Herz, Gefäße, Kreislauf

Morgens oder abends schlucken?: Mittel gegen hohen Blutdruck

Quelle: apotheken.de | 13.11.2023 | Photoroyalty/shutterstock.com
 Blutdrucksenker darf man morgend oder abends nehmen – Hauptsache, immer zur gleichen Zeit.Lange hieß es, Blutdrucksenker sollten morgens eingenommen werden. Dann wurde wieder zur abendlichen Einnahme geraten. Was stimmt denn nun?

Weniger Schlaganfälle durch abendliche Blutdrucksenkung
2019 machte eine spanische Studie zur Blutdrucksenkung Furore. 19.000 Hochdruckpatient*innen hatten daran teilgenommen. Die eine Hälfte nahm ihren Blutdrucksenker abends, die anderen morgens ein. In den sechs Jahren der Studie hatten diejenigen, die ihre blutdrucksenkende Medikation vor dem Zu-Bett-Gehen schluckten, ein deutlich verringertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herztod. Grund genug, Hypertoniker*innen die abendliche Tabletteneinnahme zu empfehlen.

Zweifel am Studienaufbau
Doch schon damals gab es Zweifel an der gefeierten Studie. Expert*innen kritisierten beispielsweise den Studienaufbau. Außerdem waren die Blutdruckunterschiede in den beiden Einnahmegruppen eigentlich zu gering, um die deutlichen Unterschiede bei der Anzahl der Herzerkrankungen zu erklären. Britische Forscher*innen starteten deshalb eine Untersuchung mit rund 21.000 Hochdruckkranken, von denen ebenfalls die eine Hälfte ihre Blutdrucksenker morgens, die andere abends einnahm.

In beiden Gruppen erwies sich die Anzahl der Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herzinfarkt oder Schlaganfall als gleich. Auch die Zahl der gefäßbedingten Todesfälle unterschied sich nicht. Ob morgendliche oder abendliche Einnahme der Blutdrucktabletten, in puncto Herzgesundheit war keine Einnahmezeit besser als die andere, betonen die Autor*innen.

Tageszeit egal – Hauptsache einnehmen
Die eigentliche Botschaft dieser Studie ist einfach: Patient*innen sollen ihre Blutdrucksenker zwar immer zum selben Zeitpunkt nehmen – ob aber nun morgens oder abends, spielt keine Rolle. Das wichtigste ist, dass die Tabletten überhaupt eingenommen werden.

Denn weil ein hoher Blutdruck nicht schmerzt, lässt jede zweite Blutdruckpatient*in nach zwei Jahren die Blutdrucksenker wieder weg. Und bringt damit unwissentlich Herz, Niere und Gehirn in Gefahr.

Quelle: Ärztezeitung, The Lancet

Herzinsuffizienz, chronische

Quelle: apotheken.de | 17.09.2008 | CHOTE BKK/Shutterstock.com
 Eine chronische Herzinsuffizienz macht sich oft durch Atemnot bei körperlicher Belastung bemerkbar. 4

Herzinsuffizienz (Herzschwäche): Herabgesetzte Herzleistung mit der Folge verminderter Blutversorgung von Lunge, Muskulatur und allen anderen Organen sowie mehr oder weniger eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit.

Einer Herzinsuffizienz liegen Erkrankungen des Herzens oder anderer Organe wie z. B. den Gefäßen oder der Schilddrüse zugrunde. Im Gegensatz zur rasch entstehenden akuten Herzinsuffizienz, z. B. in den ersten Stunden und Tagen nach einem |Herzinfarkt, entwickelt sich die viel häufigere chronische Herzinsuffizienz langsam, über Monate bis Jahre hinweg.

Die chronische Herzinsuffizienz ist überwiegend eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Mit 65 Jahren leiden etwa 2 % der Bevölkerung daran, bei über 80-Jährigen sind es bereits 10 %. Durch die steigende Lebenserwartung und die besseren Behandlungsmöglichkeiten von früher tödlich verlaufenden Herzerkrankungen nimmt die Häufigkeit der chronischen Herzinsuffizienz stetig zu. Von schweren Formen abgesehen sind die Behandlungsmöglichkeiten gut.

Symptome und Leitbeschwerden

Müdigkeit, Erschöpfung, Leistungsschwäche Verwirrtheit, Aufmerksamkeitsstörungen Zunehmende Atemnot oder Herzstolpern bei körperlicher Belastung wie langen Spaziergängen oder Treppensteigen |Ödeme (Flüssigkeitseinlagerungen) vor allem sichtbar an den Unterschenkeln Häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie: eingelagerte Flüssigkeit kann nachts besser ausgeschieden werden) Auffällig hervortretende Halsvenen.

Im fortgeschrittenen Stadium auch:

Atemnot oder Husten im Liegen mit Besserung nach dem Aufstehen Nächtliches Erwachen wegen Atemnot, asthma-ähnliche Atemgeräusche ("Pfeifen" bei der Ausatmung), blaue Lippen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn
die körperliche Leistungsfähigkeit beunruhigend abnimmt. bei alltagsüblicher Belastung (wie Treppensteigen über zwei Etagen) eine bisher nicht gekannte Atemnot auftritt. sich Ödeme an den Unterschenkeln mit länger anhaltenden Druckdellen im Gewebe zeigen.

Heute noch, wenn
es zu anhaltendem Herzstolpern kommt. das Atmen im Liegen schwerer fällt als im Sitzen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung
Lässt die Herzkraft nach, so wird nicht mehr genug Blut in die Schlagadern von Lungen- oder Körperkreislauf gepumpt. Zugleich staut sich das nicht weiter transportierte Blut vor dem Herzen zurück – je nach Herzkammer (Rechtsherz- oder Linksherzbelastung) mit unterschiedlichen Auswirkungen.

Linksherzinsuffizienz (Linksherzschwäche): Wenn die Pumpleistung der linken Herzkammer nachlässt, staut sich das Blut in die Lungengefäße zurück. Durch den Blutstau tritt Flüssigkeit aus den Lungengefäßen ins Lungengewebe über und es kommt zum Lungenödem ("Wasser in der Lunge"). Erkennbar wird dies an Husten und Atembeschwerden, vor allem im Liegen, mit asthma-ähnlichen Atemgeräuschen (Asthma cardiale). Die Minderdurchblutung des Körpers beeinträchtigt die Muskulatur mit der Folge von Kurzatmigkeit und Leistungsschwäche bei körperlichen Anstrengungen, in ausgeprägten Fällen färbt der Mangel an Sauerstoff die Lippen blau-violett (Zyanose).

Rechtsherzinsuffizienz (Rechtsherzschwäche): Die rechte Herzkammer befördert das venöse Blut des Körpers in den Lungenkreislauf. Wenn ihre Pumpkraft nachlässt, staut sich das Blut in den venösen Blutgefäßen des Körperkreislaufs. Bei der Rechtsherzinsuffizienz entwickeln sich in erster Linie gestaute Halsvenen, Flüssigkeitseinlagerungen in den Beinen, vor allem den Unterschenkeln (Beinödeme), eine geschwollene Leber, Bauchwassersucht (|Aszites) oder auch eine |Entzündung der Magenschleimhaut.

1919_GTV_Gestaute_Halsvene.jpg| Gestaute Halsvene, typisch für eine Rechtsherzinsuffizienz oder eine Perikarditis constrictiva |[GTV 1919]

Ursachen und Risikofaktoren:
Als Ursache für eine chronische Herzinsuffizienz kommt eine Vielzahl an Erkrankungen in Frage. Die Ärzt*in unterscheidet zum einen Grunderkrankungen des Herzens, allen voran

|Koronare Herzkrankheit |Kardiomyopathien |Herzmuskelentzündungen |Herzklappenerkrankungen |Herzrhythmusstörungen

sowie Grunderkrankungen außerhalb des Herzens, die die Herzleistung stark beeinträchtigen, darunter am häufigsten

Langjährig schlecht eingestellter |Bluthochdruck |Blutarmut Hormonstörungen der Schilddrüse, Nebenniere oder auf Ebene der Steuerhormone Medikamentennebenwirkungen (z. B. Antidepressiva, Zytostatika) Nierenfunktionsstörungen Lungenerkrankungen.

