblutung zu verbessern.

Akutes Koronarsyndrom (ACS, akuter Thoraxschmerz): Oberbegriff für anhaltende lebensbedrohliche Durchblutungsstörungen des Herzens, erkennbar an instabiler Angina pectoris und akutem Herzinfarkt. Das ACS führt unbehandelt zum plötzlichen Herztod.

Instabile Angina pectoris (Ruheangina): |Angina pectoris bereits bei geringer Belastung oder in Ruhe. Die instabile Angina pectoris gehört in Deutschland zu den häufigsten Gründen für eine stationäre Aufnahme ins Krankenhaus. Und das zu Recht, denn sie ist der letzte "Warnschuss" vor einem Herzinfarkt und kann bei fehlender Behandlung in diesen übergehen.

Symptome und Leitbeschwerden

Länger als 5 Minuten anhaltende dumpfe, brennende oder stechende Schmerzen im Brustkorb, die in Schulterblätter, Arme, Rücken, Hals, Kiefer oder Oberbauch ausstrahlen können Zusammenpressendes Druckgefühl im Brustkorb, verbunden mit Atemnot ("als wenn der Brustkorb eingeschnürt würde") Schwächegefühl, Übelkeit, Erbrechen, fahle Hautfarbe, Ausbruch von kaltem Schweiß Todesangst, Vernichtungsgefühl, bei älteren Menschen oft akute Verwirrtheit Keine anhaltende Besserung der Beschwerden durch Ruhe oder Nitrate Herzrhythmusstörungen.

Bei immerhin 20 % der Herzinfarkte spüren Betroffene keine Schmerzen. Vor allem Frauen, ältere Personen und langjährige Diabetiker*innen erleiden so genannte stumme Herzinfarkte.

Achtung: Die Symptome eines Herzinfarktes unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern: Während Männer häufiger die „typischen“ Brustschmerzen zeigen, sind bei Frauen Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchbeschwerden und Schwäche nicht selten die einzigen Alarmzeichen. Daher denken Frauen oft zuerst an eine Magenverstimmung und erhalten erst später die richtige Behandlung.

Wann in die Arztpraxis

Sofort den Notruf (112) wählen, wenn die genannten Leitbeschwerden auftreten. Das gilt auch für die untypischeren Beschwerden bei Frauen. Keine Scheu vor Fehlalarm, eine Viertelstunde kann über Leben oder Tod entscheiden!

Erste Hilfe
Lassen Sie sich von eng sitzenden Kleidungsstücken (z. B. Hemdkragen) befreien und warten Sie mit hoch gelagertem Oberkörper und Zufuhr von frischer Luft auf die Ankunft der Notärzt*in. Wenn es im Haushalt Acetylsalicylsäure gibt (z. B. Aspirin® oder ASS®, häufig Inhaltsstoff von Kopfschmerz- oder Grippetabletten), nehmen Sie zwei Tabletten ein (ca. 1000 mg), außer Sie leiden unter Magenproblemen oder Magengeschwüren oder nehmen bereits aus anderen Gründen Acetylsalicylsäure ein. Die Einnahme von Acetylsalicylsäure kann entscheidend dazu beitragen, dass nur wenig Herzmuskelgewebe abstirbt. Hat Ihnen Ihre Hausärzt*in Nitrospray (z. B. Nitrolingual®) verschrieben, sprühen Sie 2 Hübe unter die Zunge – Nitrate senken nebenbei auch den Blutdruck. Ist Ihr Blutdruck niedrig, müssen Sie daher mit Schwindel oder Kreislaufschwäche rechnen. Ihre Angehörigen sollten Ihre derzeitige Medikamentenverordnung sowie aktuelle Arztbriefe bereithalten. Dies kann für schnelle Therapieentscheidungen wichtig sein.

Die Erkrankung

Häufigkeit und Risikofaktoren
Wie erwähnt, erleiden etwa 300.000 Menschen in Deutschland pro Jahr einen Herzinfarkt. Diese Anzahl ist seit geraumer Zeit konstant. Zurückgegangen sind dagegen die Todesfälle durch Herzinfarkte: Während 1990 noch über 80.000 Herzinfarktpatient*innen verstarben, waren dies 2015 nur noch knapp 50.000. Hintergrund sind unter anderem die besseren Möglichkeiten der sofortigen Diagnose und Therapie mit dem Herzkatheter (Herzkatheteruntersuchung). Von diesem technischen Fortschritt profitieren leider nicht alle Herzinfarktpatient*innen. Viele von ihnen versterben schon, bevor sie das Krankenhaus erreichen.

Bis zum 75. Lebensjahr erleiden Männer einen Herzinfarkt dreimal häufiger als Frauen. Ab einem Alter von 76 Jahren sind Frauen häufiger betroffen. Der Grund: Vor der Menopause werden sie durch die weiblichen Geschlechtshormone geschützt. Nach der Menopause steigt ihr Herzinfarktrisiko schneller an als bei den Männern. Menschen, die rauchen, haben das höchste Herzinfarktrisiko. Das gilt auch für Passivrauchen. Neuesten Erkenntnissen zufolge sind jedoch auch die Luftverschmutzung durch Autoabgase und Industrieemissionen ein entscheidender Risikofaktor. Weitere bekannte Risikofaktoren sind

Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen Genetische Faktoren, Lebensalter ÜbergewichtMangelnde Bewegung.

Krankheitsentstehung
Bei der koronaren Herzkrankheit lagert sich durch die arteriosklerotischen Prozesse Fett in den Herzkranzgefäßen ab. An diesen Stellen reißt die Gefäßinnenhaut leicht ein und es bildet sich sofort ein Blutgerinnsel, das diesen kleinen Riss abdichtet (|Plaque-Ruptur). Dieser "Reparaturmechanismus" führt zur Verstopfung und Minderdurchblutung im dahinter liegenden Versorgungsgebiet der betroffenen Herzkranzarterie. Die im Blut befindlichen gerinnungshemmenden Faktoren sind manchmal in der Lage, das störende Blutgerinnsel wieder aufzulösen. Hält die Durchblutungsstörung und damit der Sauerstoffmangel aber an, wird der betroffene Herzmuskelabschnitt zunächst funktionsunfähig und stirbt dann langsam ab. Es kommt zum Herzinfarkt. Je länger der Sauerstoffmangel anhält, umso mehr Herzmuskelgewebe geht unwiederbringlich zugrunde. Deshalb kommt es bei rettenden Behandlungsmaßnahmen auf jede Minute an.

Betroffene verspüren durch den Sauerstoffmangel plötzliche, in dieser Form bisher nicht gekannte, anhaltende Angina-pectoris-Beschwerden. Bei etwa einem Drittel aller Betroffenen ist der Herzinfarkt sogar der erste Angina-pectoris-Anfall überhaupt – diese Patient*innen haben nichts von ihrer KHK gewusst und vorher noch nie einen Angina-pectoris-Anfall erlebt. Der Übergang zwischen instabiler Angina pectoris und Herzinfarkt ist fließend. Daher spricht man zunächst vom akuten Koronarsyndrom. Die instabile Angina pectoris kann sich zur stabilen KHK zurückbilden oder in einen akuten Herzinfarkt mit allen Komplikationen übergehen. Der Begriff "akutes Koronarsyndrom" macht deutlich, dass während der nächsten Stunden zunächst immer mit dem Schlimmsten gerechnet werden muss.

Die Ärzt*in erkennt den Übergang von der instabilen Angina pectoris zum Herzinfarkt an charakteristischen Laborwerten und damit meist verbundenen typischen EKG-Veränderungen. Sind im Blut Substanzen aus dem Inneren von Herzmuskelzellen nachweisbar (Troponin, |CK-MB), so muss Herzmuskelgewebe zugrunde gegangen sein.

Verlauf
Das beim Herzinfarkt abgestorbene Gewebe vernarbt und wird funktionslos. Dadurch wird die Pumpfunktion des Herzens eingeschränkt, wodurch manchmal eine Herzinsuffizienz entsteht.

1916_GTV_Herz_Aneurysma_Blutgerinnsel.jpg|Bild eines Herzens nach überstandenem Vorderwandinfarkt: Die linke Herzkammer (gekennzeichnet als LV) ist vergrößert und am oberen Ende des Herzens hat sich ein Aneurysma gebildet. Ein Blutgerinnsel im Aneurysma (rote Pfeile) blockiert zusätzlich den Blutstrom, sodass insgesamt weniger sauerstoffreiches Blut in die Aorta gelangt.|[GTV 1916]

Einteilung
Der Infarkt kann alle Herzmuskelschichten (transmuraler Herzinfarkt) oder nur Teile davon (Innenschichtinfarkt) betreffen. Im Nachhinein lässt das EKG eine Unterscheidung zu. Wenn größere Herzmuskelanteile zerstört sind, verläuft die ST-Strecke im EKG mit einer Hebung. Ein Herzinfarkt ohne Hebung der ST-Strecke ist meist Ausdruck eines geringen Herzmuskelschadens durch einen Innenschichtinfarkt.

