Herz, Gefäße, Kreislauf

Arterielle Verschlusskrankheit der Darmgefäße

Quelle: apotheken.de | 13.08.2008 | Prostock-studio/Shutterstock.com
 Bauchschmerzen nach dem Essen und Verdauungsstörungen können ein Hinweis auf eine chronische Verschlusskrankheit der Darmgefäße sein.2

Arterielle Verschlusskrankheit der Darmgefäße (AVK der viszeralen Gefäße, AVK der Mesenterialarterie): Ungenügende Durchblutung der Eingeweide aufgrund arterieller Gefäßverengungen.

Durchblutungsstörungen der Darmgefäße treten als chronisches Leiden mit immer wieder beklagten Bauchschmerzen oder als plötzliches lebensbedrohliches Ereignis mit Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall in Erscheinung. Betroffen sind meist ältere Menschen, bei denen ähnliche Gefäßverengungen bereits von anderen Körperregionen bekannt sind.

Leitbeschwerden

Chronisch:

Bevorzugt nach dem Essen auftretende Bauchschmerzen Verdauungsstörungen, Gewichtsabnahme.

Akut:

Plötzliche, starke, krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen mit extrem druckschmerzhaftem Leib und Kreislaufstörungen bis hin zum Schock (akuter Arterienverschluss mit Darminfarkt und Bauchfellentzündung).

Die Erkrankung

Bei unzureichender Durchblutung der Eingeweide kommt es zu krampfartigen Bauchschmerzen. Wenn dies nur vorübergehend im Anschluss an ein Essen geschieht, spricht man von einer Angina abdominalis. Begleitend treten – zumindest langfristig – Stuhlunregelmäßigkeiten, Verdauungsstörungen, Gewichtsabnahme und zum Teil auch blutige Durchfälle hinzu.

Bei anhaltender Mangeldurchblutung des Darms kommt es zum Darminfarkt: Durch die geschädigte Darmwand treten Darmbakterien in den freien Bauchraum aus, wodurch sich eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung, |Peritonitis, entwickelt.

Das macht der Arzt

Die Diagnose ist schwierig und wird oft erst spät gestellt, da der Arzt bei Bauchschmerzen nach dem Essen oder bei Blut im Stuhl zunächst an zahlreiche andere Erkrankungen denkt. Steht die Diagnose endlich, wird die Durchblutung zunächst medikamentös durch Plättchenhemmer, z. B. Acetylsalicylsäure verbessert. Reicht dies nicht, ist der nächste Schritt eine gefäßchirurgische Operation oder eine Gefäßaufdehnung.

Besonders schwierig ist die Diagnose eines akuten Darminfarktes, da hier ein relativ beschwerdefreies Intervall von mehreren Stunden auftritt. Der Patient hat dabei wenig Schmerzen, aber es entsteht in dieser Zeit eine Bauchfellentzündung. Doch gerade hier sind die Diagnosestellung und sofortige Therapie (Öffnung des Bauches und der verschlossenen Arterie) besonders wichtig, da der betroffene Darmabschnitt sonst abstirbt und entfernt werden muss.

Das Viertele ist doch nicht gesund: Schluss mit dem Mythos

Quelle: apotheken.de | 11.05.2023 | mauritius images / Giuseppe Lombardo / Alamy / Alamy Stock Photos
 Auch wenn das tägliche Glas Rotwein das Leben nicht verlängert, so mundet es zumindest in den meisten Fällen.Lange Zeit hieß es, ein Gläschen Wein am Tag würde das Leben verlängern. Vor allem Rotwein sollte die Herzkranzgefäße vor Arteriosklerose schützen. Doch offenbar handelt es sich dabei nur um Wunschdenken.

Gefäßschutz inbegriffen?
Dass erhöhter Alkoholkonsum der Leber und schließlich auch dem Rest des Körpers schadet, ist hinlänglich bekannt. Doch das berühmte „Viertele“, das Gläschen Wein am Abend, wurde immer wieder für bekömmlich gehalten. Dem Rebensaft sagte man sogar einen Gefäßschutz nach. Infolgedessen gingen einige Expert*innen davon aus, dass das tägliche Viertele das Leben verlängert.

Doch kanadische Wissenschaftler*innen machen jetzt Schluss mit diesem Irrglauben. Sie haben 107 Studien mit insgesamt mehr als 4,8 Millionen Menschen ausgewertet und kommen dabei zu einem ernüchternden Ergebnis: Personen, die sehr wenig (bis zu 1,2 g) oder wenig (1,3 bis 24 g) Alkohol am Tag tranken, hatten kein geringeres Sterberisiko als Abstinenzler*innen.

Männer vertragen fast doppelt so viel
Mit größeren Mengen wird es zudem gefährlich: Frauen, die 25 g (das entspricht etwa 0,25 l Wein) bis 44 g Alkohol pro Tag zu sich nahmen, wiesen ein erhöhtes Risiko für einen vorzeitigen Tod auf. Männern schadete dieses Alkoholquantum noch nicht. Höhere tägliche Alkoholmengen (über 45 g/Tag) führten dann aber sowohl bei Männern als auch bei Frauen dazu, dass sie früher starben als Menschen, die lebenslang keinen Alkohol zu sich nahmen.

Maßvoller Genuss schadet nicht
Das Gläschen Wein am Abend hat demnach keine lebensverlängernde Wirkung, weder auf Männer noch auf Frauen. Trotzdem bietet die Studie für Freunde des gepflegten Schoppens oder Feierabendbierchens auch gute Nachrichten: Maßvoller Alkoholkonsum – also je nach Geschlecht weniger als 25 bzw. 45 g Alkohol/Tag - scheint dieser Analyse zufolge immerhin nicht schädlich zu sein.

Quelle: JAMA Network

Auch E-Bike fahren macht fit: Von wegen gemütlich

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 E-Biker lassen häufiger das Auto stehen und schwingen sich aufs Rad.E-Biken ist nur was für schlappe Faulenzer*innen? Von wegen: Das Radeln mit Elektromotor fordert Herz und Muskeln fast ebenso stark wie normales Radfahren.