Diagnosesicherung

Der Arzt muss vor allem die auslösende Ursache für die Herzinsuffizienz finden, da hiervon die Art der Therapie abhängt. Entscheidend ist neben der Krankengeschichte der Patient*in eine sorgfältige körperliche Untersuchung. Die weitere Diagnostik umfasst:

Laborwerte zum Nachweis und zur Verlaufskontrolle einer Herzinsuffizienz. Die wichtigsten sind die natriuretischen Peptide. Das Brain natriuretic Peptide (BNP) und sein N-terminales Ende NTproBNP haben die Diagnostik der Herzinsuffizienz beschleunigt und sicher gemacht. Die |Echokardiografie zeigt Auffälligkeiten am Herzen und den angrenzenden großen Gefäßen. Die Pumpfunktion, die Blutströme im Herzen und die Herzklappen sind einfach und schnell zu beurteilen. Die Echokardiografie eignet sich auch für Verlaufskontrollen. Der |Röntgenthorax offenbart die Herzgröße und ermöglicht die Suche nach Lungenstauung, Pleuraergüssen, Verkalkungen an Herzklappen, Gefäßen oder am Herzbeutel. Das |EKG nützt bei einer chronischen Herzinsuffizienz oft wenig, weil das Ruhe-EKG nur diskrete Veränderungen zeigt und ein Belastungs-EKG unter ausreichender Belastung nicht durchführbar ist; am ehesten zeigt das Langzeit-EKG Herzrhythmusstörungen. Eine |Herzkatheteruntersuchung ist oft unvermeidbar, wenn eine KHK oder eine Erkrankung der Lungengefäße als Ursache vermutet wird. Bei Verdacht auf eine KHK hilft dem Arzt als Alternative zum Herzkatheter auch eine Stress-Echokardiografie weiter. Bei schwerer Herzinsuffizienz ist die Ergospirometrie besonders zur Beurteilung des Leistungsvermögens im Verlauf geeignet. Bei dieser Untersuchung werden Belastungs-EKG und Messung der Atemarbeit kombiniert. Mit dem Bauchultraschall untersucht der Arzt, ob eine Stauungsleber vorliegt.

Stadieneinteilung
In Abhängigkeit vom Ausmaß der Beschwerden wird nach Vorschlägen der New York Heart Association die Herzinsuffizienz in vier NYHA-Stadien eingeteilt (NYHA-Klassifikation):

Stadium I: Trotz nachweisbarer Herzerkrankung keine Beschwerden; im Alltag uneingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit Stadium II: Leistungseinschränkung und Beschwerden bei starker körperlicher Belastung (Treppensteigen über zwei Etagen, Wandern in unebenem Gelände); in Ruhe oder bei leichter Tätigkeit fühlen sich die Kranken aber wohl Stadium III: Beschwerden schon bei alltäglicher leichter körperlicher Belastung wie Gehen auf ebener Strecke; Beschwerdefreiheit in Ruhe Stadium IV: Beschwerden bereits in Ruhe; körperliche Tätigkeiten sind nicht möglich, ohne dass Beschwerden auftreten

Behandlung

Weil die Herzinsuffizienz zwar gut behandelbar, aber nicht heilbar ist, muss die Ärzt*in die optimale Medikamentenkombination unter den vielfältigen Therapiemöglichkeiten finden. Hierfür sind wiederholte Kontrolluntersuchungen notwendig. Eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung ist deshalb unabdingbar.

Basismaßnahmen
Wichtigste Basismaßnahmen sind angepasstes körperliches Training, Kontrolle von Salz- und Flüssigkeitszufuhr, Gewichtsreduktion bei Übergewicht (BMI > 30) und der Verzicht auf das Rauchen. Hilfreiche Tipps zum Umsetzen dieser Maßnahmen siehe unten unter "Was Sie selbst tun können".

Pharmakotherapie
Für die meist lebenslänglich notwendige medikamentöse Therapie bei chronischer Herzinsuffizienz gibt es eine ganze Reihe unterschiedlich wirkender Arzneimittel. Sie werden abhängig von der Grunderkrankung und dem Schweregrad eingesetzt.

ACE-Hemmer oder alternativ AT1-Blocker (Sartane) erweitern das eng gestellte Gefäßsystem. ACE-Hemmer werden als Basistherapie ab NYHA-Stadium I eingesetzt, Sartane verordnet die Ärzt*in, wenn die Patient*in ACE-Hemmer nicht verträgt. Die wichtigsten ACE-Hemmer sind Captopril, Enalapril, Fosinopril und Ramipril. Zu den bekannten AT1-Blockern gehören Candesartan, Valsartan und Losartan. Entresto® ist eine Fixkombination aus dem AT1-Blocker Valsartan und dem Neprilysin-Hemmer Sacubitril. Dadurch soll besonders das Enzyms Neprilysin gehemmt werden. Entresto® fördert die Ausscheidung von Natrium über die Nieren und verbessert die Gefäßweitung. Es wird ab dem NYHA-Stadium II als Ersatz für ACE-Hemmer empfohlen, wenn diese nicht wie gewünscht wirken. Nitrate wie Glyceroltrinitrat und Isosorbiddinitrat werden vor allem zur Behandlung von Akutsituationen eingesetzt, zum Beispiel bei einem Angina-pectoris-Anfall. In Form rasch wirksamer Sprays oder Zerbeißkapseln weiten sie innerhalb weniger Minuten die Herzkranzgefäße, sodass sich die Durchblutung des Herzens verbessert und die Druckbelastung des Herzens abnimmt. In der Langzeittherapie kommen Nitrate nur bei Unverträglichkeit der Standardmedikation zum Einsatz. Betablocker wie z. B. Bisoprolol, Carvedilol, Metoprolol beeinflussen das vegetative Nervensystem und schützen das Herz vor zu schnellem Herzschlag. Sie werden je nach Bedarf ab NYHA-Stadium II eingesetzt. Betablocker verbessern nachgewiesenermaßen die Prognose bei Herzinsuffizienz. Ivabradin senkt die Herzfrequenz. Es kommt zum Einsatz, wenn Beta-Blocker nicht vertragen werden oder trotz Betablockergabe die Herzfrequenz über 75/min bleibt. Digitalis ist ein pflanzlicher Wirkstoff, der aus dem Roten Fingerhut bzw. anderen Fingerhüten gewonnen wird, z. B. Digoxin, Digitoxin. Die richtige Dosis ist schwierig zu finden – Unterdosierungen sind wirkungslos, und Überdosierungen führen schnell zu Herzrhythmusstörungen und Vergiftungserscheinungen. Digitalis wird daher nicht mehr so häufig verordnet. Am ehesten kommt Digitalis in den NYHA-Stadien III und IV zum Einsatz, wenn der Patient einen zu schnellen Herzschlag hat, der sich mit anderen Mitteln nicht reduzieren lässt. Diuretika entwässern den Körper und führen zu einer erhöhten Urinausscheidung. Einfache Diuretika werden ab NYHA-Stadium I eingesetzt, ab NYHA-Stadium II greift der Arzt zu speziellen Aldosteronantagonisten (Spironolacton oder Eplerenon), bei denen dem Körper weniger Kalium verloren geht als bei anderen Diuretika. Aldosteronantagonisten werden zu ACE-Hemmern und Beta-Blockern dazu gegeben. Umstritten ist, ob bei chronischer Herzinsuffizienz im NYHA-Stadium III–IV auch eine Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten (z. B. mit Marcumar®) erfolgen soll, um eine Blutgerinnselbildung im Herzen zu vermeiden. Besonders gefährdet dafür sind Patienten mit sehr schlecht pumpendem Herzen.

Implantierbarer Defibrillator (ICD)
Bestehen anhaltende gefährliche Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Tachykardien), die zu plötzlichem Herztod führen können, wird die vorbeugende Versorgung mit einem speziellen defibrillierenden Herzschrittmacher (ICD) empfohlen, der diese Herzrhythmusstörungen erkennt und automatisch beendet.

Operative Behandlung
Bevor lebenslang Medikamente verordnet werden, muss der Arzt zunächst versuchen, die auslösende Grundkrankheit der |Herzinsuffizienz zu behandeln. So lässt sich eine Herzinsuffizienz bereits durch den alleinigen Einsatz eines Herzschrittmachers oder einer künstlichen Herzklappe beseitigen oder durch eine |Gefäßaufdehnung oder |Bypass-Operation deutlich bessern.

Ist die Pumpfunktion des Herzens so schlecht geworden, dass trotz aller Therapiebemühungen die Atemnot weiter zunimmt (entspricht NYHA-Stadium IV), so bieten spezialisierte Zentren folgende Therapiemöglichkeiten an:

Biventrikuläre Herzschrittmachertherapie (kardiale Resynchronisationstherapie): Die gleichzeitige elektrische Schrittmacherstimulation von linker und rechter Herzkammer verbessert die Pumpfunktion des Herzens bei bestimmten Formen der Reizleitungsstörung und erhaltenem Sinusrhythmus. Herz-Unterstützungssystem (assist device) oder Kunstherz-Implantation: Die Pumpfunktion des Herzens wird durch mechanische Pumpen unterstützt oder ersetzt. Dies erfordert einen hohen Betreuungsaufwand und dient meist nur als Überbrückung bis zur Herztransplantation. Herztransplantation.

Herztransplantation: Eine Herztransplantation wird bei schwerster Herzinsuffizienz empfohlen, wenn alle anderen Therapiemaßnahmen erschöpft sind und keine sonstigen schweren Begleiterkrankungen wie Tumoren, chronische Infekte, Leber- und Nierenfunktionsstörungen, psychische Störungen oder ausgeprägte Verkalkungen wichtiger Gefäße bestehen.