Daher wird der Herzinfarkt in zwei Gruppen eingeteilt:

Nicht-ST-Hebungsinfarkte (Non-STEMI): Meist Ausdruck eines kleineren Herzinfarkts, bei dem nur die inneren Schichten der Herzmuskulatur geschädigt sind. In der Klinik werden auch hier im weiteren Verlauf noch 2–9 % tödliche Komplikationen beobachtet. ST-Hebungsinfarkte (STEMI): Der Herzinfarkt umfasst alle Herzmuskelschichten. Hier muss selbst nach Aufnahme in die Klinik noch mit einer Sterblichkeit von 10–20 % gerechnet werden.

Auslöser
Ein Herzinfarkt kann zu jeder Tages- und Nachtzeit und in jeder Situation auftreten. Besonders häufig ereignet er sich jedoch in den frühen Morgen- und Nachmittagsstunden, in Zusammenhang mit erhöhter Kreislaufaktivität, ungewohnten körperlichen oder psychischen Belastungen sowie fieberhaften Infekten. Auch Kälte kann einen Herzinfarkt auslösen: Alle Jahre wieder warnt die Deutsche Herzstiftung Menschen mit koronarer Herzkrankheit vor Anstrengungen bei Minustemperaturen, wie z. B. dem frühmorgendlichen Schneeschippen.

Hinweis: Die Einnahme von Kokain steigert das Risiko für ein Akutes Koronarsyndrom und verschlimmert auch den Verlauf der Erkrankung. Bei Patient*innen, die Kokain konsumieren, verlaufen Herzinfarkte deutlich schwerer als bei kokainabstinenten Patient*innen. Ihr Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, ist um das Zehnfache erhöht.

Komplikationen
Besonders gefährlich sind die ersten Stunden nach Schmerzbeginn, weil lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen wie das |Kammerflimmern bevorzugt in gerade untergehendem Herzmuskelgewebe entstehen.

Bei ausgedehnten Herzinfarkten wird das Pumpvermögen des Herzens herabgesetzt, es kommt zu Lungenödem und Blutdruckabfall bis hin zum Bewusstseinsverlust. Ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen, liegt ein kardiogener Schock (Herzschock) vor. Als dessen Folge droht das lebensgefährliche Multiorganversagen.

Manchmal werden Herzklappen undicht oder es zerreißen abgestorbene Muskelanteile, sodass Blut in den Herzbeutel fließt und die Herzfunktion behindert. In selteneren Fällen entstehen auch Kurzschlussverbindungen zwischen rechtem und linkem Herzen, die das Herz zusätzlich belasten.

Diagnosesicherung

Ein akutes Koronarsyndrom führt zur sofortigen Krankenhauseinweisung. Die Notärzt*in legt schon auf dem Weg dorthin einen venösen Zugang, überwacht den Herzrhythmus und verabreicht

Schmerz- und Beruhigungsmittel (z. B. Morphin intravenös oder subkutan, und ein Benzodiazepin wie Diazepam) Nitrate (z. B. Nitroglycerin sublingual als Kapsel oder intravenös) Thrombozytenaggregationshemmer (Acetylsalicylsäure plus Ticagrelor oder Prasugrel) Gerinnungshemmende Medikamente (z. B. Enoxaparin oder Heparin) Evtl Betablocker (nicht bei Schock oder einem systolischen Blutdruck < 90mmHg) Ggf. Sauerstoff über eine Nasensonde.

Ein Ruhe-EKG und wiederholte Blutuntersuchungen innerhalb der nächsten Stunden verschaffen Klarheit darüber, ob ein Herzinfarkt oder eine instabile Angina pectoris vorliegt.

Das EKG weist bei gravierendem Sauerstoffmangel des Herzmuskels oft sofort typische Veränderungen auf. Erste herzinfarktspezifische Blutwerte sind hingegen frühestens 3 Stunden nach Schmerzbeginn zu erwarten. Zu diesen Herzenzymen gehören vor allem das Troponin, Myoglobin und die herzmuskelspezifische Kreatinkinase CK-MB. In der Praxis ist das Troponin der wichtigste und am schnellsten reagierende Marker für den Herzinfarkt und das akute Koronarsyndrom.

Komplikationen wie einen Herzbeutelerguss oder den Abriss einer Herzklappe erkennt die Ärzt*in mithilfe der Echokardiografie oder der Farbduplexsonografie.

Klingt die Angina pectoris unter der medikamentösen Therapie ab, bleiben EKG und Blutwerte auch bei wiederholten Kontrollen unauffällig und liegen keine der genannten Risikofaktoren vor, so ist die akute Gefahr zunächst gebannt und die weitere Diagnostik erfolgt wie bei der |koronaren Herzkrankheit.

Differenzialdiagnosen. Ebenfalls lebensbedrohliche Erkrankungen mit starken Brustschmerzen sind z. B. die Lungenembolie, der Spannungspneumothorax, die Aortendissektion und das Mallory-Weiss-Syndrom.

Behandlung

ST-Hebungsinfarkte (STEMI). Ist ein akuter Herzinfarkt durch das EKG und die typischen Beschwerden nachgewiesen, müssen die Ärzt*innen das verschlossene Gefäß so schnell wie möglich wiedereröffnen. Prinzipiell stehen dafür 2 Möglichkeiten zur Verfügung:

Primäre perkutane Koronarintervention (PCI), die mechanische Wiedereröffnung des Gefäßes über eine Herzkatheteruntersuchung Medikamentöse Thrombolyse (Lysetherapie), die Auflösung des Thrombus durch intravenös verabreichte Fibrinolytika (z. B. Alteplase oder Reteplase).

Maßnahme erster Wahl ist die sofortige Herzkatheteruntersuchung mit |interventioneller Therapie (PCI) oder baldiger notfallmäßiger |Bypass-Operation. Bei anhaltenden Angina-pectoris-Beschwerden, bei zunehmender Beeinträchtigung der Pumpfunktion des Herzens und bei erhöhten Risikofaktoren wie höherem Lebensalter, Diabetes, bereits überstandenem Herzinfarkt oder nach einer Bypass-Operation streben die Ärzt*innen auch ohne akuten Infarkthinweis frühzeitig eine |Koronarangiografie über den Herzkatheter an.

Primäre perkutane Koronarintervention (PCI)
Bei der PCI führt Ärzt*in einen speziellen Herzkatheter, an dessen Spitze sich ein zusammengefalteter Ballon (Ballonkatheter) befindet, in die verengte Arterie ein. Wird Flüssigkeit in den Ballon gespritzt, entfaltet sich dieser und nimmt die Größe des ursprünglichen Gefäßdurchmessers an. Eine Aufweitung des Infarktgefäßes gelingt in etwa 90 % der Fälle. Die Ballonaufdehnung kann auch noch Tage nach einem Herzinfarkt verbliebene Engstellen beseitigen und damit die Infarktgröße und die Sterblichkeitsrate reduzieren. Damit die aufgedehnte Engstelle länger offenbleibt, wird häufig eine Gefäßstütze (Stent) eingelegt (siehe auch Interventionelle Verfahren über den Katheter unter Koronare Herzkrankheit).

Bypass-Operation
Die Bypass-Operation kommt beim akuten Herzinfarkt nur zum Einsatz, wenn die Gefäßverengung nicht mit der PCI behandelbar ist. Die Komplikationsrate bei einer notfallmäßigen Bypass-OP ist hoch.

Lysetherapie
Wenn absehbar ist, dass sich innerhalb von 90–120 Minuten kein Herzkatheterlabor erreichen lässt, entscheiden sich die Ärzt*innen für eine Lysetherapie (Fibrinolyse). Dabei verändern sie die Gerinnungseigenschaft des Bluts durch die Infusion von Thrombolytika wie Alteplase oder Reteplase so, dass sich thrombotisch verschlossene oder verengte Herzkranzgefäße in etwa 60 % der Fälle wieder öffnen. Die Erfolgsrate ist sehr zeitabhängig und beträgt 60–70 %. Je eher die Lysetherapie beginnt (möglichst innerhalb der ersten 6 Stunden), umso erfolgreicher ist sie.

Doch nicht jede Herzinfarktpatient*in kann damit behandelt werden. Die Lysetherapie führt manchmal durch ihre massive Beeinflussung des Gerinnungssystems unbeabsichtigt zu gefährlichen Blutungen (Magenblutung, Hirnblutung, Einblutungen in verletzte, geprellte Körperteile oder in Einstichstellen von Spritzen). Daher müssen die Ärzt*innen vor einer Lysetherapie immer prüfen, ob Risiken für gefährliche Blutungen vorliegen.