Vorurteile sind unbegründet
Über E-Bike-Fahren wird sich gerne mokiert: Da sitzen die Damen und Herren auf ihrem Zweirad (auch Pedelec genannt), bewegen ein bisschen ihre Beine und lassen sich, sobald es anstrengend wird, vom Elektromotor pushen. Doch eine aktuelle Studie der Medizinischen Hochschule Hannover entkräftet diese Vorurteile.

Die Forscherenden befragten dazu 1250 E-Bike-Nutzer*innen und 629 herkömmliche Radelnde nicht nur zu ihren Fahrgewohnheiten und ihrem Gesundheitszustand. Sie analysierten auch ihre über 58 800 Fahrten, bei denen mit Trackern Geschwindigkeit und Herzfrequenz aufgezeichnet worden waren.

Herzfrequenz steigt ordentlich an
Das Ergebnis überraschte: Während des Radelns lag die Herzfrequenz der Pedelecfahrer*innen nur etwa 5 Schläge pro Minute unter der Herzfrequenz der Radelnden, die ausschließlich mit Muskelkraft fuhren. Das bedeutet, dass sich die Radelnden auf dem E-Bike fast genauso stark anstrengten wie diejenigen auf einem herkömmlichen Fahrrad.

E-Bike-Fahren zeigte einen weiteren großen Vorteil. Pedelecfahrer*innen lassen öfter das Auto stehen und radeln stattdessen. Zudem ist mit einer möglichen Motor-Unterstützung die Hemmschwelle geringer, sich auch bei hügeligen Strecken und Gegenwind aufs Rad zu setzen.

Zwei Drittel der WHO-Empfehlungen
In der Folge sind E-Bike-Fahrer*innen durchschnittlich 135 Minuten pro Woche unterwegs. Einen Großteil davon absolvieren sie mit einer gesundheitlich effektiven Belastung, erklären die Forschenden. Damit erreichen E-Biker*innen etwa zwei Drittel des von der WHO geforderten Bewegungsziels von 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche.

Besonders betonen die Autor*innen, dass bei den untersuchten E-Bike-Fahrer*innen jede Dritte eine chronische Vorerkrankungen hatte. Dazu gehörten z.B. Arthrose, koronare Herzkrankheit und Myokardinfarkt oder Bluthochdruck. Gerade für diese Menschen ist das E-Bike ideal: Es hilft ihnen, wieder in Bewegung zu kommen – und dabei Spaß zu haben.

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover

Blutdruck senken schützt Gehirn: Demenz ausbremsen

Quelle: apotheken.de | 03.05.2023 | mauritius images / Science Photo Library / Microgen Images
 Zur guten Einstellung einer Hypertonie gehört die regelmäßige Blutdruckkontrolle.Chronisch erhöhter Blutdruck schadet dem Gehirn. Einige Regionen sind davon besonders stark betroffen. Und das sind ausgerechnet diejenigen, die für das Denken zuständig sind.

Bereiche für Lernen und Planen geschädigt
Schon lange ist bekannt, dass hoher Blutdruck das Risiko für eine Demenz erhöht. Mithilfe der Kernspintomographie ließen sich auch druckbedingte Veränderungen im Gehirn nachweisen. Diese waren bisher allerdings nur grob darstellbar.

Eine neue Studie zeigt jetzt genauer, wo der dauerhaft erhöhte Blutdruck das Gehirn schädigt. Dazu analysierte eine schottische Forschergruppe bei über 30 000 Männern und Frauen MRT-Aufnahmen, Blutdruckwerte und kognitive Leistungen und prüften diese auf einen Zusammenhang.

In neun Bereichen des Gehirns, die auch mit dem Denken verbunden sind, führte ein erhöhter Blutdruck zu Veränderungen im MRT. Darunter befand sich ein besonders wichtiges Areal, das Putamen: Es beeinflusst nicht nur die Regulation der Bewegung, sondern auch die Lernfähigkeit. Von Schäden betroffen waren aber auch verschiedene Verbindungen zwischen inneren Hirngebieten zur Großhirnrinde. Darunter Fasern, die für die Planung von Aufgaben, die Entscheidungsfindung und das Management von Emotionen wichtig sind.

Hirnschäden passten zu Testergebnissen

Die gefundenen Schäden im Gehirn schlugen sich in der Denkfähigkeit der jeweiligen Testperson nieder. In anderen Worten: Die Ergebnisse in den verschiedenen kognitiven Tests (u.a. zu Lernfähigkeit oder zu komplexen Leistungen wie Planen) passten zu den jeweiligen Schäden in den MRT-Aufnahmen, verdeutlicht die Forschergruppe.

Vor allem den systolischen Druck senken!
Eine langjährige Hypertonie kann offenbar diejenigen Bereiche schädigen, die Menschen für das Denken benötigen. Am stärksten wirkt dabei der systolische Druck – d.h. der erste von den beiden mit dem Messgerät gemessenem Wert. Aber auch ausgeprägte Pulsierungen, also große Unterschiede zwischen diastolischem und systolischem Blutdruck, scheinen eine negative Rolle zu spielen. Der diastolische Blutdruckwert hatte dagegen keinen Einfluss auf die spätere Denkfähigkeit.

Umso wichtiger ist es, den systolischen Blutdruck ausreichend zu senken. Menschen mit zu hohem Blutdruck sollten deshalb ihre Tabletten regelmäßig einnehmen, ihre Werte regelmäßig kontrollieren und sich regelmäßig bei Hausärzt*in oder Kardiolog*in vorstellen. Wer kein eigenes Messgerät hat, hat die Möglichkeit, den Blutdruck in der Apotheke kontrollieren zu lassen. Hat man systolischen Druck und Pulsschwankungen gut im Griff, kann das Gehirn nur profitieren.

Quelle: Ärzteblatt

Wenn Beine keine Ruhe geben: Restless legs

Quelle: apotheken.de | 22.04.2023 | mauritius images/Andriy Popov/Alamy/Alamy Stock Photos
 Unruhige Beine können den Nachtschlaf erheblich stören und zu ausgeprägter Tagesmüdigkeit führen.Wenn nachts im Liegen die Beine nicht zu Ruhe kommen wollen, sie kribbeln und schmerzen, können Restless Legs dahinterstecken. Bei leichten Beschwerden helfen oft einfache Maßnahmen wie Schlafhygiene oder Ablenkung. Doch häufig stören die unruhigen Beine den Schlaf so sehr, dass sie die Lebensqualität empfindlich einschränken. Spätestens dann kommen Medikamente zum Einsatz.