In Deutschland werden derzeit jährlich etwa 250 Herzen verpflanzt. Etwa 5 % der Herztransplantierten sterben wegen akuter Komplikationen im Zusammenhang mit der Operation. Die Überlebensrate nach 1 Jahr liegt bei etwa 80 %, nach 5 Jahren bei 70 % und nach 10 Jahren bei 50 %. Die Herztransplantation ist damit allen anderen Therapieverfahren bei schwerster Herzinsuffizienz (NYHA IV) überlegen. Die meisten Patienten bewerten die Lebensqualität nach einer Herztransplantation positiv, 90 % von ihnen sind dadurch wieder in der Lage, ein aktives Leben zu führen.

Längerfristig ist der Erfolg der Herztransplantation durch die Folgen der künstlichen Unterdrückung der Abwehr des Körpers (Immunsuppression) gefährdet. Trotzdem lassen sich Abstoßungsreaktionen des Transplantats nicht vollständig unterdrücken. Durch die chronische Abstoßungsreaktion (Transplantat-Vaskulopathie) verändern sich z. B. mit der Zeit die Herzkranzgefäße, deshalb wird, neben zwei bis vier ambulanten Kontrolluntersuchungen, jährlich eine Herzkatheteruntersuchung in dem betreuenden Herztransplantationszentrum durchgeführt.

Eine Immunsuppression ist lebenslang notwendig. Zum Einsatz kommen dabei meist Dreierkombination, z. B. mit den Wirkstoffen Tacrolimus, Mycophenolat, Cyclosporin und Prednisolon. Die richtige Dosierung der Medikamente wird durch regelmäßige Messung der Blutspiegel überwacht. Wahrscheinlich aufgrund der dauerhaften Immunsuppression erkranken langfristig etwa 5–10 % der Herztransplantierten an einem Tumor (insbesondere Hauttumoren und Lymphome).

Prognose

Eine chronische Herzinsuffizienz war noch vor 60 Jahren ein sicheres Todesurteil. Heute beeinflusst eine leichte und mittlere Herzinsuffizienz die Lebensqualität der meisten Patient*innen dagegen nur wenig. Eine höhergradige Herzinsuffizienz ist aber auch heute noch mit erhöhter Sterblichkeit verbunden. Tritt Atemnot bereits bei alltäglicher leichter Belastung auf (NYHA III), so sterben 25 % der Betroffenen innerhalb eines Jahres, bei Atemnot bereits in Ruhe (NYHA IV) sind es über 50 %.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können
Medikamente sind zwar der wesentliche Bestandteil der Herzinsuffizienztherapie – aber nur dann, wenn Sie Ihren Alltag an die Erkrankung anpassen, erreichen Sie eine zufriedenstellende Lebensqualität. Tun Sie alles, um ein Voranschreiten der Herzinsuffizienz in die gefährlichen Stadien NYHA III und IV hinauszuzögern! Folgende Punkte sind besonders wichtig:

Trinkmenge. Zuviel Flüssigkeitszufuhr belastet das Herz und verschlechtert die körperliche Leistung. Legen Sie deshalb zusammen mit Ihrer Hausärzt*in die geeignete Trinkmenge mit Hilfe einer Flüssigkeitsbilanz fest. Flüssigkeit wird neben dem Trinken auch in versteckter Form (z. B. mit Suppen, Gemüse, Salaten, Obst, Kompott oder Jogurt) aufgenommen. Durch tägliches Wiegen bemerken Sie rechtzeitig die Einlagerung von Flüssigkeit ins Gewebe. Insbesondere eine rasche Gewichtszunahme (z. B. 1 kg in 24 Stunden) spricht für ein Ungleichgewicht zwischen Flüssigkeitszufuhr und -ausscheidung.

Essen. Wenn Sie an Übergewicht leiden: Normalisieren Sie Ihr Gewicht. Dabei kann Ihnen die Herzinsuffizienz sogar helfen, denn sie führt wegen gestauter Venen im Magendarmtrakt auch zu Appetitlosigkeit. Tendieren Sie allerdings zu Untergewicht, müssen Sie auf eine ausreichende, leicht verdauliche, gesunde Ernährung achten.

Gehen Sie sparsam mit Kochsalz um, indem Sie stark gesalzene Nahrungsmittel meiden. Beim Essen nicht nachsalzen, auf Fertiggerichte und Konserven verzichten (weil diese stets mit viel Salz zubereitet werden), beim Selbstkochen Gewürzkräuter statt Kochsalz verwenden und natriumarmes Mineralwasser trinken.

Alkohol schädigt direkt den Herzmuskel, der Alkoholkonsum sollte deshalb minimiert werden. Bei alkoholbedingter Herzmuskelschädigung ist absoluter Alkoholverzicht eine Selbstverständlichkeit.

Rauchen. Rauchen schädigt die Herzkranzgefäße akut und auf Dauer, zudem verstärkt es die Atembeschwerden. Sie sollten deshalb möglichst bald aufhören; ärztliche Hilfe kann diesen Schritt erleichtern, beispielsweise durch Nichtraucherkurse auf verhaltenstherapeutischer Basis. Auch Akupunktur und Hypnose werden zur Raucherentwöhnung eingesetzt, allerdings mit fragwürdigem Effekt.

Bewegung. Auch wenn die chronische Herzinsuffizienz zu belastungsabhängiger Atemnot führt, ist ein leichtes Bewegungstraining hilfreich. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (z. B. akute Herzmuskelentzündung) wird ein regelmäßiges, individuell angepasstes Training unter ärztlicher Aufsicht empfohlen, weil es die körperliche Leistungsfähigkeit verbessert. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber und erkundigen Sie sich, wo sich in Ihrer Nähe ärztlich begleitete Herzsportgruppen treffen. Im Stadium III der Herzinsuffizienz ist ein Bewegungstraining nur in eingeschränkter Form mit ausgiebigen Ruhephasen möglich. In Stadium IV beschränkt sich die Übungstherapie auf Umlagerungsübungen der Armen und Beine zur Thrombosevermeidung.

Schlafen. Schlafen mit erhöhtem Oberkörper entlastet das Herz – ab NYHA III sollten Sie es zur Regel machen.

Impfen. Nutzen Sie die Möglichkeit der jährlichen |Grippeschutzimpfung, denn eine Lungenentzündung oder eine andere schwere Infektion kann Sie im wahrsten Sinne des Wortes das Leben kosten.

Reisen. Bedenken Sie bei der Urlaubsplanung, dass ein Aufenthalt in großer Höhe sowie heißes, schwüles Klima die Beschwerden der |chronischen Herzinsuffizienz verstärken. Ab NYHA III sollte auch Ihr Urlaubsort über qualifizierte Ärzte verfügen.

Fahrtauglichkeit. Bei NYHA IV besteht Fahruntauglichkeit (und auch Fluguntauglichkeit), bei NYHA III besteht bedingte Fahrtauglichkeit, solange der Zustand stabil ist.

Prävention
Sie können einer chronischen Herzinsuffizienz nur durch konsequente Behandlung der auslösenden Grunderkrankungen und durch Minimieren der Risikofaktoren vorbeugen. Viele Herzinsuffizienzen könnten verhindert werden, wenn der Bluthochdruck gut eingestellt wäre und die Risikofaktoren einer |KHK gemieden würden.

Komplementärmedizin
Pflanzenheilkunde. Eine vieldiskutierte Ergänzung zur schulmedizinischen Therapie sind Crataegus-Extrakte, die aus den Blüten und Blättern des Weißdorns hergestellt werden. Die Droge enthält als wirksame Bestandteile Flavonoide (|sekundärer Pflanzenstoff) und Procyanidine. Ihre wichtigste herzwirksame Eigenschaft ist die Verbesserung der Kontraktionskraft und damit der Leistungsfähigkeit des Herzens, da die Flavonoide – ähnlich wie Extrakte aus dem Fingerhut (Digitalis), wenn auch in geringerem Maße – die Kalziumkonzentration in den Zellen erhöhen. Außerdem verringern Weißdornextrakte den Widerstand in den Blutgefäßen und verbessern so die Durchblutung in den Herzkranzgefäßen. In klinischen Studien wurden die typischen Symptome der leichten und mittleren Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium I und II), z. B. Erschöpfung und Atemnot bei Belastung, damit gelindert. Therapeutische Erfolge sind allerdings nur zu erwarten, wenn standardisierte Fertigarzneimittel und keine Weißdornsäfte oder ähnliches eingesetzt werden. Sie garantieren die empfohlene Tagesdosis von 160–900 mg nativem Crataegus-Auszug.

Akupunktur. Die Akupunktur bessert zwar nicht die Schlagkraft des Herzens selbst, doch die typischen Symptome der chronischen Herzinsuffizienz. Das Nadeln von Punkten, die laut TCM allgemein Kraft geben und das Nervensystem beeinflussen, bessert die Skelettmuskelarbeit der Patient*innen, sodass sie beispielsweise länger zu Fuß gehen können und belastbarer sind.