Akutes Koronarsyndrom ohne ST-Hebung, NSTEMI. Hier unterscheiden die Ärzt*innen zwischen Patient*innen mit hohem und niedrigem Risiko für die Entwicklung eines STEMI oder Tod. Ein hohes Risiko besteht bei

erhöhten Troponinwerten Herzrhythmusstörungen Angina pectoris in Ruhe.

Diese Patient*innen mit hohem Risiko müssen innerhalb von 24 Stunden eine Herzkatheteruntersuchung erhalten. Je nach Befund führen die Ärzt*innen gleich eine perkutane Koronarintervention durch, d. h. sie erweitern das verengte Gefäß mit einem Ballon und pflanzen häufig einen Stent ein.

Patient*innen mit unauffälligem EKG, unauffälligem Troponin und normalen Kreislaufwerten haben ein niedriges Risiko für die Entwicklung eines STEMI oder Tod. Sie werden einer ausführlichen KHK-Diagnostik zugeführt (siehe KHK).

Nachsorge
Nach einem überstandenen Herzinfarkt ohne größere Komplikationen beginnen meist schon am nächsten Tag unter krankengymnastischer Anleitung die ersten Bewegungsübungen. Diese werden dann innerhalb der nächsten Tage von Übungen an der Bettkante über Gehen im Zimmer und auf dem Flur bis hin zum Treppensteigen ausgedehnt. Die Behandlung im Krankenhaus endet je nach Größe des Infarkts nach etwa 4–14 Tagen, häufig schließt sich dann eine Rehabilitation an.

Rehabilitation
In der Rehabilitation (Reha-Behandlung) werden die Herzfunktion unter zunehmender Belastung sowie die Medikamenteneinstellung geprüft. Zum Fitnessprogramm gehören Krankengymnastik, Training auf dem Ergometer, Schwimmen und zunehmend längere Spaziergänge. Ist die Patient*in nach überstandenem Infarkt anhaltend beschwerdefrei, wird die Höhe der Belastung von der Herzfrequenz abhängig gemacht. Anfänglich soll die Herzfrequenz bei Dauerbelastung 100 Schläge pro Minute nicht überschreiten. Später legen die behandelnden Ärzt*innen höhere Herzfrequenzen individuell fest (60–75 % der persönlichen Ausbelastungsfrequenz). Während einer Reha-Behandlung wird auch eine eventuell notwendige berufliche Veränderung besprochen und auf die Minimierung von Risikofaktoren hingewirkt.

Nachkontrollen
Nach einem Herzinfarkt prüft eine Internist*in oder Kardiolog*in in etwa halbjährlichen bis jährlichen Abständen, ob sich Hinweise für erneute Durchblutungsstörungen des Herzens ergeben, ob sich die Pumpfunktion oder die Größe des Herzens verändert, ob eine Ausbeulung der Herzmuskulatur (Herzwandaneurysma) entsteht oder ob bedeutsame Herzrhythmusstörungen auftreten. Ein besonderes Augenmerk richtet sich auf die Kontrolle der Risikofaktoren für eine KHK.

Wenn es Wochen nach einem gut überstandenen Herzinfarkt plötzlich zu Herzschmerzen in Verbindung mit Fieber und Entzündungszeichen im Blut kommt, besteht der Verdacht auf eine |Herzbeutelentzündung. Die Ursache dieser als Dressler-Syndrom (Postmyokardsyndrom) bezeichneten Entwicklung ist nicht bekannt. Die Erkrankung klingt unter der Gabe entzündungshemmender Medikamente ab.

Pharmakotherapie nach überstandenem Infarkt
Ziel der medikamentösen Behandlung ist, das Fortschreiten der Herzgefäßverengungen und damit einen neuen Infarkt zu verhindern sowie die Leistung des Herzmuskels wieder zu verbessern oder zumindest zu erhalten. Folgende Medikamente stehen zur Verfügung:

Die regelmäßige Einnahme von Plättchenhemmern (Thrombozytenaggregationshemmer) wie Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel verhindern das schnelle Verklumpen des Bluts in den Blutgefäßen und beugen damit neuen Blutgerinnseln in geschädigten Herzkranzgefäßen vor. Zwischenzeitlich wurde die Einnahme beider Wirkstoffe empfohlen. Diese Kombination ist zwar besonders effektiv, aber wegen möglicher Blutungskomplikationen nicht unumstritten. Weil die Blutungsgefahr etwas höher ist, wird die kombinierte Einnahme auf 12 Monate begrenzt, danach wird oft mit Acetylsalicylsäure ohne Clopidogrel weiterbehandelt. Als Alternative zu Clopidogrel gibt es seit Kurzem den Wirkstoff Ticagrelor. Er erwies sich als wirkungsvoll bei leichterem Herzinfarkt ohne typische EKG-Veränderungen oder bei einer instabilen Angina pectoris. Inzwischen darf Ticagrelor auch gemeinsam mit niedrig dosierter ASS nach Herzinfarkt zur Prävention von arteriellen Thromben eingesetzt werden. Bewertungen durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen legen einen leichten Zusatznutzen der Ticagrelor-ASS-Kombination gegenüber einer ASS-Monotherapie nahe. Die gleichen Ziele können auch mit der Einnahme von Marcumar® erreicht werden. Dies ist allerdings aufgrund der notwendigen Gerinnungskontrollen viel aufwendiger und auch risikoreicher. Betablocker (z. B. Metoprolol, Atenolol, Bisoprolol oder Carvedilol) schützen das Herz vor zu schnellem Herzschlag und verhindern so gefährliche Herzrhythmusstörungen. Statine (CSE-Hemmer) senken den Cholesterinspiegel im Blut und hemmen das Fortschreiten der Arteriosklerose (z. B. Atorvastatin, Fluvastatin, Lovastatin, Pravastatin, Simvastatin). Nach einem Herzinfarkt wird ein LDL-Cholesterin von unter 100 mg/dl angestrebt, was durch eine Ernährungsumstellung allein kaum je erreicht wird. Zusätzlich hemmen die Statine offenbar auch neue Fettansammlungen in den Gefäßwänden, |Plaques. Führen Statine nicht zu einer ausreichenden Senkung der Blutfette, verordnen die Ärzt*innen zusätzlich Colestyramin oder Ezetimib. Fibrate (z. B. Bezafibrat) sind eine Option, wenn die Patient*in Statine nicht verträgt. ACE-Hemmer verhindern ungünstige Umbauvorgänge in der infarktgeschädigten Herzmuskulatur und erhalten oder verbessern damit die Pumpfunktion des Herzens. Zudem wirken sie blutdrucksenkend.

Prognose

Die langfristige körperliche Belastbarkeit und Prognose nach einem überstandenen Herzinfarkt hängt im Wesentlichen vom Umfang der Schädigung des Herzmuskels und der zukünftigen Entwicklung der koronaren Herzkrankheit ab.

Betroffene messen der Akuttherapie oft einen zu großen Wert bei und belächeln das strenge Einhalten von vorbeugenden Maßnahmen. Aber beides gehört zusammen. Die Reduzierung der Risikofaktoren, die gesunde Lebensführung bzw. eine Änderung des Lebensstils und die medikamentöse Langzeittherapie sind für den weiteren Verlauf einer KHK ebenso bedeutsam wie die erfolgreiche Akuttherapie. Nur so kann es in vielen Fällen gelingen, eine normale Lebenserwartung und gute altersentsprechende Leistungsfähigkeit zu erreichen.

Besonders Frauen neigen dazu, sich zugunsten ihres Umfeldes zurückzunehmen und etwaige Beschwerden herunterzuspielen. Ihnen sollte klar sein, dass Angehörige, Freunde und Bekannte nicht davon profitieren, wenn mangels Selbstfürsorge bald ein weiterer Herzinfarkt folgt.

Da die Langzeitprognose nach einem Herzinfarkt besser ist, wenn möglichst viele Herzkranzgefäße durchgängig sind, ist zu empfehlen, an eine Lysetherapie eine Herzkatheteruntersuchung anzuschließen. Wird das Risiko einer Herzkatheteruntersuchung von der Patient*in gescheut, so ist dies nur vertretbar, wenn Belastungsuntersuchungen wie das Belastungs-EKG völlig unauffällig verlaufen.

Trotz aller Verbesserungen der Notfallmedizin stirbt immer noch die Hälfte der Herzinfarktpatient*innen innerhalb des ersten Jahres nach dem Infarkt – der größte Anteil davon, nämlich 30 %, bereits vor Eintreffen der Notärzt*in.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Auszeit nehmen. Damit Sie wirklich etwas in Ihrem Leben ändern können, sollten Sie sich eine mehrmonatige Auszeit vom Beruf oder anderen Belastungen (z. B. in der Familie oder im Verein) verordnen, bevor Sie sich wieder voll in den Alltag stürzen. Lehnen Sie deshalb niemals Angebote für Rehabilitationsmaßnahmen ab.