Herumlaufen statt Schlafen
Unangenehmer Bewegungsdrang in den Beinen, gepaart mit Missempfindungen und Schmerzen: Das sind die Hauptbeschwerden beim Restless-Legs-Syndrom (RLS). Die störenden Empfindungen sind vielfältig, sie reichen von Jucken, Kribbeln, Ziehen und Reißen bis zu starken Schmerzen. Sie treten vor allem im ruhigen Sitzen oder Liegen auf, also z.B. abends vor dem Fernseher oder nachts im Bett.

Typisch ist, dass Bewegung und Aktivität die Beschwerden lindern. Stark Betroffene müssen dann immer wieder aufstehen und herumlaufen, was den Schlaf stört. Das hat viele Folgen. Zum einen fördern Schlafstörungen Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem führt schlechter Schlaf zu Tagesmüdigkeit, was wiederum die Lebensqualität einschränkt. Dabei leidet das soziale Leben nicht nur durch die RLS-bedingte Erschöpfung. Der teils unstillbare Bewegungsdrang macht manchen Betroffenen Konzert- oder Theaterbesuche unmöglich, ebenso werden Flugreisen erschwert. Das kann so weit führen, dass sich die Patient*innen ganz aus dem geselligen Leben zurückziehen.

Tipp: Nicht immer wachen die Patient*innen durch ihre unruhigen Beine auf. Bei manchen macht sich das RLS auch dadurch bemerkbar, dass im Schlaf die Beine oder Füße zucken. Wenn dies von der Bettpartner*in bemerkt wird, sollte man ein mögliches RLS bei der Ärzt*in abklären lassen.

Warum die Beine nicht zur Ruhe kommen
Die Erkrankung Restless Legs ist zwar nicht so bekannt wie die Migräne, aber ebenso häufig: Bis zu 10% der Bevölkerung sollen davon betroffen sein, vor allem Frauen im mittleren Lebensalter. Zum Glück sind bei den meisten die Beschwerden mit allgemeinen Maßnahmen beherrschbar. Doch immerhin bis zu 5% der Patient*innen benötigen Medikamente, um ihre Beine zur Ruhe zu bringen.

Die Ursache der neurologischen Erkrankung ist nicht bekannt. Expert*innen vermuten Stoffwechselstörungen im Gehirn, betroffen sein sollen der Eisenstoffwechsel und das Dopaminsystem. Offenbar ist auch die genetische Veranlagung wichtig. Inzwischen wurden verschiedene Gene identifiziert, die beim RLS eine Rolle spielen. Außerdem hat etwa die Hälfte der Betroffenen Verwandte mit den gleichen Beschwerden.

In einigen Fällen treten Restless Legs auch mit anderen Erkrankungen zusammen auf. Dazu gehören die Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) und Polyneuropathien (Erkrankungen von Nervenfasern). Medikamente können ebenfalls RLS-Beschwerden auslösen, allen voran Antipsychotika, Antidepressiva und Metoclopramid.

Hinweis: Das RLS entwickelt sich manchmal auch im Rahmen einer Schwangerschaft. Meist bilden sich die Beschwerden nach der Entbindung wieder zurück.

Checkliste und L-Dopa-Test
Bei oben genannten Beschwerden ist es wichtig, die Hausarztpraxis aufzusuchen. Zur Vorbereitung kann man die RLS-Checkliste der Deutschen Restless-Legs-Vereinigung aus dem Internet ausdrucken und die darin gestellten zehn Fragen vorab beantworten. Das hilft der Ärzt*in bei der Abklärung, ob es sich bei den Beschwerden um ein RLS handelt. Neben der Krankengeschichte wird zur Diagnose häufig der sogenannte L-Dopa-Test herangezogen.

Beim L-Dopa-Test nimmt die Patient*in einmal abends L-Dopa und einen Decarboxylasehemmstoff ein. Gehen die Missempfindungen zurück, handelt es sich um ein RLS. Allerdings schließt ein Nicht-Ansprechen ein RLS nicht sicher aus - in solchen Zweifelsfällen hilft eine Untersuchung im Schlaflabor weiter.

In unklaren Fällen muss die Ärzt*in andere Krankheiten mit Beinschmerzen, Kribbeln oder Bewegungsdrang ausschließen. Dazu gehören beispielsweise die Spinalkanalstenose (eine Verengung des Wirbelkanals), Gelenkentzündungen, Venenerkrankungen oder Durchblutungsstörungen.

Ist ein RLS diagnostiziert, muss geklärt werden, ob zusätzlich eine begünstigende Erkrankung vorliegt. Bei einem entsprechenden Verdacht decken Laboruntersuchungen Eisenmangel, Nierenschwäche und andere Erkrankungen auf. Neurologische Spezialuntersuchungen kommen einer möglichen Nervenerkrankung auf die Spur.

Hinweis: Besonders wichtig bei der Diagnostik ist die ausführliche Medikamentenanamnese, d.h. die Abfrage, welche Arzneien die Patient*in einnimmt. Einige Wirkstoffe sind bekannt dafür, dass sie zu RLS-Symptomen führen oder diese verstärken. Dazu gehören Cimetidin, Flunarizin, Lithium und andere Antidepressiva sowie Antipsychotika wie Haldol, Clozapin und Risperidon.

Schlafhygiene, Eisen und Bewegung
Behandelt werden beim RLS sowohl die Symptome als auch – sofern gefunden - die Ursache. Liegt z.B. eine begleitende Erkrankung vor, muss diese therapiert werden. Sind Medikamente der Auslöser, wird die Ärzt*in diese absetzen bzw. ersetzen.

Zur Linderung der Beschwerden empfehlen Expert*innen zunächst eine Eisensubstitution. Bei leichteren Missempfindungen und niedrigen Ferritinwerten (? 75 µg/l Blut) erfolgt die Eisengabe oral. Ein schweres RLS mit eingeschränkter Lebensqualität sowie eine Transferrinsättigung <20% im Blut erfordern die intravenöse Gabe. Meist werden einmal 1000 mg oder zweimal 500 mg innerhalb einer Woche verabreicht.