Entspannungsverfahren. Tai Chi verbessert zwar nicht die physische Belastbarkeit der Patienten, dafür aber die Lebensqualität. Patienten, die in einer Studie an einem zwölfwöchigen Tai-Chi-Training teilnahmen, fühlten sich danach psychisch gesünder als Patienten, die kein Tai Chi machten. Auch motivierte das Trainingsprogramm die Patient*innen, künftig mehr Sport zu treiben.

Ansonsten kommen die gleichen komplementärmedizinischen Therapien wie bei |KHK in Frage.

Weiterführende Informationen

http://www.herzstiftung.de|www.herzstiftung.de – Internetseite der Deutschen Herzstiftung e. V. (Frankfurt), einem von Ärzten gegründeten gemeinnützigen Verein: Angeboten werden verschiedene Zeitschriften, Broschüren, Buchtipps sowie Hinweise auf Selbsthilfegruppen. http://www.herzschwaeche-info.de/|www.herzschwaeche-info.de – Internetseite des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg mit Rat und Hilfe für Betroffene und bundesweiten Adressen für Herzsportgruppen und Selbsthilfegruppen.

Blutdruck-Therapie senkt Demenzrisiko: Auch im Alter wichtig

Quelle: apotheken.de | 12.10.2023 | mauritius images / Perfect Wave
 Einen Bluthochdruck sollte man auch im Alter nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auch bei alten Menschen sollte man eine optimale Blutdruckkontrolle anstreben. Denn wenn bei ihnen eine Hypertonie gut eingestellt ist, entwickeln sie seltener eine Demenz.

Bei hohem Blutdruck droht Demenz
Ein zu hoher Blutdruck im mittleren Lebensalter gilt als Risikofaktor für eine spätere Demenz. Ob eine schlechte Blutdruckeinstellung auch bei Senior*innen gefährlich für das Gehirn ist, haben jetzt australische Forschende untersucht.

Sie durchforsteten dafür 17 Studien und analysierten die Krankendaten von knapp 35 000 Menschen über 60 Jahren. Diese wurden in drei Gruppen eingeteilt: Blutdruckgesunde Menschen, Menschen, die einen behandelten Bluthochdruck hatten und untherapierte Menschen mit Bluthochdruck. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 4,3 Jahren, der Fokus lag auf der Entwicklung einer Demenz.

Kein höheres Demenzrisiko als Gesunde
Es stellte sich heraus, dass Personen mit unbehandeltem Bluthochdruck ein um 42 Prozent höheres Demenzrisiko hatten als die gesunden Menschen. Auch gegenüber den Personen, deren Blutdruck mit Medikamenten eingestellt war, war das Risiko der Unbehandelten erhöht – und zwar um immer noch 26 Prozent. Behandelte Hochdruckkranke unterschieden sich dagegen in ihrem Demenz-Risiko nicht von Gesunden, wie die Berechnung ergab.

Alter, Geschlecht und der Blutdruck zu Beginn der Studie beeinflussten die Entwicklung einer Demenz nicht. Das Fazit der Wissenschaftler*innen: Auch im fortgeschrittenen Alter sollte der Blutdruck konsequent therapiert werden. Denn die Blutdruckkontrolle scheint auch bei alten Menschen eine wichtige Möglichkeit zu sein, einer Demenz vorzubeugen.

Quelle: Ärztezeitung

Auch hohe HDL-Werte sind schädlich: Blutfette im Lot?

Quelle: apotheken.de | 20.09.2023 | mauritius images / Lutz Pape / imageBROKER
 Die Verteilung der Blutfette im Serum sagt eine Menge aus über das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.Hohe HDL-Werte sind gesund und schützen vor Arteriosklerose: Diese Annahme wurde in der Medizin lange propagiert. Doch offenbar handelt es sich dabei um einen Irrglauben.

Böses LDL, gutes HDL
Lange ging man davon aus, dass HDL-Cholesterin das gute Cholesterin bei den Blutfetten ist – im Gegensatz zum bösen LDL-Cholesterin, das Arteriosklerose und Herzinfarkt begünstigt. Deshalb dachte man, die HDL-Werte könnten im Blut gar nicht hoch genug sein. Doch diese Schutzwirkung ist ein Mythos, wie norwegische Forscherenden anhand von drei Langzeitstudien herausgefunden haben. Darin wurden bei über 300 000 Erwachsenen bis zu 22 Jahre lang Daten zu Lebensstil, Erkrankungen und Todesursache gesammelt und den ermittelten HDL-Blutwerten gegenübergestellt.

Zusammenhang ist U-förmig
Es zeigte sich, dass der Zusammenhang zwischen HDL-Werten und Sterberisiko U-förmig war. Demnach sind nicht nur – wie lange bekannt - zu niedrige HDL-Werte mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden. Das Gleiche gilt auch für zu hohe Werte: Der Scheitelpunkt, also der optimale HDL-Wert, lag in der Untersuchung bei 50-70 mg/dl. Besonders riskant mit einer Erhöhung des Sterberisikos um 30% waren HDL-Werte unter 30 mg/dl und über 100 mg/dl, errechneten die Forschenden.

Hohe HDL-Werte gingen dabei vor allem mit alkoholbedingten Lebererkrankungen und Magen-Darm-Leiden einher. Bei niedrigen HDL-Werten starben die Betroffenen häufiger an Lungen- und Magenkrebs oder Herzinfarkt und Schlaganfall.

Alkoholkonsum reduzieren
Für die Forschenden spielt bei den HDL-Werten Alkohol eine große Rolle. Nicht nur, dass ein hohes HDL mit alkoholbedingten Erkrankungen verknüpft war. Alkoholkranke haben auch gehäuft hohe HDL-Werte. Sie raten dazu, bei erhöhten HDL-Werten alle Risikofaktoren (z. B. Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel) anzugehen – besonders aber, den Alkoholkonsum zu reduzieren.

Quelle: Ärztezeitung

Welche Diät ist gut fürs Herz?: Ernährung im Vergleich

Quelle: apotheken.de | 13.09.2023 | mauritius images / Adam korzeniewski / Alamy / Alamy Stock Photos
 Getreide, Nüsse, Obst und Gemüse sind Bestandteile einer herzgesunden Ernährung.Von mediterran über fettreduziert bis steinzeitlich: Wer sich gesund ernähren möchte, kann aus einer Vielzahl von Kostformen wählen. Doch welche Diät schützt Herz und Gefäße?

Gewicht verlieren ist nicht alles
Diäten sollen nicht nur beim Abspecken helfen. Ein weiterer Grund für bestimmte Kostformen ist der Wunsch, sich gesund zu ernähren und damit seinem Körper Gutes zu tun. In wieweit das Herz davon profitiert, hat jetzt ein Team der American Heart Association untersucht. Dafür prüften die Wissenschaftler*innen zehn gängige Diäten bezüglich ihrer Wirkung auf Faktoren, die das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen (u.a. Blutfette, Blutzucker, Blutdruck).

Gewinner mit 100 von 100 erreichbaren Punkten war die DASH-Diät. Dabei handelt es sich um eine Kostform, die speziell gegen Bluthochdruck empfohlen wird. Sie ist reich an Gemüse, Obst und Vollkornprodukten. Bevorzugt werden Proteine aus pflanzlichen Quellen wie Hülsenfrüchten, Bohnen oder Nüssen, erlaubt sind Fisch oder Meeresfrüchte, mageres Fleisch und fettarme bzw. -freie Milchprodukte. Weitgehend verzichtet wird bei der DASH-Diät auf Salz, Zucker, Alkohol und verarbeitete Lebensmittel.

Mittelmeerdiät und Vegetarismus schneiden gut ab
In puncto Herzgesundheit mit über 85 Punkte gut abgeschnitten haben auch die Mittelmeerdiät, die vegetarische Kost und die pescetarische Ernährung (eine vegetarische Kost, bei der Fisch erlaubt ist). Die Mittelmeerdiät hätte noch weiter vorn landen können: Punktabzug gab es dafür, dass sie den mäßigen Genuss von Rotwein erlaubt.

78 Punkte erhielten die vegane Kost und die fettarme Diät. Nachteil der veganen Kost ist der drohende Vitamin-B12-Mangel. Die Expert*innen empfehlen, dass Vitamin zu supplementieren. Fettarme Kost wiederum hat das Manko, dass man zum Ausgleich häufig zu viele Kohlenhydrate zu sich nimmt.

Kohlenhydratarme und extrem fettarme Ernährung landeten noch weiter hinten. In den beiden Diäten fehlen Obst, Getreide und Hülsenfrüchte bzw. Nüsse und gesunde Pflanzenöle – alles Lebensmittel, die für einen herzgesunden Speiseplan empfohlen werden.