Auf einen gesünderen Lebensstil achten. Ob Rauchen aufgeben, Alkohol meiden, Stress reduzieren, gesündere Ernährung oder mehr Bewegung - Alle Selbsthilfeempfehlungen bei einer koronaren Herzerkrankung gelten auch nach überstandenem Herzinfarkt, sie sind nur noch dringender geworden.

Achtsamkeit. Was Sie dort, aber auch durch Lesen von Ratgebern und in Gesprächen mit Therapeut*innen und Mitbetroffenen lernen: Es lohnt sich, bewusster zu leben. Viele profitieren zum Beispiel davon, sich täglich einen Zeitplan zu erstellen, der neben den beruflichen Aufgaben auch ausreichende Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten, soziale Kontakte, Ruhe, Entspannung und Schlaf berücksichtigt.

Nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig ein. Sie schützen damit Ihr Herz vor ungünstigen Einflüssen. Schließen Sie sich einer koronaren Herzsportgruppe an: Möglichkeiten in Ihrer Umgebung kennt Ihre behandelnde Ärzt*in.

Komplementärmedizin
In der Akutphase des Herzinfarkts haben komplementärmedizinische Maßnahmen keinen Platz. Der damit verbundene Zeitverlust verschlechtert nur die Aussichten der Patient*in.

Im Rahmen der Rehabilitationsbehandlung kommen begleitend die bei der KHK beschriebenen Verfahren in Betracht.

Weiterführende Informationen

http://www.herzstiftung.de|www.herzstiftung.de – Internetseite der Deutschen Herzstiftung, Frankfurt: Bietet Informationen rund um den Herzinfarkt.

http://www.dge.de/|www.dge.de – Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Bonn: Mit Tipps zur Ernährung und Bewertung von Nahrungsmitteln.

Schwaches Herz? Auf Eisen achten!: Verstärkte Herzinsuffizienz

Quelle: apotheken.de | 15.01.2025 | mauritius images / Science Photo Library / Wladimir Bulgar
 Bei der Überprüfung der Eisenwerte wird das Ferritin im Blut bestimmt.Bei Menschen mit einer Herzinsuffizienz ist es wichtig, auf die Eisenwert im Blut zu achten. Denn ein Eisenmangel kann die Herzschwäche verstärken und sollte deshalb behoben werden.

Herzschwäche führt oft ins Krankenhaus
Bei einer Herzinsuffizienz hat das Herz Probleme, ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen. Typische Beschwerden sind Atemnot, Müdigkeit, Schwäche oder Wassereinlagerungen (Ödeme). Die Herzinsuffizienz ist einer der häufigsten Gründe für Krankenhausaufenthalte und Todesfälle.

Ein Auslöser für die Verschlechterung einer Herzinsuffizienz ist Eisenmangel. Denn Eisen ist wichtig für den Transport von Sauerstoff und für die Energiegewinnung, wovon der Herzmuskel besonders viel benötigt. Zudem braucht das Herz Eisen, um sich an akuten oder chronischen Stress anzupassen.

Eisenmangel bei Herzinsuffizienz häufig
Doch etwa 40 Prozent der Patient*innen mit chronischer Herzinsuffizienz weisen einen Eisenmangel auf, berichten Kardiolog*innen. Deshalb sollte bei ihnen regelmäßig der Eisenstoffwechsel überprüft werden. Das geht mit einfachen Bluttests. Meist werden dafür das Serum-Ferritin, der Transferrin-Wert und der Hämoglobinwert herangezogen.

In bestimmten Fällen als Kurzinfusion
Bei Eisenmangel verordnet die Ärzt*in Eisenpräparate als Tabletten, Kapseln oder Tropfen. Doch Herzinsuffizienz-Patient*innen können das Spurenelement oft nicht ausreichend über den Darm aufnehmen. Ihnen kann das Eisen als Kurzinfusion verabreicht werden.

Empfohlen wird dies insbesondere für diejenigen, die mit einer akuten Herzinsuffizienz im Krankenhaus waren und einen Eisenmangel aufweisen. Studien zufolge sollen Eiseninfusionen die Lebensqualität verbessern und weiteren stationären Einweisungen vorbeugen.

Quellen: pta heute, Deutsche Herzstiftung

Blutdruck senken schützt Gehirn: Demenz ausbremsen

Quelle: apotheken.de | 23.12.2024 | mauritius images / Science Photo Library / Microgen Images
 Zur guten Einstellung einer Hypertonie gehört die regelmäßige Blutdruckkontrolle.Chronisch erhöhter Blutdruck schadet dem Gehirn. Einige Regionen sind davon besonders stark betroffen. Und das sind ausgerechnet diejenigen, die für das Denken zuständig sind.

Bereiche für Lernen und Planen geschädigt
Schon lange ist bekannt, dass hoher Blutdruck das Risiko für eine Demenz erhöht. Mithilfe der Kernspintomographie ließen sich auch druckbedingte Veränderungen im Gehirn nachweisen. Diese waren bisher allerdings nur grob darstellbar.

Eine neue Studie zeigt jetzt genauer, wo der dauerhaft erhöhte Blutdruck das Gehirn schädigt. Dazu analysierte eine schottische Forschergruppe bei über 30 000 Männern und Frauen MRT-Aufnahmen, Blutdruckwerte und kognitive Leistungen und prüften diese auf einen Zusammenhang.

In neun Bereichen des Gehirns, die auch mit dem Denken verbunden sind, führte ein erhöhter Blutdruck zu Veränderungen im MRT. Darunter befand sich ein besonders wichtiges Areal, das Putamen: Es beeinflusst nicht nur die Regulation der Bewegung, sondern auch die Lernfähigkeit. Von Schäden betroffen waren aber auch verschiedene Verbindungen zwischen inneren Hirngebieten zur Großhirnrinde. Darunter Fasern, die für die Planung von Aufgaben, die Entscheidungsfindung und das Management von Emotionen wichtig sind.

Hirnschäden passten zu Testergebnissen

Die gefundenen Schäden im Gehirn schlugen sich in der Denkfähigkeit der jeweiligen Testperson nieder. In anderen Worten: Die Ergebnisse in den verschiedenen kognitiven Tests (u.a. zu Lernfähigkeit oder zu komplexen Leistungen wie Planen) passten zu den jeweiligen Schäden in den MRT-Aufnahmen, verdeutlicht die Forschergruppe.

Vor allem den systolischen Druck senken!
Eine langjährige Hypertonie kann offenbar diejenigen Bereiche schädigen, die Menschen für das Denken benötigen. Am stärksten wirkt dabei der systolische Druck – d.h. der erste von den beiden mit dem Messgerät gemessenem Wert. Aber auch ausgeprägte Pulsierungen, also große Unterschiede zwischen diastolischem und systolischem Blutdruck, scheinen eine negative Rolle zu spielen. Der diastolische Blutdruckwert hatte dagegen keinen Einfluss auf die spätere Denkfähigkeit.

Umso wichtiger ist es, den systolischen Blutdruck ausreichend zu senken. Menschen mit zu hohem Blutdruck sollten deshalb ihre Tabletten regelmäßig einnehmen, ihre Werte regelmäßig kontrollieren und sich regelmäßig bei Hausärzt*in oder Kardiolog*in vorstellen. Wer kein eigenes Messgerät hat, hat die Möglichkeit, den Blutdruck in der Apotheke kontrollieren zu lassen. Hat man systolischen Druck und Pulsschwankungen gut im Griff, kann das Gehirn nur profitieren.

Quelle: Ärzteblatt

Bluthochdruck

Quelle: apotheken.de | 12.12.2024 | shutterstock/Image Point Fr
 Regelmäßige Messungen helfen, den Blutdruck im Blick zu behalten.5

Bluthochdruck (arterielle Hypertonie): Dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte von mindestens 140/90 mmHg. Etwa 25 % der erwachsenen Bevölkerung und die Hälfte der über 50-Jährigen leiden an Bluthochdruck, wobei knapp ein Drittel der Betroffenen nichts davon weiß. Doch auch unbemerkt kann erhöhter Bluthochdruck zu schweren Organschäden führen und muss deshalb behandelt werden. Dabei kommen neben einem gesundheitsbewussteren Lebensstil mit Nikotinverzicht, Gewichtsreduktion und Bewegung vor allem blutdrucksenkende Medikamente zum Einsatz.

Als Blutdruckentgleisung (hypertensiver Notfall) bezeichnet man akute Blutdruckwerte über 230/120 mmHg. Es drohen dann Verwirrtheit, Krampfanfälle oder auch schwerwiegende Komplikationen wie der akute Schlaganfall, die akute Linksherzinsuffizienz mit Lungenödem oder die Aortendissektion. Eine sofortige Blutdrucksenkung durch eine (Not-)Ärzt*in und die Einweisung in eine Klinik sind erforderlich!