Zusätzlich unterstützen folgende allgemeine Maßnahmen die Therapie:

Schlafhygiene verbessern. Dazu gehören ein dunkler, ruhiger und angenehm temperierter Schlafraum und eine gute Matratze. Abends sollten Aufregungen (aufwühlende Filme, belastende Nachrichten) und anstrengender Sport gemieden werden. Stattdessen helfen Rituale, die immer dem gleichen Rhythmus folgen. Etwa ein Abendspaziergang, ein Tee oder ein warmes Bad. Beruhigende Ernährung. Lebensmittel mit raffiniertem Zucker oder kohlensäurehaltige Getränke wirken ungünstig auf ein RLS und sind deshalb zu reduzieren. Aufputscher meiden. Betroffene berichten häufig, dass Alkohol, Kaffee, Cola und Rauchen die Beschwerden verschlimmern. Expert*innen empfehlen, nach 15 Uhr kein Koffein und ab vier Stunden vor dem Zubettgehen keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Raucher*innen sollten versuchen, sich das Rauchen abzugewöhnen. Körperliche Bewegung. Regelmäßige körperliche Aktivitäten, bei den die Beine beansprucht werden, können sich auf ein RLS positiv auswirken. Allerdings sollte man am Vormittag oder frühen Nachmittag Sport treiben. Spätere Anstrengungen können das RLS triggern. Ablenkung. Wenn die Beschwerden abends vor dem Zubettgehen auftreten, helfen Ablenkung durch Hobbys, Spiele oder Basteln. Beim Fernsehen profitieren manche Patient*innen von Handarbeiten wie Stricken oder Häkeln. Bettfahrrad. Niereninsuffiziente Patient*innen entwickeln häufig während ihrer Dialyse RLS-Symptome. Ihnen hilft es, wenn sie während der Dialyse ein Bettfahrrad benutzen.

Hinweis: Vorsicht mit Entspannungsübungen. Es gibt Hinweise, dass autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen die RLS-Beschwerden verschlechtern können. Wer dies nach Entspannungseinheiten bemerkt, sollte darauf lieber verzichten.

Wann Medikamente ran müssen
In manchen Fällen bleiben die Beschwerden trotz allgemeiner Maßnahmen und Eisengabe bestehen. Ist der Leidensdruck groß, sind im Gehirn wirkende Medikamente angezeigt. Dabei müssen jedoch die teils ausgeprägten unerwünschten Wirkungen der Medikamente bedacht und frühzeitig erkannt werden, um darauf zu reagieren.

Dopaminagonisten. Als Mittel der ersten Wahl gelten Dopaminagonisten. Sie werden eineinhalb bis zwei Stunden vor dem üblichen Beginn der Beschwerden eingenommen (Pramipexol oder Ropinirol) oder als Pflaster (Rotigotin) täglich neu aufgeklebt. Dabei verordnet die Ärzt*in die niedrigst wirksame Dosis, um eine sog. Augmentation zu vermeiden. Diese typische Komplikation der dopaminergen Therapie zeigt sich darin, dass die Beschwerden mit der Zeit deutlich früher beginnen, sich auf andere Körperteile ausbreiten, zunehmen oder die Wirkung der dopaminergen Substanz nachlässt.

Dopaminagonisten haben weitere Nebenwirkungen, die Patient*innen kennen müssen. In den ersten Wochen der Behandlung kann es zu Übelkeit, Schwindel und Benommenheit kommen. Bleiben diese unerwünschten Wirkungen bestehen, muss die Ärzt*in das Präparat absetzen oder austauschen. Eine weitere ernstzunehmende Nebenwirkung sind Impulskontrollstörungen, die bei jeder vierten Betroffenen auftreten. Dabei handelt es sich z. B. um Spiel- und Kaufsucht, zwanghaftes Essen und eine Steigerung der Libido. Kommt es dazu, muss die behandelnde Ärzt*in informiert und der Dopaminagonist ebenfalls abgesetzt werden.

Nach ärztlicher Rücksprache sofort abgesetzt wird der Dopaminagonist, wenn die Patient*in nachts wacher ist als ohne Therapie und die Tagesmüdigkeit erheblich zunimmt. Das Gleiche gilt, wenn es am Tag zu Schlafattacken kommt, die das Autofahren unmöglich machen.

Gabapentinoide. Pregabalin und Gabapentin sind wirksam gegen RLS-Beschwerden, in Deutschland dafür aber nicht zugelassen. Ihr Off-Label-Einsatz gilt den aktuellen Leitlinien zufolge als gerechtfertigt, wenn Dopaminagonisten z.B. aufgrund von Impulskontrollstörungen nicht gegeben werden können oder die Schmerzen besonders ausgeprägt sind. Vor allem bei älteren Patient*innen führen Gabapentinoide allerdings zu Schwindel, Gangstörungen, Benommenheit und Sehstörungen.

Opioide. Die Kombination von Oxycodon und Naloxon gilt als sicher und effektiv bei der Behandlung des RLS. Sie ist als zweite Wahl zugelassen, d.h. wenn andere Therapien versagt haben oder aufgrund von Nebenwirkungen nicht möglich sind. Neben unerwünschten Wirkungen wie Schwitzen, Juckreiz, Müdigkeit und Benommenheit droht bei chronischer Einnahme von Opioiden eine körperliche und psychische Abhängigkeit.

Neben diesen Wirkstoffen empfiehlt die RLS-Leitlinie zur Behandlung zwei nicht-medikamentöse Verfahren. So bessert die regelmäßige Bestrahlung der Beine mit Infrarotlicht die Beschwerden. Dahinter steckt vermutlich die Wirkung von Stickstoffmonoxid auf die Gefäße. Auch die transkutane spinale Gleichstromstimulation soll RLS-Beschwerden bessern. Dabei werden über der Wirbelsäule zwei Flächenelektroden aufgeklebt und niedrig dosierte Ströme appliziert.

Hinweis: Immer wieder werden auch Cannabinoide, Magnesium oder Benzodiazepine zur Behandlung des RLS vorgeschlagen. Aufgrund fehlender Wirknachweise empfiehlt die Leitlinie diese Therapien bisher nicht. Das Gleiche gilt für Laser- und Kältetherapien, Akupunktur und die pneumatische Kompression der Beine.