Steinzeitdiät schließt herzgesunde Lebensmittel aus
Schlusslicht mit weniger als 55 Punkten waren Steinzeitdiät und ketogene Kost. Kurzfristig scheint man damit gut an Gewicht abzunehmen, langfristig leiden Herz und Gefäße. Denn die Steinzeitdiät schließt herzgesunde Lebensmittel wie Vollkornprodukte, raffiniertes Getreide, Hülsenfrüchte, Öle und Milchprodukte komplett aus. Und bei der ketogenen Diät werden weniger Ballaststoffe und mehr gesättigte Fettsäuren konsumiert – beides leistet nach heutigem Wissen der Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen Vorschub.

Quelle: Circulation

Mit Hochdruck in den Urlaub: Gute Planung ist alles

Quelle: apotheken.de | 23.08.2023 | mauritius images / Juan Ramón Ramos Rivero / Alamy / Alamy Stock Photos
 Auch im Urlaub müssen Hochdruckkranke ihren Blutdruck regelmäßig messen.Mit gut eingestelltem Blutdruck ist auch für Hochdruckkranke das Reisen in der Regel kein Problem. In puncto Medikamente muss bei der Urlaubsplanung allerdings einiges beachtet werden.

Erst reisen, wenn der Druck stabil ist
In den meisten Fällen dürfen auch Menschen mit chronisch hohem Blutdruck nach Herzenslust in den Urlaub fahren. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn der Blutdruck gerade erst frisch eingestellt oder die Therapie umgestellt wurde. Dann ist es besser abzuwarten, bis der Blutdruck wieder stabil ist. Mit einem Besuch bei der behandelnden Ärzt*in lässt sich in solchen Fällen am besten klären, ob man reisefähig ist.

Auch sonst sollte man einen geplanten Urlaub bei der Ärzt*in ansprechen. In heißen Ländern kann auch bei Hochdruckkranken der Blutdruck deutlich sinken. Anzeichen dafür sind Schwäche, Schwindel oder Müdigkeit. Vor allem bei langen Aufenthalten ist es dann manchmal sinnvoll, die Dosis der Blutdrucksenker anzupassen. Dafür hat man am besten einen von der Ärzt*in aufgestellten reduzierten Einnahmeplan dabei.

Zeitverschiebung bedenken
Bei der Medikamenteneinnahme ist auch die Zeitverschiebung zu beachten. Liegt diese unter drei Stunden, kann die Arznei in den allermeisten Fällen zur gleichen Zeit genommen werden. Wer also seinen Blutdrucksenker zuhause um 8:00 Uhr morgens einnimmt, tut dies auch am Urlaubsort um 8:00 Uhr.

Anders sieht es bei Fernreisen mit einer Zeitverschiebung von mehr als drei Stunden aus. Fliegt man in den Osten, verkürzt sich der Reisetag, geht´s nach Westen, wird er länger. Zur Vermeidung von Über- oder Unterdosierungen muss bei vielen Wirkstoffen die Tabletteneinnahme angepasst werden – auch dies natürlich in Rücksprache mit der behandelnden Ärzt*in.

Auf restriktive Zollbestimmungen vorbereiten
Beim Kofferpacken darf man das Blutdruckmessgerät nicht vergessen. Mit frisch eingesetzten Batterien geht dem Gerät auch im Urlaub der Saft nicht aus. Blutdruckmedikamente sollte man für den gesamten Aufenthalt in ausreichender Menge mitnehmen. Am besten im Handgepäck – dann sind sie auch bei Verlust des Koffers parat.

In einigen Ländern gelten für die Einfuhr von Arzneimitteln restriktive Zollbestimmungen. Hier hilft eine ärztliche Bescheinigung, dass die Medikamente für den eigenen Gebrauch sind. Der ADAC bietet zum Download ein mehrsprachiges Formular an, das die behandelnde Ärzt*in vor dem Urlaub ausfüllen kann.

Quelle: ptaheute

Was hilft gegen niedrigen Blutdruck?: Kalte Füße, häufig Schwindel

Quelle: apotheken.de | 19.08.2023 | mauritius images/Westend61/zerocreatives
 Bei einer Hypotonie liegen die Blutdruckwerte unter 100/60 mmHg.Menschen mit niedrigem Blutdruck fühlen sich oft schlapp und müde, sie frieren leicht und leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten. Zum Glück steckt meist keine ernsthafte Erkrankung dahinter. Dann lässt sich dem niedrigen Blutdruck mit vielen einfachen Maßnahmen Beine machen. Reicht das nicht, gibt´s Hilfe aus der Apotheke.

Von Müdigkeit bis Krampfanfall
Von einem niedrigen Blutdruck oder einer Hypotonie spricht man, wenn der systolische Blutdruckwert unter 100 mmHg liegt. In den allermeisten Fällen hat das keinen Krankheitswert. Im Gegenteil: Menschen mit niedrigem Blutdruck weisen sogar eine etwas höhere Lebenserwartung auf als Menschen mit normalen Blutdruckwerten. Doch viele Betroffene leiden trotzdem unter ihrer Hypotonie, denn sie kann eine ganze Reihe von Beschwerden auslösen.

Durch die verringerte Durchblutung frieren hypotone Menschen häufiger. Oft fühlen sie sich müde, und ihre Konzentrationsfähigkeit kann eingeschränkt sein. Es drohen Benommenheit, Schwindelgefühle und Sehstörungen. Auch hinter Verwirrtheitszuständen kann ein zu niedriger Blutdruck stecken. Vor allem bei älteren Menschen kommt es blutdruckbedingt zu kurzer Bewusstlosigkeit (Synkope) und dadurch zu Stürzen, manchmal entstehen sogar Krampfanfälle. Typisch ist, dass körperliche Anstrengung oder Essen die Beschwerden verstärken. Das liegt daran, dass der ohnehin geschwächte Kreislauf dann primär die Muskeln oder den Verdauungstrakt versorgt und dadurch noch weniger Sauerstoff im Gehirn ankommt.

Hinweis: Eine chronische Hypotonie löst keinesfalls immer Symptome aus. Es gibt Menschen, deren Blutdruck konstant zu niedrig ist und die trotzdem keinerlei Beschwerden damit haben.

Sensibler Regelkreis
Den Blutdruck- bestimmen mehrere Faktoren. Dazu zählen die Kraft und die Anzahl der Schläge, mit der das Herz das Blut in die Hauptschlagader pumpt. Entscheidend ist auch, wie hoch der Widerstand der Gefäßwände ist. Herz und Gefäßmuskulatur werden durch einen komplexen Regelkreis über das autonome Nervensystem gesteuert. Dieser ist wiederum eng verbunden mit der für den Blutdruck wichtigen Regulierung des Flüssigkeitshaushalts. Befindet sich z.B. zu wenig Flüssigkeit – sprich Volumen – in den Gefäßen, halten Herz und Gefäßwände nur schwer den Druck im Blutkreislauf aufrecht.

Je nach Ursache unterscheidet man bei der Hypotonie verschiedene Formen.

Die primäre oder essenzielle Hypotonie betrifft vor allem Jugendliche und junge Frauen mit schlankem Körperbau und Ausdauersportler*innen. Ihr liegt vermutlich ein erniedrigter Sollwert im Kreislaufregulationszentrum zugrunde. Als sekundäre Hypotonie werden diejenigen Formen des niedrigen Blutdrucks bezeichnet, die durch eine Krankheit, Flüssigkeitsmangel oder eine Medikamentennebenwirkung ausgelöst werden. Aufgrund der vielen für den Blutdruck relevanten Faktoren gibt es eine große Anzahl solcher Auslöser. Sie reichen von Herzerkrankungen (z.B. Herzinfarkt oder Herzschwäche) über hormonelle Störungen (Schilddrüsenunterfunktion, Nebennierenrindeninsuffizienz) bis zu Blutarmut oder mangelnder Flüssigkeitszufuhr.

Hinweis: Wer unter niedrigem Blutdruck leidet und regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte diese mithilfe der Hausärzt*in prüfen. Neben Entwässerungsmitteln und Wirkstoffen gegen Brustenge (Angina pectoris) können vor allem Antidepressiva und Schmerzmittel eine ungewollte Blutdrucksenkung auslösen. Vorsicht geboten ist auch bei der Einnahme von Phosphodiesterase-III-Hemmern, die in Potenzmitteln wie Sildenafil oder Vardenafil enthalten sind.

Orthostatische Dysregulation
Eine spezielle Form der Hypotonie ist die orthostatische Dysregulation. Im Gegensatz zur chronischen Hypotonie sind dabei die Blutdruckwerte nicht dauerhaft niedrig. Sie sinken nur beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen deutlich ab. Dabei „versackt“ das Blut in den Beinvenen, wodurch das Gehirn weniger durchblutet wird. Die Folge davon sind Schwindel, Sehstörungen, Kopf- und Nackenschmerzen. Typischerweise bessern sich die Beschwerden sofort, wenn sich die Betroffene wieder hinlegt.

Für dieses starke Absinken der Blutdruckwerte diskutieren Expert*innen verschiedene Ursachen. Zum einen kann das autonome Nervensystem geschädigt oder gestört sein, sodass bei einem Blutdruckabfall die schnelle Antwort der Gefäße und des Herzens ausbleibt. Auch eine Hypovolämie, also zu wenig Flüssigkeit in den Gefäßen, soll daran beteiligt sein.