Symptome und Leitbeschwerden

Häufig symptomlos Kopfschmerzen beim Aufwachen, vor allem im Hinterkopfbereich Herzklopfen, stechende Brustschmerzen Häufiges Nasenbluten Atemnot bei Belastung Schwindelanfälle, Ohrensausen, Sehstörungen, Verwirrtheit Bei zugrunde liegenden Hormonstörungen: Muskelschwäche, auffällig viel Durst und häufiger Harndrang, ungewöhnliches Schwitzen, ausgeprägte Gewichtsveränderungen.

Bei Blutdruckentgleisung:
Möglicherweise Sehstörungen, Schwindel, stärkste Kopfschmerzen, Atemnot, Herzschmerzen oder reißende Schmerzen im Brustkorb oder Bauchbereich, Bewusstseinsstörungen oder Lähmungserscheinungen.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn
erstmals hohe Blutdruckwerte gemessen werden sich Beschwerden wie grundloses Nasenbluten (außer bei Jugendlichen während der Pubertät), Blut im Urin oder Kopfschmerzen beim Aufwachen häufen sich Körperform, Gewicht, Durst, Wasserlassen, Schwitzen oder die Belastungsfähigkeit auffällig ändern Herzklopfen, Schwindelanfälle oder Sehstörungen auftreten.

Sofort zur Ärzt*in oder ins Krankenhaus, wenn die Blutdruckwerte
anhaltend über 200/120 mmHg liegen sich mit den ärztlich verschriebenen Medikamenten nicht absenken lassen mit Unwohlsein verbunden sind.

Die Erkrankung

Ein normaler Blutdruck hat einen systolischen Wert unter 120 mmHg und einen diastolischen Wert unter 80 mmHg. Systolisch heißt, dass sich zu diesem Zeitpunkt das Herz ganz zusammengezogen hat. Diastolisch heißt, dass das Herz ganz entspannt ist. Bei einer Messung werden immer beide Werte angegeben.

Von einem erhöhten Blutdruck spricht man ab Werten von 120-139/70-89 mmHg. Auch dauerhafte Werte in diesem Grenzbereich können je nach begleitenden Risikofaktoren therapiewürdig sein.

Die Erkrankung Bluthochdruck (Hypertonie) liegt vor, wenn bei

mehrmaligen Messungen an verschiedenen Tagen zu verschiedenen Zeiten

in Ruhe Werte von 140/90 mmHg und mehr ermittelt wurden. Dabei lassen sich mehrere Grade der Erkrankung unterscheiden:

Hypertonie Grad I: 140/90–159/99 mmHg Hypertonie Grad II: 160/100–179/109 mmHg Hypertonie Grad III: > 180/110 mmHg Hypertensiver Notfall: > 230/120 mmHg.

Manchmal ist auch nur der systolische Wert auf über 140 erhöht, während der diastolische Wert ganz normal ist. Man spricht dann von einer isolierten („allein auftretenden“) systolischen Hypertonie. Das kommt vor allem bei älteren Menschen vor.

Beim diastolischen Wert gibt es eine wichtige Grenze: Ist der Wert dauerhaft höher als 120 mmHg, spricht man von einer malignen Hypertonie. Dann drohen schwere Netzhautveränderungen und Nierenschäden.

Hinweis: Es wird immer wieder heiß diskutiert, was nun der optimale Blutdruck ist und ab welchem Wert eine Hypertonie vorliegt. Europäische Expert*innen haben deshalb eine neue Klasse eingeführt, den „erhöhten Blutdruck“ (120-139/70-89 mmHg). Sie begründen das damit, dass Herz-Kreislauf-Komplikationen schon ab einem dauerhaften systolischen Wert von 130 mmHg erheblich zunehmen. In diesem Grenzbereich sollten die Blutdruckwerte beobachtet und drucksenkende Lebensstilmaßnahmen ergriffen werden. Je nach Begleiterkrankungen sind auch schon in diesem Druckbereich Medikamente erforderlich.

Formen und Ursachen
Ein Bluthochdruck kann sich aufgrund verschiedener Ursachen entwickeln, in vielen Fällen kombinieren sich die auslösenden Faktoren, man spricht dann von einer multifaktoriellen Genese. So führen z. B. versteifte Arterien und ein erhöhtes Blutvolumen zu einem gesteigerten Druck im Gefäßsystem. Auch das ZNS sowie Hormone können zu einer Engstellung der Blutgefäße führen und damit einen Anstieg des Blutdrucks bewirken. Der eigentliche Auslöser dieser Prozesse bleibt häufig unklar.

So ist die auslösende Ursache bei der essenziellen Hypertonie (primäre Hypertonie, idiopathische Hypertonie, über 90 % aller Bluthochdruckpatient*innen) unbekannt. Die familiäre Häufung zeigt, dass erbliche Faktoren bei der Entstehung von Bluthochdruck eine wichtige Rolle spielen. Daneben begünstigt ein ungesunder Lebensstil die Entwicklung einer essenziellen Hypertonie, z. B.

Rauchen erhöhter Kaffee-, Alkohol- und Salzkonsum Bewegungsmangel Übergewicht (Adipositas) Stress.

Bei Frauen ist Bluthochdruck oft mit den hormonellen Veränderungen nach den Wechseljahren verbunden, ohne dass man die genauen Zusammenhänge kennt. Vor den Wechseljahren leiden Frauen seltener an Bluthochdruck als Männer.

Die sekundäre Hypertonie ist dagegen ein Bluthochdruck, der in Folge einer anderen Erkrankung entsteht. Dies kommt bei etwa 5–10 % der Hochdruck-Patient*innen vor. Im Gegensatz zur essenziellen Hypertonie ist die sekundäre Hypertonie heilbar, wenn die auslösende Ursache beseitigt wird.

Vor allem die Niere kann über die Ausschüttung blutdruckwirksamer Substanzen und über die ausgeschiedene Harnmenge den Blutdruck beeinflussen. Viele chronische Nierenerkrankungen sind daher auch mit hohem Blutdruck verbunden, z. B. die Glomerulonephritis. Daneben täuscht eine Verengung der für die Nierendurchblutung verantwortlichen Arterie (Nierenarterienstenose) einen zu niedrigen Blutdruck vor, was ebenfalls blutdrucksteigernde Reaktionen in Gang setzt (renale Hypertonie). Wenn man zu lange wartet, um die Verengung zu beseitigen, kann es sein, dass der Bluthochdruck "fixiert" wird und trotz einer Operation bestehen bleibt. 50 % der Patient*innen mit einem Schlafapnoe-Syndrom entwickeln einen Bluthochdruck. Hier vermuten die Ärzt*innen, dass der durch den Sauerstoffmangel im Schlaf ausgelöste Dauerstress den Blutdruck in die Höhe treibt. Eine ganze Reihe von Erkrankungen der Hormondrüsen (so z. B. Erkrankungen der Nebenniere, der Schilddrüse, der Nebenschilddrüse und der Hirnanhangsdrüse) kann neben anderen Beschwerden auch den Blutdruck erhöhen, z. B. beiConn-SyndromPhäochromozytomCushing-SyndromAdrenogenitalem SyndromAkromegalieSchilddrüsen-ÜberfunktionNebenschilddrüsen-Überfunktion. Unter der Einnahme verschiedener Medikamente, z. B. der „Pille“ oder Kortison, kann sich ein Bluthochdruck entwickeln. Außer den Genussmitteln Nikotin und Alkohol führt auch ein regelmäßiger hoher Konsum von Lakritze (> 250 g/Tag) zu einem Bluthochdruck. Gefäßfehlbildungen sind ebenfalls mögliche Ursachen für einen Bluthochdruck. So z. B. bei einer Aortenisthmusstenose, bei der die erhöhten Blutdruckmesswerte typischerweise nur auf die Arme begrenzt sind.

Verlauf und Komplikationen
Langjährig erhöhter Blutdruck führt zur Verdickung der linken Herzkammermuskulatur, weil die linke Herzkammer gegen den permanent erhöhten Gefäßwiderstand der Körperschlagadern anpumpen muss. Der verdickte Herzmuskel braucht aber entsprechend mehr Sauerstoff für seine Mehrleistung. Dieser Mehrbedarf kann so ausgeprägt sein, dass die Herzkranzgefäße keine ausreichende Durchblutung des Herzmuskels mehr gewährleisten und bei Belastung eine Angina pectoris auftritt. Im weiteren Verlauf erschöpft der Herzmuskel und es entwickelt sich eine Herzinsuffizienz sowie eine Neigung zu Herzrhythmusstörungen und arteriosklerotischen Gefäßveränderungen wie z. B. KHK, pAVK oder Nierenarterienstenose.