Quellen: Leitlinie, Deutsche Restless Legs Vereinigung

Süßstoff in der Diskussion: Gefahr fürs Herz?

Quelle: apotheken.de | 06.04.2023 | mauritius images/Westend61/zerocreatives
 Süßstoffe geraten immer wieder in die Diskussion. Bei Erythrit gibt es Hinweise darauf, dass er Kreislauf-Erkrankungen begünstigt.Süßstoffe sind beliebt, immerhin lässt sich mit ihnen so einiges an Kalorien einsparen. Doch offenbar sind sie nicht unbedenklich. Für den Zuckerersatzstoff Erythrit gibt es Hinweise, dass er Schlaganfälle und Herzinfarkte begünstigen könnte.

Mehr kardiovaskuläre Ereignisse mit Erythrit im Blut
Nicht nur Tee und Kaffee, auch immer mehr industrielle Lebensmittel und Erfrischungsgetränke werden kalorienarm mit Zuckerersatzstoffen gesüßt. Doch die Süßstoffe sind wegen gesundheitlicher Bedenken regelmäßig in der Diskussion. Aktuell steht Erythrit in der Kritik: Der Zuckerersatz soll dem Herz-Kreislauf-System schaden.

So zeigte sich in einer Studie mit über 1000 Teilnehmer*innen, dass diejenigen, die innerhalb von drei Jahren ein kardiovaskuläres Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hatten, vermehrt Erythrit im Blut aufwiesen. In zwei anderen Studien hatten die Personen mit den höchsten Erythritwerten ein um bis zu 121% gesteigertes Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse im Vergleich zu denjenigen mit den niedrigsten Blutkonzentrationen.

Verstärkte Thromboseneigung
Die Ursache liegt womöglich in einer verstärkten Thromboseneigung. Verschiedenen Untersuchungen zufolge scheint Erythrit die Aktivität der Thrombozyten zu erhöhen. Die dafür erforderlichen Blutkonzentrationen entstehen schon nach dem Genuss eines mit 30 g Erythrit gesüßten Getränks, wie ein Versuch mit acht Freiwilligen ergab.

Nach diesen Ergebnissen könnte Erythrit durchaus das Thromboserisiko steigern. Das ist doppelt problematisch, betonen Expert*innen. Denn künstlich gesüßte Lebensmittel werden vor allem von Diabetiker*innen und Übergewichtigen konsumiert – und die haben schon durch ihre Erkrankung ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und Gefäßverstopfungen.

Langzeitstudien gefordert
Bisher wurde Erythrit von den Behörden als sicher eingestuft. Immerhin kommt die Substanz auch in Früchten vor und wird vom Körper selbst produziert. Doch die Mengen dabei sind um ein Vielfaches geringer als in Lebensmitteln, denen der Süßstoff zugesetzt wird. Zudem waren nur Kurzzeitstudien Grundlage dieser Beurteilung, heben Kritiker*innen hervor. Um herauszufinden, ob Erythrit langfristig Schäden hervorruft, sind Langzeitstudien unumgänglich.

Quelle: Springer Medizin

Ödeme

Quelle: apotheken.de | 13.08.2008 | tnkorn yangaun/Shutterstock.com
 Typisch für ein Ödem: Nach langem, festen Eindrücken der Haut verbleibt eine Delle.5

Ödeme (Wassereinlagerungen, Wassersucht): Ansammlungen wässriger Flüssigkeit im Gewebe mit (meist) sichtbaren Schwellungen an der Hautoberfläche, die nicht gerötet und nicht schmerzhaft sind. Sie treten lokal begrenzt oder über den ganzen Körper verteilt (generalisiert) auf. Ödeme sind keine Krankheit an sich, sondern Begleiterscheinung einer zugrunde liegenden, eventuell schweren Erkrankung. Wird diese therapiert, verschwinden die Ödeme meist wieder. Um die Ausscheidung der Flüssigkeit aus dem Gewebe zu unterstützen, verordnen die Ärzte häufig Entwässerungstabletten (Diuretika).

Ödeme in Armen und Beinen nennt der Arzt periphere Ödeme. Dazu gehört auch die spezielle Form der Ödeme, das Lymphödem. Im Gegensatz zu den in diesem Beitrag besprochenen peripheren Ödemen gibt es auch die bedrohlichen inneren Ödeme wie Hirnödem, Lungenödem, Aszites und Pleuraerguss (siehe jeweils dort).

Symptome und Leitbeschwerden

Geschwollene Knöchel, Schwellungen an den Schienbeinen oder im Gesicht (je nach Ursache) Bei bettlägerigen Patienten: Schwellung der Steißbeinregion Rasche Gewichtszunahme Manchmal nächtliches Wasserlassen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn
sich die Ödeme nicht über Nacht von selbst zurückbilden.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung
Bei einem ausgeglichenen Wasserhaushalt herrscht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Flüssigkeitsausstrom aus den |Kapillaren und dem Flüssigkeitseinstrom in diese hinein, d. h. es tritt Flüssigkeit im gleichen Maße in das umliegende Gewebe aus (Filtration) wie aus dem Gewebe in die Kapillaren zurückströmt (Reabsorption). Pro Tag gelangen circa 20 Liter Flüssigkeit durch die Kapillarwände in das umgebende Gewebe, 18 Liter davon fließen direkt über die Venen wieder in das Gefäßsystem und 2 Liter strömen indirekt durch das Lymphsystem zurück. Bei Ödemen ist dieses Verhältnis gestört und es tritt zuviel Flüssigkeit aus den Kapillaren aus. Die Flüssigkeit kann nicht vollständig zurückströmen und sammelt sich daher als Ödem im Gewebe.