Vor allem bei Jüngeren ist diese Form der Hypotonie oft konstitutionell bedingt. Schlanke und große Menschen sind deshalb häufiger davon betroffen, begünstigend wirken mangelndes körperliches Training und unzureichende Flüssigkeitszufuhr. Bei älteren Menschen wird die orthostatische Dysregulation oft ausgelöst durch

Medikamente (Hochdruckmittel, Entwässerungsmittel, Neuroleptika, Parkinsonmittel, Antidepressiva) Volumenmangel in den Gefäßen, z.B. durch mangelnde Flüssigkeitszufuhr, Flüssigkeitsverluste über Durchfall oder Blutungen (z.B. Darmblutungen) und Nierenerkrankung Herzerkrankungen wie Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, koronare Herzkrankheit Hormonstörungen

Hinweis: Die orthostatische Dysregulation tritt in jedem Lebensalter auf. Bei Menschen über 65 Jahren ist sie jedoch besonders häufig, jede Vierte soll davon betroffen sein.

Niedrigen Blutdruck abklären lassen
In den meisten Fällen hat ein niedriger Blutdruck keine ernste Ursache. Trotzdem sollte man mit der Hausärzt*in klären, ob vielleicht weitere Untersuchungen sinnvoll sind. Die Basisuntersuchung ist die normale Blutdruckmessung. Daneben zeigt eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, wie es sich mit dem Druck im Tages- und Nachtverlauf verhält. Mithilfe des EKGs kommt man Herzrhythmusstörungen auf die Spur, mittels Ultraschall des Herzens (Echokardiographie) lässt sich die Pumpkraft des Herzens prüfen.

Zwei Tests helfen bei der Diagnose der orthostatischen Hypotonie. Beim aktiven Stehtest (Schellong-Test) misst man Puls und Blutdruck zwei Minuten im Liegen. Dann wird die Patient*in aufgefordert, sich hinzustellen. Dabei misst man sofort und alle 60 Sekunden Puls und Blutdruck über mindestens drei Minuten. Sinkt der systolische Wert um mehr 20 mmHg und/oder der diastolische um mehr als 10 mmHg, liegt eine orthostatische Dysregulation vor. Steigt der Puls durch den Blutdruckabfall stark an, handelt es sich um eine sympathikotone Variante, bei der es häufiger zu Synkopen (Ohnmachtsanfällen) kommt. Bei der klassischen Variante bleibt der Anstieg der Herzfrequenz aus.

Der Kipptisch-Test wird mangels passender Ausrüstung meist nur in Herzpraxen durchgeführt. Dabei liegt die Patient*in zehn Minuten angeschnallt auf einer speziellen Liege, die dann in eine Position von 60 bis 80 Grad aufgerichtet (gekippt) wird. Diese Untersuchung wird vor allem bei unklaren Bewusstlosigkeitsanfällen (Synkopen) eingesetzt, wenn andere Verfahren (EKG, Herz-Echo, Blutdruckmessung, Steh-Test) keine eindeutigen Ergebnisse erbracht haben.

Dem Blutdruck Beine machen
Bei einer sekundären Hypotonie steht als erstes die Behandlung der auslösenden Ursache an, z.B. der Ausgleich eines Hormonmangels oder die Therapie einer Herzschwäche. Liegt keine behandlungsbedürftige Erkrankung vor, helfen oft einfache Maßnahmen gegen die Beschwerden:

Auslöser meiden. Treten die Symptome in bestimmten Situationen auf, gilt es, diese zu meiden. Dazu gehören beispielsweise ein langer Aufenthalt in schwüler Hitze oder zu langes Stehen. Ausreichend Flüssigkeit. Menschen mit einer Hypotonie müssen viel trinken. In der Regel heißt das (nach Rücksprache mit der Ärzt*in) zwei bis drei Liter pro Tag.

Häufig und salzreich essen. Mit mehreren kleinen, leichten Mahlzeiten über den Tag verteilt verringert man die Blutumverteilung in den Verdauungstrakt nach der Nahrungsaufnahme. Hypotoniker*innen sollten zudem salzreich essen, weil Salz Flüssigkeit in die Gefäße „zieht“. Häufig werden täglich 5 bis 10 g Kochsalz empfohlen. Wieviel Salz individuell ratsam ist, sollte unbedingt mit der Hausärzt*in besprochen werden. Zusätzlich ist es günstig, natriumreiches Trinkwasser zu wählen.

Auf Alkohol verzichten. Alkohol erweitert die Gefäße und senkt dadurch akut den Blutdruck. Wer zu Hypotonie neigt, sollte deshalb besser darauf verzichten.

Erhöhte Oberkörperlage beim Schlafen. Wer orthostatische Probleme beim Aufstehen aus dem Schlafen hat, kann das Kopfteil des Bettes um etwa 12° höherstellen. Dadurch wird die nächtliche Wasserausscheidung über die Niere verringert. Oft nützt es, sich vor dem Aufstehen zunächst für zwei Minuten an die Bettkante zu setzen und den Kreislauf an die veränderten Bedingungen zu gewöhnen.

Venentonus erhöhen. Gegen das Absacken des Blutes in die Beingefäße hilft es, die Venen und die umliegende Wadenmuskulatur zu stärken. Dazu eignen sich

Isometrische Übungen im Sitzen oder Stehen, z. B. das Überkreuzen der Beine im Stehen und das Auf-die Zehen-StellenRegelmäßige Anwendung von Wechselduschen oder Kneipp-Güssen Trockenbürstenmassagen der Beine Regelmäßiges Radfahren oder Walking Kompressionsstrümpfe.

Medikamente gegen den niedrigen Druck
Hypotone und orthostatische Kreislaufregulationsstörungen lassen sich manchmal auch mit Wirkstoffen aus dem Pflanzenreich lindern. Ein Flüssigextrakt aus Weißdornbeeren und Campher erhöht beispielsweise die Herzfrequenz und die Kontraktionskraft des Herzmuskels. Die Tropfen sind wasserunlöslich und sollen deshalb auf einem Stück Zucker oder Brot eingenommen werden. Das Präparat ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

Synthetische Medikamente helfen ebenfalls gegen einen niedrigen Blutdruck. Sie sollten aber erst dann eingesetzt werden, wenn die anderen Maßnahmen bei der Behandlung der Hypotonie keinen Erfolg zeigen.

Sympathomimetika. Rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind die Sympathomimetika Etilefrin und Norfenefrin. Sie unterstützen das autonome Nervensystem und steigern die Herzkraft und den Gefäßwiderstand. Beide Wirkstoffe gibt es als Tropfen oder Tabletten. Sie sind mehrmals täglich je nach Beipackzettel einzunehmen. Um Schlafstörungen zu vermeiden, sollte die letzte Gabe vor 16 Uhr erfolgen. Bei Gefäßerkrankungen oder koronarer Herzkrankheit, Engwinkelglaukom und Prostatavergrößerung dürfen Sympathomimetika nicht eingesetzt werden. Ein weiteres, aber rezeptpflichtiges Sympathomimetikum ist Midodrin. Der Wirkstoff verengt die Gefäße und steigert dadurch den Blutdruck. Es gelten die gleichen Kontraindikationen wie bei Etilefrin. Fludrocortison. Dieses Mineralkortikoid senkt die Natriumausscheidung über die Niere und erhöht dadurch Blutvolumen und Blutdruck. Es wird bei schwerer orthostatischer Hypotonie verordnet, wenn eine erhöhte Salz- und Flüssigkeitszufuhr nicht ausreichen. Als Nebenwirkungen sind Wassereinlagerungen, Herzschwäche, Schwitzen und Kopfschmerzen zu beachten.

Sonderfall Schwangerschaft
Ein niedriger Blutdruck während der Schwangerschaft ist nicht nur lästig für die werdende Mutter – er bedeutet auch eine Gefahr für das Kind. Denn hypotone Mütter haben einerseits ein erhöhtes Risiko für Früh- oder Fehlgeburten. Weil die Plazenta bei niedrigem Blutdruck schlechter durchblutet ist, drohen dem Ungeborenen außerdem Wachstumsstörungen.

Gegen niedrigen Blutdruck können sich werdende Mütter zunächst mit den oben genannten Allgemeinmaßnahmen helfen. Reicht das nicht aus, wird es schwierig. Denn die Behandlungsmöglichkeiten mit Medikamenten sind in der Schwangerschaft stark eingeschränkt. Sympathomimetika verbieten sich in den ersten drei Monaten strikt, da sie in Tierversuchen zu Missbildungen des Fetus geführt haben. Auch in der restlichen Schwangerschaft sollten sie besser nicht eingenommen werden und wenn, nur nach Rücksprache mit der Frauenärzt*in.