Bei vielen Patient*innen treten essenzielle Hypertonie, Übergewicht sowie ein gestörter Glukose- und Fettstoffwechsel gemeinsam auf. Dieser Symptomenkomplex wird als metabolisches Syndrom bezeichnet und geht mit einem besonders hohen Risiko für die oben beschriebenen Herz-Kreislauferkrankungen einher.

Diagnosesicherung

Weil der Blutdruck auch bei Gesunden natürlichen Schwankungen unterliegt und sich von Minute zu Minute ändert, darf einzelnen Messwerten nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden. So führt z. B. die innere Anspannung bei Arztbesuchen dazu, dass sich ~ 30 % der dort (meist zu hoch) gemessenen Blutdruckwerte bei Kontrollen nicht bestätigen (Weißkittelhochdruck).

Bei schwankenden Blutdruckwerten ist der Mittelwert aus wenigstens 12 Messungen über eine Woche verteilt als verlässlicher Blutdruckwert anzusehen. Auch eine Langzeit-Blutdruckmessung eignet sich bestens, um den tatsächlichen Blutdruck zu ermitteln. Sie hat den Vorteil, dass sie auch die nächtlichen Blutdruckwerte berücksichtigt.

Bei neu entdecktem Bluthochdruck muss die Ärzt*in zunächst abklären, ob es sich um eine essenzielle oder sekundäre Form handelt und ob bereits Folgeschäden bestehen. Sie prüft daher, ob eine familiäre Veranlagung für Bluthochdruck bekannt ist und möglicherweise Risikofaktoren oder Hinweise für Herz- und Gefäßkrankheiten, Nierenerkrankungen oder Hormonstörungen vorliegen.

Meist schließen sich Laboruntersuchungen, EKG, Echokardiografie, Ultraschalluntersuchungen des Bauchraumes und der Nierengegend sowie eine Urinuntersuchung an. Bei Verdacht auf eine Nierenarterienstenose führen Farbduplexsonografie, Digitale Substraktionsangiografie (DAS) oder die MR-Angiografie zur Diagnose.

Am Augenhintergrund sind die Folgen des Bluthochdrucks schon vergleichsweise früh durch Veränderungen an den kleinen Blutgefäßen sichtbar. Dies kann im Zweifelsfall den Ausschlag zur Behandlung auch bei nur gering erhöhten Bluthochdruckwerten geben. Da die Augen einen Anteil des Gehirns darstellen, ist bei Hypertoniker*innen die Spiegelung der Netzhaut sehr wichtig. Vom Durchblutungszustand des Augenhintergrundes kann die Ärzt*in einen Rückschluss auf den Durchblutungszustand des Gehirns ziehen.

Behandlung

Ob und wie weit der Blutdruck gesenkt werden soll, hängt vom Gesamtrisiko für Herz- und Gefäßkrankheiten, vom Allgemeinzustand und den Wünschen der Patient*in ab. Bei einem sekundären Bluthochdruck muss allerdings die zugrundeliegende Erkrankung bzw. der Auslöser behandelt werden. Das bedeutet beispielsweise die nächtliche Überdruckbeatmung mit CPAP-Maske beim Schlafapnoesyndrom, der Ersatz der „Pille“ durch andere Verhütungsmittel, wenn diese zu einem Hochdruck geführt hat oder das Erweitern einer verengten Nierenarterie mit dem Katheter.

Therapiebeginn
Bei Patient*innen mit erhöhtem Blutdruck (120–139/70–89 mmHg) wird zunächst ermittelt, ob zusätzlich ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegt. Eingeschätzt wird diese Gefahr anhand der Begleiterkrankungen und spezieller Scores. Ist das Risiko erhöht, bekommt die Patient*in Medikamente gegen den Bluthochdruck. Ansonsten versucht man zunächst, den Blutdruck mithilfe von Lebensstiländerungen zu senken. Die wichtigsten Maßnahmen sind: abnehmen, sich mehr bewegen, mit dem Rauchen aufhören.

Bei einer Hypertonie Grad I bis III soll nach den 2024 aktualisierten europäischen Leitlinien immer mit Medikamenten begonnen werden. Das entbindet die Patient*in nicht von der Mitarbeit: Ein gesünderer Lebensstil mit Nikotinverzicht und Bewegung ist trotzdem entscheidend für den Therapie-Erfolg.

Zielwerte
Hat sich die Patient*in zu einer blutdrucksenkenden Therapie entschlossen, versucht man, den systolischen Blutdruckwert auf einen Zielwert zu senken.

Der 2024 in der europäischen Leitlinie neu definierte Zielwert ist sehr streng. Der Blutdruck soll unter 130/80 mmHg liegen und von nahezu allen Patient*innen innerhalb von drei Monaten Therapie (medikamentös oder nicht-medikamentös) erreicht werden. Klappt das nicht, so soll der Blutdruck so niedrig wie vernünftig möglich eingestellt werden.

Für diese Regel gibt es Ausnahmen. Ein Zielblutdruck unter 140/90 mmHg wird in folgenden Fällen empfohlen:

Gebrechlichkeit Alter über 85 Jahre Vorliegen einer orthostatischen Hypotonie (zeigt sich zum Beispiel durch Schwindel beim Aufstehen) Lebenserwartung unter 3 Jahren.

Basismaßnahmen – Änderung des Lebensstils


Eine Verhaltensänderung hin zu einem gesunden Lebensstil senkt den Blutdruck um etwa 10 mmHg. Dadurch wird nicht nur eine Reduktion der notwendigen Blutdruckmedikamente erreicht, bei nur leicht bis mäßig erhöhten Blutdruckwerten kann eine medikamentöse Therapie sogar überflüssig werden. In der Praxis sind aber leider viel zu wenige Patient*innen bereit, den anstrengenden Weg einer Änderung des Lebensstils zu gehen, obwohl damit neben dem Bluthochdruck auch andere Risikofaktoren, z. B. die Blutfette und auch die psychische Konstitution, sehr günstig beeinflusst werden – was Tabletten nicht bewirken können. Welche Maßnahmen dabei besonders wirksam sind und Tipps zur Durchführung lesen Sie unter „Ihre Apotheke empfiehlt“.

Pharmakotherapie
Als Medikament gegen den Bluthochdruck („Antihypertensiva“) gibt es fünf Wirkstoffgruppen. Diese kann man einzeln oder in Kombination verordnen. Welches Medikament wann zum Einsatz kommt, wird immer wieder an die Ergebnisse aktueller Studien angepasst.

Daneben richtet sich die Medikamentenauswahl nach den individuellen Begleiterkrankungen und der Verträglichkeit. So ist z. B. ein Betablocker zur Blutdruckbehandlung bei Patient*innen mit Bronchialasthma ungünstig. ACE-Hemmer führen manchmal zu unangenehmem trockenen Husten und müssen dann mit einem anderen Wirkstoff, zum Beispiel einem Sartan, ersetzt werden.

Folgende Antihypertensiva werden aktuell empfohlen:

ACE-Hemmer senken den Blutdruck, indem sie die Blutgefäße erweitern, die Herztätigkeit beeinflussen und die gesunde Niere dazu anregen, mehr Flüssigkeit auszuscheiden. Hierzu gehören z. B. Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Lisinopril, Perindopril, Quinapril, Ramipril, Trandolapril.

Angiotensin-Rezeptor-Blocker (AT1-Blocker, Sartane) wirken ähnlich wie ACE-Hemmer und können diese bei Unverträglichkeiten (z. B. bei Reizhusten oder Quincke-Ödem) ersetzen. Hierzu gehören z. B. Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan, Telmisartan, Valsartan.

Kalziumantagonisten senken den Blutdruck durch Erweiterung der Blutgefäße, einige bremsen zusätzlich die Herzfrequenz. Hierzu gehören z. B. Amlodipin, Diltiazem, Felodipin, Isradipin, Lercanidipin, Manidipin, Nifedipin, Verapamil.

Diuretika fördern anfänglich die Flüssigkeits- und Kochsalzausscheidung und bewirken dauerhaft eine Erweiterung der Blutgefäße. Sie werden häufig mit anderen Bluthochdruckmitteln kombiniert. Hierzu gehören z. B. Chlortalidon, Furosemid, Hydrochlorothiazid, Indapamid, Piretanid, Torasemid, Triamteren, Xipamid.

Betablocker senken den Blutdruck, indem sie das Herz entlasten und die Herzfrequenz reduzieren. Hierzu gehören z. B. Atenolol, Betaxolol, Bisoprolol, Esmolol, Metoprolol, Propranolol.