Ursachen und Risikofaktoren
Es gibt viele Ursachen, warum sich Flüssigkeiten in das Gewebe einlagern. Oft kommen sie auch kombiniert vor. Typische zugrunde liegende Mechanismen sind hierbei:

Erhöhung des hydrostatischen Drucks, d. h. der nach außen gerichteten Kräfte des Bluts auf die Kapillarwände. Durch den erhöhten Druck wird Flüssigkeit aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe gepresst. Typische Beispiele dafür sind Ödeme bei |Herzinsuffizienz, hier staut sich das Blut vor dem Herzen, nach |venösen Thrombosen oder bei chronisch venöser Insuffizienz Erniedrigung des kolloidosmotischen Drucks, da zu wenig Eiweiß (Albumin) im Blut ist, z. B. beim |nephrotischen Syndrom oder der |Leberzirrhose. Beim Gesunden sorgen die kleinen Eiweißbausteine im Blut für ein ausgeglichenes Druckverhältnis zwischen Kapillaren und angrenzendem Gewebe, sie halten die Flüssigkeit sozusagen im Gefäß. Ist zu wenig Albumin vorhanden, wandert die nicht gehaltene Flüssigkeit in das Gewebe ab Verringerte Wasserausscheidung durch eine verminderte Nierendurchblutung, z. B. bei einer Pumpschwäche des Herzens (Herzinsuffizienz) Erhöhte Durchlässigkeit der Kapillarwände, beispielsweise bei |Allergien oder Entzündungen Störung des Abflusses der |Lymphe, wenn die Lymphbahnen verlegt sind, z. B. infolge von Tumoren (Lymphödem) Medikamente wie Kortison, |Antidepressiva oder Kalziumantagonisten bringen manchmal die Bildung von Ödemen mit sich.

1921_GTV_Herzinsuffizienz_Oedeme_Fuss.jpg|Ödeme, vor allem an den Unterschenkeln und Füßen, sind häufig Zeichen einer Herzinsuffizienz. Eine eingedrückte Stelle, wie der Daumenabdruck auf dem Fuß, bleibt eine Zeit lang sichtbar und geht nur langsam zurück. |[GTV 1921]

Lokalisation und Verlauf
Der Arzt unterscheidet zwischen generalisierten und lokalisierten sowie akuten und chronischen Ödemen. Typisch für ein generalisiertes Ödem ist z. B. der Eiweißmangel, da die Eiweißbausteine im Blut über den gesamten Körper verteilt fehlen. Typisch für ein lokalisiertes Ödem sind z. B. angeschwollene Lippen bei einer Nahrungsmittelallergie.

Akute generalisierte Ödeme treten auf bei akuter Herzinsuffizienz und akutem Nierenversagen Chronische generalisierte Ödeme treten auf bei chronischer Herzinsuffizienz, chronischer Niereninsuffizienz, Leberzirrhose Akute lokalisierte Ödeme treten auf bei allergischen Reaktionen (z. B. das Quincke-Ödem, bei Verbrennung oder Entzündung Chronische lokalisierte Ödeme treten auf beim Lymphödem, chronisch venöser Insuffizienz, postthrombotischen Syndrom.

Diagnosesicherung

Ödeme erkennt der Arzt leicht anhand der charakteristischen Schwellungen. Zur Behandlung muss er nach der zugrunde liegenden Erkrankung fahnden und diese entsprechend therapieren.

Dazu veranlasst er Blutuntersuchungen, um eine Nierenschädigung bzw. Störungen im Vitamin- und Mineralstoffhaushalt auszuschließen (Übersicht zu |Vitaminen und |Mineralstoffen). Es folgen Urinuntersuchungen, um ein mögliches |nephrotisches Syndrom zu identifizieren. Eine |Flüssigkeitsbilanz ist notwendig, um herauszufinden, ob mehr Flüssigkeit aufgenommen als ausgeschieden wird.

Außerdem röntgt der Arzt auch den Brustkorb, um Herz und Lunge zu prüfen und innere Ödeme nicht zu übersehen (|Pleuraerguss). Per Ultraschall betrachtet er den Bauchraum, um eine Bauchwassersucht, |Aszites, sowie eine |Leberzirrhose auszuschließen. Ergänzend prüft er die Herzleistung mit einer |Echokardiografie.

Weitere Untersuchungen hängen davon ab, welche |Verdachtsdiagnose der Arzt nach der anfänglichen Untersuchung stellt.

Differenzialdiagnose. Angeschwollene Gliedmaßen finden sich z. B. auch bei der tiefen Beinvenenthrombose, bei inneren Hämatomen oder beim Lipödem.

Behandlung

Ödeme verschwinden in der Regel bei Behandlung der auslösenden Ursache von selbst. Das trifft vor allem auf akute lokalisierte Ödeme im Rahmen von Verbrennungen, Entzündungen oder allergischen Reaktionen zu. Auch bei den chronischen Ödemen steht die Therapie der Grunderkrankung, z. B. des |Nierenversagens oder der Herzinsuffizienz im Mittelpunkt. Häufig muss der Arzt das Ausschwemmen der Flüssigkeit jedoch zusätzlich mit verschiedenen Maßnahmen unterstützen.

Bei ausgeprägten Ödemen verabreicht der Arzt Medikamente zur Entwässerung (Diuretika), um die angestauten Flüssigkeitsansammlungen aus dem Gewebe auszuschwemmen. Diese sind sehr wirksam und auch nebenwirkungsarm, sodass sie oft auf Dauer verordnet werden, und zwar gerade dann, wenn sich die Ödemursachen nicht beseitigen lassen, z. B. bei |Herzinsuffizienz. Gelegentliche Elektrolytkontrollen (Blutuntersuchung auf Natrium, Kalium und Chlorid) sind jedoch erforderlich. Ödeme, die als Begleiterscheinung von |tiefen Beinvenenthrombosen auftreten, behandelt man mit Kompressionsstrümpfen. Ist der Eiweißgehalt an Albumin im Blut sehr gering, verabreicht der Arzt je nach Ursache des Eiweißmangels Infusionen mit Albumin. Beim Lymphödem sind vor allem Hochlagern, Kompression und Lymphdrainage angesagt (Näheres zur Therapie unter Lymphödem).

Für Patienten mit Ödemen besteht generell ein erhöhtes Risiko für Thrombosen, daher verordnet der Arzt häufig gerinnungshemmende Medikamente.

Ihr Apotheker empfiehlt

Leichtere, venöse Ödeme während der Schwangerschaft und kurz vor der Monatsblutung haben keinen Krankheitswert. Auch venöse Ödeme durch langes Stehen sind meist harmlos und bilden sich nach längerem Liegen wieder zurück (z. B. über Nacht). Sollte dies nicht eintreten, suchen Sie Ihren Hausarzt auf, denn das Ödem weist auf eine Störung im Wasserhaushalt hin und kann Folge einer ernstzunehmenden Erkrankung sein.