Eine medikamentöse Option für Schwangere ist Cardiodoron. Die Tinktur besteht aus Eselsdistel, Bilsenkraut und Frühlingsschlüsselblume und wird gegen Blutdruckschwankungen eingesetzt. In der höheren Konzentration muss der Extrakt von der Ärzt*in verordnet werden, stärker verdünnt ist er rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Wie bei allem Medikamenten in der Schwangerschaft ist es allerdings auch bei der rezeptfreien Variante sicherer, vor Einnahme die Frauenärzt*in zu befragen.

Tipp: Schwangere können ihren Blutdruck auch mit Sport auf Trab bringen. Besonders geeignet sind Schwimmen und Wassergymnastik sowie Radfahren und Nordic Walking. Wer joggen möchte, sollte sich dazu vorher Rat von der Frauenärzt*in einholen – denn Joggen belastet den Beckenboden.

Quelle: DAZ 2023; 12: 36

So reisen Herzkranke ohne Risiko: Vorbereitung ist alles

Quelle: apotheken.de | 10.08.2023 | mauritius images / Fabio and Simona /
 Mit der richtigen Vorbereitung ist bei Herzerkrankung auch ein Campingurlaub möglich. Herzkranke müssen nicht prinzipiell auf Reisen verzichten. Damit es dabei nicht zu Komplikationen oder Problemen kommt, sollten Sie im Urlaub jedoch allerhand beachten.

Hohe Berge und Tropen ungeeignet
Bei der Wahl ihres Reiseziels sollten Herzpatient*innen immer das Klima berücksichtigen. Sehr hohe Temperaturen können den Kreislauf belasten oder Herzrhythmusstörungen auslösen. Riskant sind auch Höhen über 3000 m: Durch die dünne Luft sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut und das Herz muss mehr pumpen – im schlimmsten Fall droht ein Herzinfarkt. Als Urlaubsziel überhaupt nicht für Herzkranke geeignet sind Tropen und Subtropen, Arktis und Antarktis. Diese Klimata strengen das Herz-Kreislauf-System zu stark an. Überhaupt ist es ungünstig, wenn es durch die Reise zu einem ausgeprägten Klimawechsel kommt. Deshalb gilt für Herzpatient*innen: Für den Urlaub eine Klimazone wählen, an die der Körper gewöhnt ist. Als Jahreszeiten eignen sich für Herzkranke der Herbst und der Frühling am besten.

Neben der Wahl des Urlaubsorts ist eine gute Vorbereitung von Bedeutung. Die Deutsche Herzstiftung rät, sich etwa drei Wochen vor der Abreise noch einmal von der behandelnden Kardiolog*in untersuchen zu lassen. Dabei kann auch besprochen werden, welche Belastungen erlaubt sind.

Wichtige Dokumente ins Handgepäck
Auch die Apotheker*in hilft bei der Reisevorbereitung. Sie gibt Informationen, wie die mitzunehmenden Medikamente auf der Reise und am Urlaubsort am besten zu lagern sind. Herzkranke sollten auch im Urlaub die wichtigsten Informationen zu ihrer Erkrankung immer parat haben. Auf der Reise gehören folgende Dokumente ins Handgepäck:

Kopien vom letzten Arztbrief, eventueller OP-Berichte und Ausweise (z.B. Schrittmacherausweis, Gerinnungspass) Kopien der Beipackzettel der einzunehmenden Medikamente Medikamentenplan.

Am Urlaubsort gilt zunächst: Langsam machen und sich eingewöhnen. Auf lange Sonnenbäder oder Bergtouren verzichtet man in den ersten Tagen besser. Aktivitäten wie Wandern, Radfahren und Spazierengehen plant man am besten morgens oder abends und nicht in der Mittagssonne. Ob Schwimmen erlaubt ist, ist vor dem Urlaub mit der Ärzt*in abzuklären. Auf jeden sollte man nicht plötzlich ins kalte Wasser springen, das führt zu Kreislaufproblemen.

Gerinnung öfter kontrollieren
Medikamente sind wie zuhause immer zur gleichen Zeit einzunehmen. Auf diese Weise werden sie nicht vergessen. Wer für die Blutverdünnung einen Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Marcumar) einnimmt, muss häufiger seine Gerinnung kontrollieren. Das liegt daran, dass sich im Urlaub oft die Essgewohnheiten ändern und es dadurch zu vermehrter oder verminderter Aufnahme von Vitamin K kommt.

Je nach Herzerkrankung gibt die Deutsche Herzstiftung in einer Broschüre noch ganz spezielle Tipps. Bei Herzklappenersatz soll z.B. das Merkblatt zur Endokarditisprophylaxe eingepackt werden, bei koronarer Herzkrankheit das Notfallmedikament für Angina-pectoris-Anfälle. Erhältlich ist die kleine Broschüre auf der Webseite der Stiftung.

Bei zunehmender Luftnot Reiseverbot
Manche Herzpatient*innen dürfen auch bei bester Vorbereitung nicht reisen. Dazu gehören Betroffene mit

ausgeprägter Herzschwäche (Stadium NYHA IV) zunehmenden Angina-pectoris-Beschwerden (Brustenge) neu entwickelten Herzrhythmusstörungen zunehmender Leistungseinschränkung und Luftnot, z.B. beim Treppen steigen wiederholt auftretendem Schwindel starker Wassereinlagerung und ungewöhnlicher Gewichtszunahme.

Quelle: Deutsche Herzstiftung

Aortendissektion

Quelle: apotheken.de | 10.04.2008 | Mladen Mitrinovic/Shutterstock.com
 Das Leitsymptom einer Aortendissektion ist ein plötzlicher, reißender Schmerz im Brustkorb oder Rücken.1

Aortendissektion: Längsspaltung der mehrschichtigen Aortenwand, die durch einen Einriss der Gefäßinnenhaut und das "Einwühlen" von Blut in die Gefäßwand entsteht. Der neu gebildete Spalt oder Tunnel in der Gefäßwand kann bis zu mehreren Zentimetern lang werden. Gefährdet sind vor allem Patienten mit Bluthochdruck, Arteriosklerose oder angeborenen Bindegewebserkrankungen; Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen.

Tritt die Aortendissektion akut auf, ist sie ein lebensbedrohlicher Notfall mit ~ 20 % Sterblichkeit trotz Krankenhausbehandlung und Operation. In manchen Fällen entwickelt sie sich langsam, macht keine Beschwerden und wird vom Arzt zufällig bei einer Routineuntersuchung mittels Ultraschall entdeckt. Hier kann unter strenger Blutdruckkontrolle zugewartet werden. Je nach Lage und Entwicklung der Aortendissektion kommen dann eventuell die operative Einbringung einer Gefäßprothese oder die Aortenreparatur durch einen Katheter als therapeutische Maßnahme in Betracht.

Symptome und Leitbeschwerden

Plötzliche, starke reißende und schneidende Schmerzen in Brustkorb oder Rücken, die oft nach körperlichen oder psychischen Belastungen auftreten.

Wann zum Arzt

Bei oben genannten Beschwerden sofort den Notarzt rufen!
Die Erkrankung

Die Aortenwand besteht wie jedes |Blutgefäß aus mehreren Gewebeschichten. Wenn die innerste Schicht, die Intima, einreißt, dringt Blut in die Aortenwand ein und wühlt sich zwischen den einzelnen Gewebsschichten innerhalb der Aortenwand immer weiter vor. Dadurch spaltet sich die Aortenwand auf. Dieser Dissektionsspalt kann sich wie ein Tunnel über weite Strecken der Aorta fortsetzen. Manchmal reißt die Intima an einer weiter entfernten Stelle erneut ein und das Blut gelangt aus dem Dissektionsspalt wieder zurück in das echte Gefäßinnere.

Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen und Risikofaktoren, die zu einem Einriss der Gefäßinnenwand und einer nachfolgenden Dissektion der Aorta führen können. An vorderster Stelle stehen Veränderungen der Gefäßinnenwand durch altersbedingte degenerative Prozesse, Arteriosklerose und Bluthochdruck. Angeborene Bindegewebserkrankungen wie das Marfan-Syndrom oder das Ehlers-Danlos-Syndrom begünstigen die Dissektion ebenso wie entzündliche Gefäßerkrankungen. Weitere Risikofaktoren sind das Aortenaneurysma, ärztliche Eingriffe an der Hauptschlagader und Verletzungen.

Verlauf
Die akute Dissektion macht sich bemerkbar durch plötzlich auftretende, stärkste Schmerzen (sog. Vernichtungsschmerz) im Rücken, der Brust oder dem Oberbauch. Hierbei handelt es sich um einen potenziell lebensbedrohlichen Notfall!

Die chronische Form entsteht langsamer und ist meist ein Zufallsbefund, weil sie zunächst keine Beschwerden verursacht. Manchmal heilt eine Aortendissektion auch von selbst, und zwar, wenn das Blut im Dissektionsspalt gerinnt und sich der Tunnel dadurch wieder verschließt. Im günstigsten Fall bleibt der Einriss dadurch dauerhaft verschlossen, manchmal reißt die Wand jedoch an dieser reparierten Stelle erneut ein und der Defekt muss doch chirurgisch versorgt werden.