Monotherapie oder Kombitherapie?
Bei sehr gebrechlichen Patient*innen, über 85-Jährigen oder bei einer orthostatischen Hypertonie verordnen die Ärzt*innen zunächst nur einen Wirkstoff, z. B. einen ACE-Hemmer, ein Sartan oder ein Diuretikum. Reicht dessen Wirkung nicht aus, kann die Ärzt*in entweder die Dosis erhöhen oder die Therapie um einen zweiten Wirkstoff ergänzen.

Für alle anderen Patient*innen empfehlen die Leitlinien gleich eine Zweier-Kombination. Typische Kombinationen sind z. B. ACE-Hemmer oder ein Angiotensin-Rezeptor-Blocker plus Diuretikum oder Kalziumantagonist. Ist mit der Zweier-Kombination der angestrebte Blutdruck nicht zu erreichen, kommt ein dritter Wirkstoff hinzu (ACE-Hemmer oder Sartan plus Diuretikum plus Kalziumantagonist). Patient*innen mit KHK erhaltend häufig ergänzend einen Betablocker. Manche Wirkstoffkombinationen werden von der Pharmaindustrie bereits in einer einzelnen Tablette angeboten, sodass sich die Anzahl der täglich einzunehmenden Tabletten reduziert.

Therapieresistenter Bluthochdruck
Bei etwa 5–15 % der Hypertoniker*innen lässt sich der Blutdruck trotz Lebensstiländerungen und Dreifachtherapie nicht ausreichend senken. Dann kann die zusätzliche Gabe eines Mineralkortikoid-Rezeptorantagonisten helfen. Zum Einsatz kommt Spironolacton, alternativ kann auch Eplerenon gegeben werden. Reicht auch diese Behandlung nicht aus, sind Betablocker eine weitere Option.

Eine andere Möglichkeit zur Behandlung der resistenten Hypertonie ist die renale Denervation. Hier versuchen die Ärzt*innen, die Niere vom sympathischen Nervensystem (dem „Stressnervensystem“) abzukoppeln, wodurch der Blutdruck dauerhaft sinkt. Dafür schieben sie einen Katheter in die Nierenarterie vor und veröden die autonomen Nervenfasern in dem Blutgefäß mit Strom. Diese Operation sollte nur nach eingehender multidisziplinärer Beratung und in Zentren mit hoher Expertise durchgeführt werden.

Prognose

Je früher ein Bluthochdruck erkannt und behandelt wird, desto geringer ist die Gefahr, dass sich Folgeschäden entwickeln. Zur Abschätzung des individuellen Herzkreislaufrisikos durch Bluthochdruck und andere Risikofaktoren gibt es verschiedene klinische Punktebewertungssysteme wie z. B. den Procam-Score und den ESC-Score (Links zu den Scores unter „Weiterführende Informationen“).

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können
Medikamentöse Therapie. Nebenwirkungen der Hochdruckmedikamente (wie Leistungsknick oder Potenzprobleme) sind leider häufig. Hier ist es auf jeden Fall besser, gemeinsam mit der Ärzt*in über einen Präparatwechsel nachzudenken, als einfach mit der Tabletteneinnahme aufzuhören. Manchmal ist auch nur Geduld erforderlich. Treten z. B. zu Beginn einer Blutdruckbehandlung Müdigkeit oder Schwindel auf, so muss dies keine Medikamentenunverträglichkeit sein, sondern kann eine Folge des ungewohnten normalen Blutdrucks darstellen, an den sich der Körper erst wieder gewöhnen muss.

Nehmen Sie Ihre Blutdruckmedikamente regelmäßig und langfristig ein. Nur so ist die Wirksamkeit der Behandlung gewährleistet. Wenn die Blutdruckwerte nach einiger Zeit zu hoch oder zu niedrig sind, besprechen Sie mögliche Therapieänderungen mit Ihrer Ärzt*in.

Leisten Sie sich als Bluthochdruckpatient*in ein eigenes Blutdruckmessgerät zur Selbstmessung, das erleichtert die Kontrolle der Blutdruckeinstellung. Die Deutsche Hochdruckliga überprüft regelmäßig Blutdruckmessgeräte und verleiht ein Prüfsiegel für deren Messgenauigkeit. Achten Sie darauf, dass Ihr Messgerät ein solches Prüfsiegel hat. Messen Sie immer zur gleichen Tageszeit und am gleichen Ort, z. B. sonntags früh vor dem Frühstück.

Körpergewicht. Am Anfang steht die Normalisierung des Körpergewichts. Der Abbau von 1 kg Übergewicht lässt den Blutdruck um mindestens 1–2 mmHg absinken.

Ernährung. Verwenden Sie möglichst wenig Kochsalz, denn ein hoher Salzkonsum kann den Blutdruck erhöhen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Menschen mit Bluthochdruck, die Aufnahme von Kochsalz (Natriumchlorid) mit der Nahrung auf maximal 6 g täglich zu beschränken. 6 g Speisesalz entsprechen in etwa einem gestrichenen Teelöffel voll Salz. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt die Speisesalzzufuhr bei ca. 70 % der Frauen und bei ca. 80 % der Männer derzeit zu hoch. Der größte Teil wird über verarbeitete Lebensmittel und den Verzehr außer Haus zubereiteter Speisen zugeführt. Um den Salzkonsum zu reduzieren, sollte der Verzehr verarbeiteter Lebensmittel reduziert und der Verzehr unverarbeiteter Lebensmittel wie Gemüse und Obst gesteigert werden. Es empfiehlt sich, bei der Speisenzubereitung weniger Salz und stattdessen mehr Gewürze zu verwenden. Es fällt leichter, die Salzzufuhr zu verringern, wenn dies in kleinen Schritten passiert, damit man sich an den schwächeren Salzgeschmack gewöhnen kann.

Sondertext: Das Salz in der Suppe

Auch eine kalium- und ballaststoffreiche Ernährung mit vielen Früchten (Bananen sind der Kaliumlieferant schlechthin, auch Trockenfrüchte bieten viel davon), Vollkornprodukten und Gemüse lässt den Blutdruck sinken. Möglicherweise haben auch Tomaten eine blutdrucksenkende Wirkung.

So genannte Entlastungstage, z. B. ein Obst-, Saft- oder Reistag pro Woche, können über eine Entwässerung und Entsalzung des Körpers zu einer messbaren Blutdrucksenkung führen.

Alkohol. Reduzieren Sie den Alkoholkonsum. Männer sollten maximal 20–30 g, Frauen 10–12 g Alkohol pro Tag zu sich nehmen. 20 g Alkohol entsprechen etwa 0,5 l Bier oder 0,25 l Wein – Mengen, die also keine radikalen Einschnitte erfordern.

Bewegung. Regelmäßiges Ausdauertraining ist für Bluthochdruckpatient*innen eine wichtige Maßnahme zur natürlichen Blutdruckregulierung. Optimal ist ein Training, das Sie zwei- bis dreimal pro Woche für anfänglich 30, später 45 Minuten ausüben. Wichtig ist, während der körperlichen Aktivität auf eine gleichmäßige Belastungsintensität zu achten, sodass es nicht zu gefährlichen Blutdruckspitzen kommt – "Laufen, ohne zu schnaufen" kann dafür als Motto gelten.

Bevor mit einem Krafttraining begonnen wird, ist eine sportmedizinische Eingangsuntersuchung empfehlenswert. Das Training sollte unter der Aufsicht von geschultem Personal stattfinden. Zusätzlich sollte vor jeder Trainingseinheit der Blutdruck gemessen werden. Liegen die Werte zu hoch, ist es sinnvoller zu pausieren. Vermeiden Sie unbedingt Pressatmung und Wettkampfsituationen, die Sie dazu animieren könnten, Ihre körperliche Belastbarkeit zu überschreiten. Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe auch ambulante sportorientierte Hochdruckgruppen, bei denen die Trainingsprogramme unter ärztlicher Überwachung stattfinden.

Sonstige Belastungen. Meiden Sie (anhaltende) Stresssituationen in Beruf und Familie, suchen Sie Möglichkeiten zur Entspannung und achten Sie auf ausreichende Nachtruhe. Sowohl Schichtdienst als auch Fernreisen mit Jetlags können den Blutdruck steigern.

Kältereize wie Schwimmen im kalten Wasser, kalte Güsse oder eine kalte Dusche nach körperlicher Anstrengung oder einem Saunabesuch können den Blutdruck in die Höhe treiben. Dagegen wirken sich regelmäßige (morgendliche) Wechselduschen, ansteigende Armbäder oder Fußbäder mit einem pflanzlichen Badezusatz (z. B. Thymian oder Melisse) am Abend positiv auf mäßig erhöhten Blutdruck aus. Ist der Blutdruck stark erhöht, sollten Sie auf Saunabesuche verzichten.