Was Sie selbst tun können
Hat Ihnen der Arzt Kompressionsstrümpfe verordnet, tragen Sie diese – auch wenn es unbequem ist. Wechseln Sie häufig die Position der Beine, lagern sie sie zwischendurch immer mal wieder hoch, um bei Beinschwellungen den Abfluss aus dem Gewebe zu verbessern.

Wenn Sie Diuretika einnehmen
Überprüfen Sie anfangs täglich, später mindestens wöchentlich Gewicht und Blutdruck (zur Kontrolle des Wasserverlusts). Nehmen Sie die Tabletten am besten morgens ein, um die Nachtruhe so wenig wie möglich zu stören. Achten Sie auf Nebenwirkungen – besonders auf Herzstolpern und Muskelkrämpfe. Achten Sie bei sei starkem Schwitzen, Fieber oder Durchfall auf eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und Elektrolyten. Halten Sie die mit dem Arzt besprochene Trinkmenge sorgfältig ein. Für Diabetiker: Kontrollieren Sie zu Beginn der Therapie mit Diuretika den Blutzucker häufiger – Diuretika können den Glukosespiegel im Blut erhöhen. Vorsicht mit Lakritz: Ein sehr hoher Lakritzkonsum kann die Wirkung von Diuretika steigern und zu einem Kaliummangel führen. Nehmen Sie Kalium- und Vitamin-D-Präparate nur in Absprache mit dem Arzt ein.

Komplementärmedizin
Pflanzenheilkunde. Eine Reihe von Studien belegen, dass Rosskastaniensamenextrakt zur Behandlung von Ödemen bei chronisch venöser Insuffizienz effektiv ist, vor allem wenn die Anwendung über mehrere Monate erfolgt. Verfügbar sind standardisierte Fertigpräparate zur Einnahme (z. B. Aescorinforte® Kapseln, Aescusan® Filmtabletten, Perivar® Rosskastanien Retardtabletten). Für Patienten, die Rosskastaniensamen nicht vertragen, sind eventuell Fertigarzneien auf der Basis von Mäusedornwurzel (z. B. Phlebodril mono® Kapseln) eine Alternative.

Nitrospray richtig anwenden: Bei Brustenge und Herzschmerzen

Quelle: apotheken.de | 23.03.2023 | mauritius images/BSIP/B.Boissonnet
 Kommt es bei körperlicher Anstrengung zu Angina-pectoris-Anfällen, hilft Glyceroltrinitrat in Form von Spray oder Kapseln schnell.Wer unter Angina-pectoris-Anfällen leidet, hat meist ein Notfallmedikament als Spray oder Kapsel dabei. Das darin enthaltene Nitrat hilft schnell gegen Brustenge und Herzschmerz. Voraussetzung ist allerdings, dass man es richtig anwendet.

Brustenge durch verengte Gefäße
Auslöser von Angina-pectoris-Anfällen sind Durchblutungsstörungen des Herzens. Die beruhen meist auf einer koronaren Herzkrankheit, d.h. auf einer „Verkalkung“ der Herzkranzgefäße. Muss das Herz aufgrund von körperlicher oder psychischer Anstrengung mehr arbeiten, transportieren die verengten Gefäße nicht mehr ausreichend Sauerstoff in die Herzmuskelzellen. Es kommt zu schmerzhaften Durchblutungsstörungen, den Angina-pectoris-Anfällen.

Nitrate sorgen dafür, dass sich die Gefäße weiten. Dadurch wird die Durchblutung verbessert und das Herz entlastet. Glyceroltrinitrat, ein Abkömmling der Nitrate, wirkt innerhalb von Sekunden bis Minuten und wird daher als Notfallmedikament gegen Angina pectoris eingesetzt. Es kommt in zwei Darreichungsformen zum Einsatz: als Spray und als Kapseln zum Zerbeißen.

Nitrospray nicht in die Hosentasche
Folgende Anwendungshinweise sind beim Nitrospray zu beachten:

Immer im Sitzen verwenden. Der Wirkstoff kann den Blutdruck senken und dadurch zu Benommenheit führen. Kappe von der Flasche abziehen und diese senkrecht mit dem Sprühkopf nach oben halten. Öffnung des Sprühkopfs nah an den Mund halten, Zunge anheben und Wirkstoff unter die Zunge sprühen. Dort wird der Wirkstoff besonders gut über die Schleimhaut aufgenommen. Während des Sprühens den Atem anhalten. Auf diese Weise wird die Flüssigkeit nicht eingeatmet, sondern von der Mundschleimhaut aufgenommen. Je nach Stärke der Beschwerden ein bis drei Sprühstöße im Abstand von 30 Sekunden abgeben. Bleiben die Beschwerden bestehen, kann nach zehn Minuten erneut gesprüht werden. Bessern sich die Beschwerden nach insgesamt 20 Minuten nicht, über 112 den Notdienst rufen!

Wichtig beim Nitrospray ist zudem, dass man am besten zwei davon vorhält. Eins sollte man immer bei sich tragen, das andere auf den Nachttisch stellen – denn viele Angina-pectoris-Anfälle treten nachts auf. Bei sich tragen heißt übrigens nicht in der Hosentasche, denn dort ist es zu warm. Um effektiv zu wirken, darf das Spray Temperaturen über 25° C nicht ausgesetzt werden. Die Jackentasche oder die Handtasche sind deshalb als Aufbewahrungsort besser geeignet.

Kapselinhalt möglichst lange im Mund behalten
Glyceroltrinitrat gibt es auch als Weichkapsel. Diese wird bei einem Angina-pectoris-Anfall in den Mund genommen und zerbissen. Der Inhalt sollte möglichst lange im Mund verbleiben, damit der Wirkstoff über die Schleimhaut aufgenommen wird. Die Kapselhülle darf danach verschluckt oder ausgespuckt werden. Kommt es nach 10 Minuten nicht zu einer Besserung von Brustdruck und Herzschmerz, kann man eine zweite Kapsel zerbeißen. Wirkt auch diese nicht, muss der Notruf gewählt werden.