Formen
Bei der Aortendissektion unterscheiden die Ärzte anhand der sog. Stanford-Klassifikation 2 Typen, die vor allem bei der Planung der Therapie eine Rolle spielen:

Beim Typ Stanford A betrifft die Dissektion den aus dem Herzen aufsteigenden Teil der Aorta (Aorta ascendens). Typ A kommt am häufigsten vor (etwa 65 % der Fälle). Typ Stanford B umfasst alle Aortendissektionen ohne Beteiligung der Aorta ascendens, also Aufspaltungen, die frühestens am Aortenbogen beginnt (etwa 10 %) oder dahinter, d. h. im absteigenden Teil der Aorta (Aorta descendens, 20 %). Dissektionen im Bauchraum sind mit 5 % der Fälle sehr selten.

Komplikationen
Gefürchtete Komplikationen sind:

Die zerteilte Gefäßwand wölbt sich in das Gefäßinnere vor und engt es ein, Folge sind Durchblutungsstörungen in Bereichen hinter der Dissektion, z. B. im Gehirn. Die Gefäßwand platzt nach außen auf und verursacht schwerwiegende innere Blutungen in den Brustkorb oder den Bauchraum. Gefäßabgänge werden verlegt und es kommt zu schweren lokalen Durchblutungsstörungen mit Folgen wie einem akuten Koronarsyndrom, Schlaganfall, Querschnittslähmung, Darmarterienverschluss, akutem Nierenversagen oder einem akuten Beinarterienverschluss. Es bildet sich ein Hämatom innerhalb der Aortenwand.

Diagnosesicherung

Bei einem Notfallpatienten mit Verdacht auf eine Aortendissektion bestätigen die Ärzte die Diagnose sowie eventuelle Komplikationen mit bildgebenden Verfahren wie

CT, MRT Echokardiografie, transösophagealer Echokardiografie (TEE) Farbduplexsonografie EKG.

Weil die chronische Aortendissektion meist keine Beschwerden verursacht, wird sie häufig als Zufallsbefund entdeckt, z. B. im Rahmen eines Bauchultraschalls. Danach kommen auch hier die oben genannten bildgebenden Verfahren zum Einsatz, um Ausmaß und Lage abzuklären und zu entscheiden, ob die Aortendissektion operiert oder zunächst nur engmaschig kontrolliert werden muss.

Differenzialdiagnosen. Leitsymptom der akuten Aortendissektion ist der plötzlich einsetzende, vernichtende Schmerz in Brustkorb, Bauch oder Rücken. Ähnlich starke Schmerzen können beispielsweise durch einen Herzinfarkt, eine Nieren- oder Gallenkolik, eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung oder einen Bandscheibenvorfall verursacht werden.

Behandlung

Die akute Aortendissektion ist ein lebensbedrohlicher Notfall! Zunächst stabilisieren die Ärzte den Kreislauf, senken einen erhöhten Blutdruck auf systolische Werte um 110–120 mmHg ab und bekämpfen die Schmerzen mit Opioiden (z. B. Morphin). Parallel dazu sichern sie die Diagnose und entscheiden über die Therapie.

Stanford A-Dissektionen werden immer sofort operiert. Dabei ersetzen die Chirurgen die gerissene Aorta ascendens mit einer Kunststoffprothese. Ist die Aortenklappe ebenfalls geschädigt, bekommt der Patient eine klappentragende Prothese eingesetzt.

Stanford-B-Dissektionen operieren die Ärzte nur dann sofort, wenn der Patient sehr starke Schmerzen hat oder Komplikationen auftreten. Dann setzen sie wie bei der Stanford-A-Dissektion eine passende Gefäßprothese ein. Ist eine offene Operation nicht möglich, versuchen die Ärzte, die Aorta über einen Katheter zu reparieren (Endovaskuläre Aortenreparatur, EVAR). Hierbei schieben sie den Katheter über die Leistenarterie bis zur Aorta vor und dichten die gerissene Stelle von innen mit einem Stent ab.

Weil die Sterblichkeit bei der Operation hoch ist, wägen die Ärzte vor allem bei einer chronischen, beschwerdefreien Dissektion Nutzen und Risiko immer sehr gründlich ab. Wird eine Aortendissektion nicht gleich operiert, sind halbjährliche Befundkontrollen erforderlich. Nicht selten erübrigt sich eine OP, wenn das Blut im Dissektionsspalt gerinnt und den Spalt wieder verschließt. Dehnt sich die Dissektion im weiteren Verlauf jedoch aus, empfehlen die Ärzte je nach Lage der Aufspaltung die offene chirurgische Operation mit Einsatz einer Gefäßprothese oder die Aortenreparatur mithilfe des Katheters.

Prognose

Trotz der deutlich verbesserten Behandlungsmöglichkeiten ist die Aortendissektion immer noch eine ernste Erkrankung mit schlechter Prognose. Bei Stanford-A-Dissektionen, die nicht operiert werden, beträgt die Sterblichkeit im ersten Monat 50 %. Von den operierten Patienten versterben immerhin noch 20 % im ersten Monat nach der Operation.

Stanford-B-Dissektionen haben eine bessere Prognose: 80–90 % der betroffenen Patienten überleben die nächsten 2 Jahre. Muss allerdings aufgrund von Komplikationen sofort operiert werden, beträgt die Sterblichkeit innerhalb des ersten Monats nach der Operation ebenfalls etwa 20 %.

Ihr Apotheker empfiehlt

Rät der Arzt, mit der Operation abzuwarten, sind folgende Maßnahmen wichtig:

Achten Sie auf normale Blutdruckwerte! Sollten Sie unter Bluthochdruck leiden, kontrollieren Sie den Blutdruck regelmäßig und stellen Sie ihn mithilfe Ihres Arztes auf Werte unter 140/90 mmHg ein. Verhindern Sie Blutdruckspitzen, indem Sie schwere körperliche Arbeit meiden. Besonders wichtig ist auch die Regulierung des Stuhlgangs, Verstopfung und starkes Pressen müssen verhindert werden. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob moderater Ausdauersport für Sie günstig ist. Auch beim Sport gilt es, Blutdruckspitzen zu meiden. Liegen bei Ihnen weitere Risikofaktoren wie Arteriosklerose oder Rauchen vor, packen Sie diese an. Tipps für einen gefäßgesunden Lebensstil finden Sie unter akutes Koronarsyndrom.

E-Auto laden zu gefährlich?: Herzschrittmacher in der Brust

Quelle: apotheken.de | 20.07.2023 | mauritius images / Tetra Images / TGI
 Die stärksten elektromagnetischen Felder entwickeln sich beim Laden eines E-Autos entlang des Ladekabels.Ladegeräte für E-Autos produzieren starke elektromagnetische Felder. Ob das für Menschen mit Herzschrittmachern riskant ist, hat kürzlich eine deutsche Arbeitsgruppe untersucht.

Hochleistungs-Ladestationen besonders kraftvoll
Implantierte elektrische Geräte wie Herzschrittmacher oder Defibrillatoren reagieren empfindlich auf elektromagnetische Signale. Deshalb können elektromagnetische Felder ihre Funktion stören und zu Problemen führen. Zum Glück sind inzwischen die meisten Herz-Geräte so konstruiert, dass sie elektromagnetischen Feldern gegenüber widerstandsfähiger sind.

Bedenken gibt es allerdings bei den neuen Hochleistungs-Ladestationen für E-Autos. Diese erzeugen extrem starke elektromagnetische Felder, die sich vor allem entlang des Ladekabels entwickeln. Ob das für Menschen mit Schrittmachern gefährlich ist, hat jetzt ein Forscherteam untersucht.

Worst-Case-Szenario nachgestellt
130 Personen mit Herzschrittmachern oder implantiertem Defibrillator nahmen an der Studie teil. Sie luden vier vollelektrische Autos auf, eines davon konnte sogar 350 Kilowatt von den Hochleistungs-Ladegeräten abrufen. Um die die größtmöglichen Störungen zu erzeugen, platzierte man das Ladekabel während des Ladens direkt über dem Herzgerät.

Währenddessen wurden die Patient*innen und die Funktion ihrer Geräte genau überwacht. Bei den insgesamt über 560 Ladevorgänge traten keinerlei unerwünschte Ereignisse auf. Nach dem Laden untersuchten die Forschenden die Herzschrittmacher und Defibrillatoren bezüglich Funktion und Programmierung. Auch hierbei waren keine Schäden bei den Geräten zu erkennen.

Laden für Träger von Herz-Geräten sicher
Selbst unter diesem Worst-Case-Szenario fanden sich keine relevanten elektromagnetischen Störungen oder Fehlfunktionen der Geräte, betonen die Forschenden. Sie plädieren dafür, dass das Laden an Hochleitungs-Ladegeräten für Menschen mitn Herzschrittmachern oder anderen Herz-Geräten nicht einzuschränken.

Quelle: EP Europace