Komplementärmedizin
Pflanzenheilkunde. Zu den häufig eingesetzten blutdrucksenkenden Phytopharmaka gehören Knoblauchextrakte, denen neben ihren blutdrucksenkenden Eigenschaften eine gefäßschützende Wirkung zugeschrieben wird. Täglich 600–900 mg Trockenpulverextrakt Knoblauch (entspricht einer kleinen Zehe) senken den systolischen Blutdruck um etwa 8 mmHg, den diastolischen um 5 mmHg. Knoblauch gibt es auch als Dragees. Um die erforderliche Wirkstoffmenge zuzuführen, müssen allerdings je nach Präparat täglich 3 bis 9 Dragees eingenommen werden.

Stressgeplagte Patient*innen mit mäßig erhöhtem Blutdruck profitieren oft auch von entspannungsfördernden Heilpflanzen wie Baldrianwurzel, Melisseblättern oder Lavendel als ergänzende Maßnahme etwa zu einer Mind-Body- bzw. Entspannungstherapie.

Wegen möglicher Nebenwirkungen (z. B. depressive Verstimmungen) und teilweise gefährlicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sowie mit Alkohol raten viele Autor*innen von Zubereitungen mit Rauwolfia (Rauwolfia serpentina) ab.

Hydrotherapie. Wer gerne badet und unter mäßig erhöhtem Bluthochdruck leidet, kann versuchen, seinen Blutdruck mit Kohlensäurebädern zu regulieren. Hierfür wird Kohlensäure als Badezusatz (in der Apotheke erhältlich) in warmes Wasser (etwa 30 °C) gegeben, das Bad sollte nicht länger als 20 Minuten dauern.

Physikalische Therapie. Mit Massagen kann ein hoher Blutdruck zwar nicht signifikant gesenkt werden, Bluthochdruckpatient*innen profitieren jedoch vom mentalen und muskelentspannenden Effekt.

Akupunktur. Die Nadelung individueller Punkte kann einen leicht erhöhten Blutdruck regulieren, bei stark erhöhtem Blutdruck kann die Akupunktur aber meist nur wenig ausrichten.

Prävention
Bluthochdruck ist einer der Risikofaktoren für die Entstehung von Arteriosklerose, Herzinsuffizienz, KHK, Schlaganfall, Nierenfunktionsstörung oder Durchblutungsstörungen von Gliedmaßen, die die Patient*in selbst beeinflussen kann. Kontrollieren Sie deshalb ab dem 30. Lebensjahr einmal jährlich und ab dem 50. Lebensjahr halbjährlich den Blutdruck (in mehreren Einzelmessungen), um rechtzeitig auf die Entwicklung eines Bluthochdrucks aufmerksam zu werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn Bluthochdruck bei Eltern oder Geschwistern bekannt ist. Auch eine gesunde Lebensweise beugt Bluthochdruck nachweislich vor. Forscher*innen fanden fünf Faktoren, die das Erkrankungsrisiko maßgeblich verringerten:

Normalgewicht Täglich eine halbe Stunde intensiver Sport Zurückhaltung beim Alkoholkonsum Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten Ernährung mit wenig rotem Fleisch, Wurst und Süßgetränken.

Weiterführende Informationen

www.hochdruckliga.de – Internetseite der Deutschen Hochdruckliga e. V., Heidelberg: Informationen über Ursachen und Therapiemöglichkeiten von Bluthochdruck sowie Selbsthilfegruppen in ihrer Nähe. Dort gibt ist auch einen Patientenleitfaden als pdf zum Herunterladen. Link zu verschiedenen Scores auf der Seite des BNK (Bundesverband Niedergelassener Kardiologen): http://www.scores.bnk.de/index.html|www.scores.bnk.de/index.html.

Schlaganfall sofort erkennen: Lächeln, sprechen, Arme hoch

Quelle: apotheken.de | 02.12.2024 | Sfam_photo/shutterstock.com
 Je schneller ein Schlaganfall behandelt wird, desto besser sind die Chance, dass sich das Gehirn wieder erholt.Bei einem Schlaganfall muss sofort der Notdienst gerufen werden, um das Gehirn der Betroffenen vor schlimmen Folgen zu bewahren. Doch wie erkennt man als Laie überhaupt solch einen Notfall?

Hirngewebe vorm Absterben retten
Ob durch ein verstopftes Gefäß oder eine Massenblutung: Beim Schlaganfall setzt die Durchblutung von Bereichen des Gehirns plötzlich aus und Hirngewebe stirbt ab. Je länger es dauert, den Blutfluss wieder in Gang zu bekommen, desto größer ist der bleibende Schaden. Er reicht von Lähmungen über Sprachstörungen bis hin zum Tod. Wird aber frühzeitig gehandelt, erholt sich das Gehirn oft komplett. Deshalb muss bei einem Verdacht auf einen Schlaganfall sofort der Notdienst alarmiert werden.

Kurzer Test zeigt die Gefahr
Laien sind sich manchmal unsicher, wie sie einen Schlaganfall erkennen können. Das ist verständlich, denn manchmal kommt diese tückische Durchblutungsstörung auch relativ diskret daher. Mit dem FAST-Test lassen sich auf einfache Weise die häufigsten Schlaganfall-Symptome abfragen. Diese betreffen das Gesicht (face), die Arme (arms) und die Sprache (speech):

Face: Die betroffene Person wird gebeten, zu lächeln. Hängt dabei ein Mundwinkel herab, spricht das für eine beim Schlaganfall typische Halbseitenlähmung. Arms: Die Person soll ihre Arme nach vorne strecken und die Handflächen nach oben drehen. Bei einer Lähmung gelingt dies nicht, ein Arm sinkt oder dreht sich.Speech: Die Betroffene soll einen einfachen Satz nachsprechen. Ist das nicht möglich oder klingt die Sprache verwaschen, liegt das wahrscheinlich an einer schlaganfallbedingten Sprachstörung.Time: Wenn auch nur eines dieser Anzeichen zutrifft, sollte sofort die 112 angerufen und der Notfall geschildert werden.

Der FAST-Test kann auch im Internet angeschaut werden. Unter der Schirmherrschaft der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft wurde ein Video erstellt, das den Test erklärt und vor allem jüngere Leute ansprechen soll. Das Video heißt „Lächeln-Sprechen-Arme hoch“.

Quelle: ptaheute

Doppelt gegen verengte Gefäße?: Bei ausgeprägter Arteriosklerose

Quelle: apotheken.de | 27.11.2024 | mauritius images / Aliaksei Verasovich / Alamy / Alamy Stock Photos
 Zwei statt einen Plättchenhemmer einnehmen könnte bei hohem Risiko die Gefäße besser schützen.Diabetes, koronare Herzerkrankung und eine Arteriosklerose der Beinarterien gehen oft Hand in Hand. Meist wird gegen die Verengung der Gefäße ASS verschrieben. Nun wurde untersucht, ob sich bei der Kombination aus zwei Medikamenten schwere Durchblutungsstörungen und Amputationen besser vermeiden lassen.

Von Beinschmerzen bis Amputation
Menschen, die an Diabetes und an einer koronaren Herzerkrankung (KHK) leiden, haben ein besonders hohes Risiko für weitere Gefäßerkrankungen. Dazu gehört z.B. die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) der Beine, die zu Schmerzen beim Laufen führt und im schlimmsten Fall eine Gefäßoperation oder eine Amputation erfordert.

Eine aktuelle Studie wollte nun herausfinden, wie gut sich den arteriosklerotischen Veränderungen mit einer Kombitherapie entgegensteuern lässt. Untersucht wurde die Einnahme von zwei Plättchenhemmern, und zwar ASS plus Ticagrelor. Beide haben das Ziel, die Blutgerinnung zu hemmen.

Weniger Amputationen durch die Kombitherapie
Analysiert wurden die Daten von mehr als 19000 Menschen mit Diabetes und stabiler KHK. Alle bekamen die Standardtherapie, also ASS (75 bis 150 mg/Tag). Die Hälfte von ihnen erhielt zusätzlich Ticagrelor. Im Lauf von 3,3 Jahren erlitten 1,6% der Patient*innen, die nur ASS bekamen, ein ischämisches Ereignis der Beine (das bedeutet, schwerste akute Durchblutungsstörungen). Bei denjenigen, die ASS plus Ticagrelor einnahmen, waren dies nur 1,3%.

Damit wurde das Risiko für akute Durchblutungsstörungen um 23% reduziert, rechnet das Forscherteam vor. Außerdem kam es bei der doppelten Plättchenhemmung seltener zu Amputationen.

Erhöhtes Blutungsrisiko
Durch die starke, duale Plättchenhemmung ist aber das Risiko für Blutungen erhöht. Deshalb wird dieses Therapieprinzip auch nur sehr gezielt eingesetzt, z.B. nach einer Stentimplantation. Noch ist nicht ganz klar, ob die Kombination künftig auch Menschen empfohlen wird, die unter Diabetes, stabiler KHK plus pAVK leiden.

Quelle: Ärztezeitung