Quelle: ptaheute

So kommen Beinvenen in Schwung: Für alle, die viel stehen müssen

Quelle: apotheken.de | 22.03.2023 | mauritius images/Felix Vogel/imageBROKER
 Langes Stehen in unbequemen, hohen Schuhen ist Gift für die Beinvenen.Wer beruflich viel stehen muss, mutet seinen Beinvenen einiges zu. Mit den richtigen Schuhen und Strümpfen, kalten Duschen und einfachen Übungen lässt sich die Venengesundheit fördern.

Muskelpumpe stärkt Gefäße
Beinvenen haben eine schwere Aufgabe: Sie müssen dafür sorgen, dass das Blut von den Füßen bis ins Herz transportiert wird. Maßgeblich sind dabei die Spannkraft der Venenwand und die in den Venen vorhandenen Klappen. Letztere bewirken, dass das Blut nicht wieder zurück nach unten sackt. Unterstützt werden die Venen beim Bluttransport außerdem durch die Wadenmuskeln. Sie üben beim Bewegen Druck auf die Venen aus und helfen dadurch, das Blut nach oben zu pumpen. Den Vorgang nennt man deshalb auch „Muskelpumpe“.

Bei langem Herumstehen steht auch die Muskelpumpe still. Oft schaffen es die Beinvenen dann nicht, das Blut ausreichend weiter zu transportieren. Durch den Stau weiten sich die Venenwände, die Klappen können nicht mehr richtig schließen, und das Blut sackt nach unten. Wenn der Druck in den Venen größer wird, tritt Flüssigkeit ins umliegende Gewebe. Es entstehen Ödeme an Füßen und Unterschenkeln – typische Zeichen einer Venenschwäche.

Übungen fürs Büro und Zuhause
Doch dagegen lässt sich vorbeugend einiges tun. Das wichtigste ist reichlich Bewegung. Als Sport besonders geeignet sind Radfahren, Schwimmen und Walken. Im Alltag kann man strapazierte Venen zusätzlich so entlasten:

Bequeme, flache Schuhe tragen. Evtl. Kompressionsstrümpfe anziehen (die gibt es inzwischen auch in modischeren Modellen als früher). Langes Stehen auf der Stelle vermeiden. Wenn möglich, in den Arbeitspausen die Füße hochlegen oder zügig zehn Minuten gehen.

Spezielle Übungen bringen die unterstützende Muskelpumpe in Schwung. Sie lassen sich oft zwischendurch unterbringen, z.B. in der Pause, beim Gang zur Toilette oder beim Händewaschen:

Auf beide Zehenspitzen stellen und 5 Sekunden halten. 10 Mal wiederholen. Im Stehen abwechselnd rechte und linke Ferse bis in den Zehenstand anheben und wieder abstellen. Gehend oder auf der Stelle tretend abwechselnd das rechte und das linke Knie bis zu einem Winkel von 90° heben und wieder absetzen. Barfuß auf den vorderen Teil eines Tuchs stellen. Mit den Zehen den Rest des Tuchs heranholen. Waden regelmäßig dehnen.

Kalte Dusche freut die Venen
Daneben beugen schon einfache Verhaltensregeln Venenerkrankungen vor. So sollte man lieber laufen und liegen statt sitzen und stehen und so oft wie möglich barfuß gehen. Wärme ist Gift für gestresste Venen, Sonnen- und heiße Wannenbäder sind deshalb zu vermeiden. Wer dagegen seine Beine und Füße regelmäßig von unten nach oben kühl abduscht, tut den Gefäßen Gutes. Und last but not least: Übergewicht macht Beinvenen zusätzlich Druck. Wer darunter leidet, sollte nicht zuletzt aus Rücksicht auf die Gefäße ein paar Pfunde abspecken.

Quelle: ptaheute

Nachsalzen gefährdet das Herz: Mehr Disziplin am Tisch

Quelle: apotheken.de | 15.03.2023 | mauritius images/Astrakan Images
 Wer gesund leben möchte sollte auf das Nachsalzen besser verzichten.Nachsalzen beim Essen erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das trifft auch für Menschen zu, die sich gesund ernähren.

Mehr Herzinfarkte und Schlaganfälle
Eine salzreiche Ernährung treibt den Blutdruck in die Höhe und schadet den Gefäßen. In der Konsequenz drohen Herzinfarkt und Schlaganfall. Zur Vorbeugung reicht es offenbar nicht, auf die besonders salzhaltigen industriellen Nahrungsmittel und Fastfood zu verzichten. Auch das Nachsalzen bei Tisch sollte man besser vermeiden, wie eine aktuelle Analyse von Daten aus der UK-Biobank zeigt.

Über 500 000 Teilnehmer*innen hatten darin ihren Salzkonsum bei Tisch angegeben (wie salzig die Nahrungsmittel waren, wurde nicht erhoben). 28% von ihnen salzten ihre Speisen gelegentlich nach, 12% taten dies häufig und 5% immer. Dem setzte das Forscherteam die Todesfälle und die Anzahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den neun Jahren ab Beginn der Befragung gegenüber.

Ständiges Nachsalzen kostet Lebensjahre
Menschen, die häufig nachsalzten, hatten ein um 7% erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu denjenigen, die das nie taten. Wer bei jedem Essen zum Salzstreuer griff, steigerte sein Sterberisiko sogar um 28 %. Ständiges Nachsalzen kostete zudem Lebensjahre. 50-jährige Frauen verloren dadurch 1,5 Jahre, 50-jährige Männer 2,3.

Die Forscher*innen berechneten auch, wie sich Nachsalzen auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkte. Wer häufig nachsalzte, erkrankte zu 19% seltener daran als die Immer-Salzer. Gelegentliches oder gar kein Nachsalzen reduzierte die Erkrankungsgefahr um 21% bzw. 23%. Besonders zahlte sich der Verzicht auf das Nachsalzen in Bezug auf die Herzinsuffizienz aus. Auf die koronare Herzkrankheit oder Schlaganfälle hatte es weniger Einfluss.

Spezialdiät verliert ihre Wirkung
Unabhängig von der Ernährung scheint Nachsalzen ungünstig für Herz und Gefäße zu sein, betonen die Autor*innen. Wer zur Vorbeugung von Bluthochdruck spezielle Diäten einhält (z.B. die DASH-Diät) sollte ebenfalls den Salzstreuer stehen lassen, um den Vorteil der Diät nicht durch Nachsalzen zu verlieren.

Quelle: Ärzteblatt